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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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lächelten, in Räumen, in Schwimmbädern, Geschäften, dann, je weiter man sich durch die Serie klickte, mit immer weniger Kleidern an den Leibern, endlich ganz nackt, in erotische Spielereien versunken. Manche dieser Bilder mochten aus dem Internet stammen, die meisten indes machten den Eindruck biederer Heimarbeit, Tauschmaterial, Lockstoff eben. Sarkovy hatte sie sich ergaunert, wie auch immer, er konnte das, es war sein Beruf, Menschen zu übertölpeln.
    Immerhin hatte er seine Mails in regelmäßigen Abständen gelöscht, nicht aber sein Adressbuch bereinigt, der Idiot. Bentner fand sofort, was er suchte: [email protected]. Mehr Informationen brauchte eine Visitenkarte nicht zu enthalten, eine routinierte Googlesuche, eine Facebook-Seite, dazu das Bild eines nackten Kindes vor identifizierbarer Kulisse, ein Jungmädchenzimmer halt, das Eltern, Geschwister, Freundinnen sofort wiedererkennen würden, und keine Mühe hätten, das kopflose Geschöpf auf dem Bild zu komplettieren. Überleg dir das, Mädilein. Kommt nicht gut. Gibt Ärger. Sie werden dich auslachen. Du kannst dich nirgendwo mehr sehen lassen. Also zieh das und das an und komm ins Hotel. Pappi wartet auf dich.
    Sollte er es tun? Der Bildschirm lachte ihn an, die putzigen Icons, wenige nur, hier hielt Sarkovy auf Ordnung und Sauberkeit. Bentner öffnete ein Worddokument, tippte »Mädilein, *grinsel*«, formatierte groß und fett und knallrot. Eine angenehme Überraschung.
    So etwa. Genau so.
    Er wartete nicht auf Michael, es gab nichts, worüber sie hätten reden können. Sarkovy musste seine Wohnung gestern Abend überstürzt verlassen haben, möglicherweise hatte er telefoniert, ein Hotelzimmer an Heiligabend, ein verwirrter Gast mit Handgepäck. Jedenfalls hatte er im Internet nach Unterkünften gesucht, zuletzt war Michael auf der Seite einer kleinen Pension am Stadtrand gelandet, Bentner notierte sich die Adresse.
    Und stieg dann die Treppe hinauf, langsamer und schwerfälliger als vorhin Frau Maugk. Selbst in der Küche standen Vitrinen mit edlem Porzellan, tatsächlich nur Vasen, die meisten mit Blumendekor, aber natürlich ohne Blumen. Einen Moment lang der Wunsch, jedes der Stücke in die Hand zu nehmen und fallen zu lassen. Aber wozu. Das war keine Strafe und, ja, Lisa hatte Recht. Keine Strafe. Und auch Herr Schneider hatte Recht. Einfach leben lassen.
    Es musste eine schreckliche Nacht für Michael Sarkovy gewesen sein. Die Bilder von Alina im Kopf, und gewiss hatten sie ihn zunächst fasziniert, hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich alles aus der Nähe zu betrachten, sich vorzustellen, wie es sein würde, einen hilflosen Menschen zu beherrschen oder zu beobachten, wie er beherrscht wurde.
    Bentner wusste nicht, ob Sarkovy widerfahren war, was er und Lisa und Alina erlitten hatten. Wohl nicht, aus einem noch unbekannten Grund. Er hatte einfach weitergelebt, das war es. Layla-Anne vergessen, eine Episode aus der Fiktion, eine Laune des Digitalen, der Verbindung elektrischer Synapsen, wie ein Traum eben, der ja nichts anderes ist als biochemische Willkür, die sich zu obskuren Filmen fügt. Ein Traum also. Alina gefesselt am Bett, du kannst mit ihr machen, was du willst. Davon hatte Sarkovy geträumt, und dann dämmerte ihm, dass hier ein wirklicher Mensch durch die Stadt streifte und die Träume inszenierte, sich sein Personal aus der Firma PixBiz rekrutierte und einen verdammt guten Grund dafür haben musste, einen konkreten Hass.
    So ungefähr. Bentner flanierte durch die Wohnung, ein Museumsbesucher, der sich an der Schönheit, der Zerbrechlichkeit von Porzellan ergötzte. Er lauschte. Er sah auf die Uhr. Eine dreiviertel Stunde war vergangen, der Gottesdienst neigte sich dem Ende zu und aus irgendeinem Grund glaubte Bentner, Weihwasser zu riechen. Wenn Sarkovy schlau war, würde er kommen, solange seine Wirtin zu Gott betete. Ich muss verschwinden, dachte Bentner. Ich will nicht strafen. Ob Frau Maugk gleich nach der Kirche heimging? Oder mit Freundinnen schwatzte, den geduldigen Herrn Pfarrer in Glaubensgespräche verwickelte? In der Pfarrbibliothek aushalf? Bentner wusste es nicht, Sarkovy würde es wissen.
    Er überlegte sich, Sarkovys Dateien auf den USB-Stick zu übertragen, verwarf es sofort wieder. Ein Ordner mit dem Namen »Chat« fiel ihm auf, er öffnete ihn, fand Dutzende von Word-Dokumenten, in denen Michael Gespräche aus diversen Chats kopiert hatte. Mehr als 1000 Seiten. Bentner zückte den Stick, sicherte den

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