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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Intensität und Begeisterung.
    Es sollte für sie einer der lebendigsten Unterrichtstage überhaupt werden, allerdings auch einer der anstrengendsten.

     
    *

     
    Der Fahrer des Taxis war einer jener Typen, die das Klischee des hässlichen Wieners in jeder Beziehung eindrucksvoll bedienten.
    Auf dem Weg zum Postamt 1190 in der Würthgasse, Palinski wollte auf der Fahrt in der Stadt schnell eine für ihn hinterlegte Postsendung abholen, war zunächst noch alles ganz in Ordnung. Nachdem das Taxi in die Gatterburggasse eingebogen war, blockierte allerdings ein ausparkendes Fahrzeug kurz die Fahrbahn.
    »Die Jidlacks san bei Weitem die miesesten Autofohra«, stellte der Taxler ungefragt fest. Palinski war sich zunächst nicht sicher, ob er richtig verstanden hatte und ob das, was er gehört hatte, auch das bedeutete, was er befürchtete.
    Inzwischen hatte der schwarze Minivan die Straße aber wieder freigegeben, und die Fahrt ging weiter.
    »Is Ihna scho amoi aufgfoin, doss die Autos von die Judn die meistn Blechschädn von oin ham?«, wollte der Fahrer jetzt wissen und räumte damit jeden hinsichtlich seiner ersten Aussage verbliebenen Zweifel aus.
    Nun war Palinski kein Streithansl, der jeden Anlass sofort freudig aufgriff. Aber er ging peinlichen Diskussionen auch nicht aus dem Weg, wenn sie geführt werden mussten – wie dies im gegenständlichen Fall geboten zu sein schien.
    Allerdings war er, wie er sich später verschämt eingestehen musste, von dem eben Gehörten derart verblüfft, dass ihm die richtigen Worte fehlten.
    Da war nicht nur der antisemitische Tenor, der ihm zu schaffen machte, sondern auch die wahnwitzige Vorstellung, dass ein Mensch, in concreto dieser … Taxifahrer, auf gut zehn Meter Entfernung und durch verdunkelte Scheiben hindurch nicht etwa nur das Geschlecht oder vielleicht auch Alter des Lenkers feststellen konnte. Nein, mitnichten. Er konnte angeblich sogar sein religiöses Bekenntnis erkennen. Und dann die Schlussfolgerung hinsichtlich des Schadensverlaufes bei Fahrzeugen von Haltern der Glaubenszugehörigkeit anhand eines offensichtlich völlig unbeschädigten Fahrzeuges. Das war eine wirklich ›beeindruckende‹ Leistung gewesen.
    Nach dem kurzen Stopp am Postamt ging es weiter. Sowohl in die Stadt als auch mit den ungefragten Kommentaren. Diesmal hatte sich der ›Experte‹ die Grünen vorgenommen. »Des san die reinstn Ökonomiefaschisten«, stellte er fest und meinte damit andiskutierte Forderungen wie Geschwindigkeitsbeschränkungen, City-Maut und die Beseitigung der Steuerbegünstigung für Dieseltreibstoff. Dieser Themenmix war auch schuld daran, dass Palinski nicht ganz klar war, ob es sich bei den ›Ökonomiefaschisten‹ um einen simplen Lapsus Linguae handelte oder um eine eher raffinierte Wortschöpfung, die man bisher in Verbindung mit jenem gesellschaftspolitischen Lager kaum gehört hatte.
    »Diese asozialen Typen treibn die aunständign klan Leit no in den Ruin«, fasste er schließlich den Tenor seiner Vorwürfe zusammen. »Und die vün Auslända, di di im Lond haum woin. Dabei nemmans den unsern die bestn Jobs wega. Ma muass jo nua amoi schaun, wüvü Auslända allanich bei da UNO orbeitn.« Oh Gott, wenn Dummheit wehtäte.
    Schließlich attackierte der streitbare Mensch auch noch die kürzlich eingeführte gesetzliche Verpflichtung des Fahrens mit Licht am Tage als unsinnige Geldverschwendung. In diesem Punkt, und nur in diesem einen, war Palinski übrigens derselben Meinung. Dennoch eröffnete ihm gerade dieses Thema eine Möglichkeit.
    »Sie wissen aber schon, dass wir diese Regelung dem Energieminister verdanken, der von der Partei Ihres Vertrauens gestellt wird«, hielt er dem Fahrer vor.
    »No jo«, versuchte der erstaunlicherweise etwas in die Ecke gedrängt wirkende Chauffeur zu relativieren. »Des ham erm seine Berater hoit eingredt.«
    »Aber unterschrieben hat er es, und damit trägt er auch die Verantwortung dafür«, beharrte Palinski.
    »Ah so«, der Gedanke schien dem Kerl neu zu sein. »Na jo, wenn des so is, daun is da Minister a a Oaschloch.« Das war wenigstens konsequent gedacht und damit direkt erfrischend.
    Inzwischen hatte das Taxi das von Palinski angegebene Ziel, das ›Herrenmodehaus für den gestandenen Mann‹, erreicht und angehalten.
    »Des mocht 14,40«, gab das Wiener Original, Gott beschütze die Stadt vor solchen Kleinoden, bekannt. »Brauchn’s a Rechnung?«
    Palinski brauchte keine. Dagegen kramte er verdächtig lange in seinem

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