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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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wollte nicht mehr kommunizieren. Ich wollte mich nirgends mehr einloggen. Ich wollte meine Sinne völlig ausschalten, stillegen, daß sie nur noch summten: »Der Himmel ist ein Ort, wo nichts je geschieht.« Ich brauche eine Pause, Gott, betete meine innere Stimme. »Noch da?« fragte Warren.
    »Oh, sorry... da sprach gerade jemand mit mir. Ja, ja, natürlich... wir treffen uns in anderthalb Stunden zu Hause, okay?«
    »Cool. Okay.«
    Ich bin’s ihm schuldig, erklärte ich meiner inneren Stimme.
    Er wartete ungeduldig vor meiner Wohnungstür, als ich kam. Ich schloß auf, und er folgte mir hinein. Es war ein bißchen unordentlich im Zimmer, aber ich tat, als bemerkte ich den Ausdruck von Abscheu auf Warrens Gesicht nicht, und ging geradewegs in die Küche. Es war unausweichlich, daß er mich auf alles aufmerksam machte.
    »George, sieh dir diese Bude an.« Er stand mitten im Wohnzimmer, die Arme ausgebreitet wie eine versteinerte schwarze Madonna.
    »Na und?« antwortete ich, drehte ihm den Rücken zu und machte den Kühlschrank auf, um herauszuholen, was von einer alten Flasche Weißwein noch übrig war. Er kam in die Küche und faßte mich beim Arm.
    »Ich muß mit dir reden, Georgina.«
    »Worüber?« fragte ich müde.
    »Über das hier, über dich...« Er zeigte auf die schmuddeligen Stellen in der Küche und dann durch die Tür ins Wohnzimmer, und schließlich stach er mit dem Zeigefinger nach mir - nach der Schmuddeligkeit in Person. Ich hob die Hand, um den Strom seiner verschwendeten Worte zu stoppen. »Ausgeschlossen. Du hältst mir heute abend keinen Vortrag. Wenn du ausgehen willst, okay, dann gehen wir aus, aber du hältst mir keinen Vortrag. Mir reicht’s. Wenn dir mein kleiner Kaninchenbau nicht paßt, dann hau ab in deinen eigenen.« Ich trat um ihn herum und suchte im Schrank nach einem Glas. Dann drehte ich ihm den Rücken zu und zerrte wütend an dem Korken in der Weinflasche.
    »Laß ihn drin«, sagte er eisig und hielt meine Hand fest. Ich drehte mich langsam um. Seine Gesichtshaut war angespannt vor lauter Wut. Feine, cremig weiße Gänsehaut war zu beiden Seiten seines dunklen, abwärtsgebogenen Mundes erschienen. Wir starrten einander mit hartem Blick ab, wie ein Mungo und eine Schlange.
    Entnervt versuchte ich meine Hand wegzuziehen, aber sein eiskalter Griff wurde nur noch fester.
    »Nein«, sagte er.
    »Was ist in letzter Zeit los mit dir? Laß mich in Ruhe, ja?« zischte ich erbost. »Du bist nicht meine verdammte Mutter. Jetzt... verpiß dich.«
    Er trat zurück, und sein Mund verbreiterte sich zu einem bräunlichen rosigen, sarkastischen Grinsen. Er streckte seine strammen, schmalen Hüften vor und legte die langen Hände darauf.
    »Nett. Sehr nett. Richtig rebellisch, wie? Die arme, feine kleine Schiffbrüchige, wie sie dahintreibt, bis an die Ohren abgefüllt mit beschissenem Alk und Selbstmitleid. Guck dich doch an. Guck dir das alles hier an, diese... diese Scheiße hier drin... und hier drin.« Er tippte sich an die Stirn und schob mir sein dunkles Gesicht entgegen, bis es nur noch zwei Fingerbreit vor meinem war. »Stört es dich überhaupt nicht, daß es stinkt in dieser Bude? Daß es stinkt nach deinen ungelüfteten Klamotten und faulem Müll? Und nach altem Alk? Stört es dich nicht, daß du dich seit Tagen nicht mehr gebadet und nicht mehr umgezogen hast? Stört dich das nicht? Was ist los? Schaut dich keiner an und kümmert sich?«
    Er machte kehrt und stapfte ins Nebenzimmer.
    »Du bist ’ne Witzfigur, George.«
    Ich riß die Augen weit auf vor Wut und Fassungslosigkeit. Die Antworten, die ich ihm geben wollte, wären mir sicher noch eingefallen, aber zu einem sehr viel späteren und irrelevanten Zeitpunkt. Statt dessen imitierte ich mit einer Stimme, die vor Hilflosigkeit schrill war, seinen höhnischen Londoner Tonfall: »’ne Witzfigur, George!«
    Er wollte schon hinausgehen, aber er schaute sich noch einmal um. »Ja, schön, wahrscheinlich ist dein Nobelakzent das einzige, was dir von deiner ganzen Klasse noch übriggeblieben ist, he?«
    Ich stand allein in der Küche und hörte, wie die Tür aufging und zuknallte. Es war so totenstill in der Wohnung, wie ich es mir kurz vorher gewünscht und gebraucht hatte. Laut plätschernd goß ich mir ein Glas Wein ein und hob es an die Lippen. Der Wein war sauer, und kochend vor Wut spuckte ich das ganze Zeug in die Spüle, schüttete den Rest hinterher und warf zuletzt das Glas dazu, daß es spritzte und klirrte.
    Ich preßte

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