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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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rollte mir über die Wange.
    »Alles okay?« Nick klemmte sich den Koffer zwischen die Knie und griff nach meinem Arm. Ich zog meinen Arm weg und suchte in meiner Tasche nach einem Taschentuch. Nick bot mir ein sauberes, weißes, zusammengefaltetes Baumwolltaschentuch an. Es roch nach frischer Wäsche, nach sauberen, gemangelten Laken.
    »Danke. Dieser verfluchte Baustaub. Dieser Stadt geht’s erst wieder gut, wenn das vorbei ist.« Ich wischte mir die Augen und beschirmte sie mit der flachen Hand vor der Sonne.
    »Ich wußte gar nicht, daß du verheiratet bist, George.«
    »Ich versuche auch, es nicht mehr zu sein. Und du?« Ich reichte ihm sein verschmiertes Taschentuch zurück und sah mich von neuem nach einem Taxi um.
    »Ich? Nein. Hör mal, es tut mir leid, ich wollte nicht...«
    Ich unterbrach seine Entschuldigung und schrie: »Taxi!« Gleichzeitig winkte ich mit erhobenem Arm einem Taxi auf der anderen Straßenseite zu. Es bremste jäh unter wütendem Gehupe, und wir beide rannten durch den Gegenverkehr darauf zu.
    »Ich brauche die Bilder so schnell wie möglich, Nick. Das geht sicher auf die Titelseite. Die Firma muß in der ganzen City die einzige sein, die ihre Computer effektiv dazu verwendet hat, den Crash vorherzusagen und schleunigst zu kapitalisieren. Kurz, Broadwick & Klein haben offenbar ein Vermögen gemacht«, sagte ich, ohne ihn anzusehen, und drückte meinen Rücken in den harten Ledersitz des Taxis, als der Fahrer drehte und dann in eine schmale Seitengasse einbog.
    Ich merkte, daß Nick mich eine Weile anschaute, bevor er sagte: »Hey, du hast gute Haut, weißt du das? Du würdest dich gut fotografieren lassen,«
    Ich machte mir nicht die Mühe, den Blick vom Fenster abzuwenden. »Komisch«, sagte ich, »ein Freund hat mir kürzlich gesagt, meine Haut sähe scheußlich aus.«
    Eine Pause folgte.
    »Und wem glaubst du?«
    »Meinem Freund natürlich.«
    Ich hörte, wie er ein Streichholz anriß und inhalierte.
    »Tut sehr weh, was, Georgina?«
    »Tut sehr weh.«
    Wir sprachen nicht mehr, bis das Taxi in der Old Compton Street anhielt. Ich ließ ihn bezahlen.
     

  Es war sechs Uhr, und ich hatte mein letztes Telefonat erledigt. Der Verkehr grollte lärmend die Old Compton Street herauf und durch jede kleine Seitenstraße von Soho, die hineinmündete. Straßenerfahrene Angestellte begannen sich zu sammeln und füllten dekorativ die hellen neuen Schaufenster-Brasserien. Es wurde allmählich dunkel draußen. Ich schaute hinauf zu den schmierigen Fenstern der Redaktion, in denen sich die blinkenden blauen und rosafarbenen Lichter der eher schmuddeligen Clubs in der Brewer Street spiegelten. Das Dröhnen von Motoren und Musik drang zu meinem Fenster herauf, und mit ihm der Geruch von dunklem, gemahlenem Kaffee, asiatischer Küche und Dieseldunst. Ich wurde langsam hungrig.
    Ich beschloß, etwas zu essen und dann nach Hause und ins Bett zu gehen, aber als ich gerade aufstehen wollte, klingelte das Telefon.
    »Georgina Powers«, sagte ich müde und klemmte mir den Hörer unters Kinn, während ich auf meinem Schreibtisch nach Papier und Bleistift suchte.
    »Hi, ich bin’s.«
    Es war Warren, und zu spät fiel mir seine Nachricht ein. »Warren, es tut mir wirklich leid, daß ich mich nicht gemeldet habe, aber ich hatte so viel zu tun...«
    »Jaa, jaa.«
    »Nein, wirklich, glaub mir, hier war der Teufel los nach dem Crash, und Montag abend mußte ich mit Charlie in die Kneipe, um ihm zu helfen, seinen Kummer zu ertränken. Er hatte ziemlich schlechte Neuigkeiten.«
    »Jaa?«
    Es war harte Arbeit.
    »Warren... er hat fünfzigtausend Pfund bei dem Crash verloren.«
    »Oje, oje.«
    Ich sagte nichts mehr. Warren konnte manchmal ein eiskalter Mistkerl sein.
    »Hast du heute abend Zeit für mich?« fragte er.
    Ich seufzte. Was ich eigentlich nötig hatte, war ein anständiges Begräbnis. Meine Augenlider waren schwer von Müdigkeit im Endstadium, und als ich durch den Dunst von Luftmüll über den Büromaschinen blickte, stellte ich mir die Seligkeit einiger Stunden einsamen Vergessens vor, hervorgebracht mit Hilfe einer halben, vielleicht auch einer ganzen Flasche trockenen Weißweins. Tief unter der Steppdecke vergraben, in einem stillen dunklen Zimmer, würde ich die Nacht verbringen, gleichgültig gegen und ungestört durch alles, was passierte - in meiner Straße, in meiner Stadt, in meinem Land, in meiner Welt. Nichts und niemand würde mir noch mehr Fakten oder Fiktionen in den Kopf pressen. Ich

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