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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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Helm und machte einen Satz zur nächsten Säule. Dabei stolperte er. Verflucht. Im letzten Moment zog er das Knie hoch und stemmte es gegen die Säule. Irgendwie schaffte er es, auf den Beinen zu bleiben, ohne die Lampe fallen zu lassen. Die Kniescheibe jubelte. Iwan wandte sich wieder zum Tunnel, von wo dicker Acetylendampf heranwaberte.
    Plötzlich packte ihn etwas an der Schulter.
    Scheiße.
    Es fühlte sich an, als würde sich ein glühender Stab in seine Muskeln bohren. Iwan versuchte sich loszureißen. Sein Gewehr fiel scheppernd zu Boden. Der Fangarm schwang zurück und schleuderte ihn mit dem Rücken gegen die Säule. Dann drückte er ihn langsam immer fester gegen den Marmor.
    Iwan schaute auf seine Hand mit der Lampe, dann auf den Fangarm.
    »Meine Lieblingsbonbons«, sagte er zu dem Fangarm. »Hörst du? Bato-ontschiki.«
    Iwan beugte den Oberkörper zurück, riss seinen Arm los und warf die Karbidlampe mit aller Kraft in den Rachen des Tunnels. Friss!
    Der Fangarm schlang sich um seinen Brustkorb und drückte zu.
    Iwan blieb die Luft weg und der Schmerz schoss aus der Brust in den Kopf. Die Primorskaja verschwamm vor seinen Augen und er hörte nur noch gedämpfte Geräusche, wie unter Wasser.
    In dieser pulsierenden Stille beobachtete Iwan, wie die Lampe in einem schönen, gleichmäßigen Bogen durch die Luft flog und langsam aufs Gleis hinunterfiel. Iwan schloss die Augen. Das war’s.
    Ein greller Lichtblitz.
    Kurz darauf spritzte kochendes Wasser in Iwans Gesicht.
    Als er die Augen wieder öffnete, war alles vorbei. Rauchschwaden zogen über den Bahnsteig. Ihm dröhnten die Ohren und seine Brust schmerzte, als hätte man sie mit einem Vorschlaghammer malträtiert.
    Iwan blickte zu Boden. Zu seinen Füßen wand sich der abgerissene Fangarm. Kaum totzukriegen, das Scheißvieh.
    Er zog sich die Gasmaske vom Kopf und sog gierig die Luft ein. Der Gestank der Primorskaja schlug ihm in die Nase wie ein Fausthieb. Auf seiner Zunge klebte der Geschmack von verbranntem Gummi. Angewidert spuckte Iwan aus. Er tastete sich ab. Arme und Beine waren unversehrt und der Rest – hm, auch noch an seinem Platz. Sein Gesicht brannte und die Schläfen pochten.
    Iwan sah sich um.
    Die Lampe am Helm brannte immer noch. Ein paar Minuten blieben ihm also noch. Er stieg über den Fangarm, bückte sich und holte seinen Helm aus einer Wasserlache. Direkt daneben lag sein Gewehr. Er richtete sich wieder auf, atmete durch und setzte den Helm auf. Er öffnete den Verschluss seines »Bastards«, entnahm die Patrone und goss das Wasser heraus. Zu Hause standen Gewehr putzen und Patronen trocknen an. Gut, dass die Kalaschnikow so robust war, mit der konnte man notfalls auch so schießen. Für alle Fälle wechselte Iwan das Magazin, lud durch und sicherte die Waffe.
    Die Oktopussuppe hatte ihn seine Karbidlampe gekostet. Und die LED pfiff aus dem letzten Loch.
    Jetzt aber schnell.
    Iwan begutachtete sein Werk am Tunnelausgang. Die Decke war versengt, die Marmorplatten verrußt, das Moos verbrannt und das Wasser dampfte. Von dem Kraken war nur noch ein verkohlter Brei übrig. Kein Wunder, die Flammen waren über tausend Grad heiß gewesen. Mit einem Acetylenbrenner konnte man Metall schneiden. Iwan blieb nicht länger stehen, um keine Zeit zu verlieren. Raschen Schrittes ging er am Bahnsteigrand entlang. In der Wand zur Rechten befand sich eine Stahltür mit der Aufschrift »W2-PIIA«. Iwan hob das Gewehr und zog die Tür zu sich heran. Die rostigen Angeln quietschten jämmerlich.
    Die Luft war rein.
    Iwan trat über die Schwelle. Früher war dies ein Ruheraum für das Stationspersonal gewesen, später richtete man ihn als Kommandantenzimmer ein. Drinnen stand ein durch die Feuchtigkeit völlig verzogener Schreibtisch. Darauf lagen einige alte, mit Schimmel überzogene Zeitschriften. Bei anderer Gelegenheit hätte Iwan sie sich genauer angesehen, doch dafür war nun keine Zeit. Der Schein der Lampe wanderte weiter. An der Wand hing ein Schild mit der Aufschrift »Raucherzone«. Weiter! Entlang der Wand – graue Schränke, ein Regal …
    Endlich, der grüne Metallkasten, ursprünglich wohl für Zivilschutzausrüstung gedacht. Iwan versuchte ihn zu öffnen – keine Chance, eingerostet. Er schlug das Schloss mit dem Gewehrschaft auf und schaute hinein.
    Immerhin, er hatte sich nicht geirrt.
    Endlich. Iwan griff in den Kasten und holte heraus, was sich darin befand. Dann betrachtete er seinen Fund lange und vergaß dabei völlig seine

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