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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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wegen dieser gegensätzlichen Angaben war die ›Suppe‹ gegen seinen Mandanten doch ›sehr dünn‹ und rechtfertigte nach Ansicht des Anwalts absolut keine weitere Sicherungshaft.
    Optimistisch und mit einem Liedchen auf den Lippen, betrat Grissly das Gerichtsgebäude, um mit dem Paternoster in den zweiten Stock zu fahren.

     
    *

     
    Palinski war selig. Wenn man erst einmal den Schock überwunden hatte, in einem Fachgeschäft für Übergrößen einkaufen zu müssen, dann war man hier wahrscheinlich ganz gut aufgehoben. Es gab in diesem Laden sogar Markenware, auch wenn die Marken kaum einer kannte außer den Bladen und denen, die auf dem Weg dazu waren. Da Palinski viele negative Eigenschaften hatte, Eitelkeit aber kaum dazuzählte, störte ihn der Mangel an Armani, Boss oder wie immer die ach so begehrten Labels auch heißen mochten, nicht im Geringsten. Hauptsache war, der Anzug passte, möglichst ohne Änderungen, denn er musste ihn schon übermorgen tragen. Und er sollte, na, mindestens die kommenden zehn Jahre halten, damit sich Palinski bei den nächsten Hochzeiten nicht wieder neu einkleiden musste.
    Eine freundliche Verkäuferin, die – und das war sehr geschicktes Marketing – ebenfalls einige, allerdings recht appetitliche Kilos zu viel herumschleppte, konnte ihm gleich fünf Anzüge zeigen, die für ihn und seine Anforderungen infrage kamen. Eine nette, aber überflüssige Fleißaufgabe, denn Palinski hatte sich sofort für den ersten Anzug entschieden und war auch bei dieser Entscheidung geblieben. Dazu ein Hemd, ein Gürtel, der den neuen Dimensionen angepasst war, und … na ja, auch noch eine Krawatte. Seine hatte einen Fleck, war mindestens zehn Jahre alt und daher modisch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Immerhin hatte sich seine schöne zukünftige Frau einen einigermaßen feschen Mann verdient. Zumindest mit einem Bindl ohne Flecken darauf.
    Zufrieden holte Palinski die beiden 500-Euro-Scheine heraus, die er extra für diesen Zweck von der Bank geholt hatte, und reichte sie der Dame an der Kasse. Mit einer gewissen Grandezza, denn es war das erste Mal, dass er einen so großen Schein in Händen hielt. Und dann gleich zwei davon.
    Die ältere, etwas üppige Kollegin der Verkäuferin, die ihn bedient hatte, tippte den Rechnungsbetrag ein, öffnete die Geldlade und blickte etwas verunsichert auf. »Herta«, rief sie in den Raum, »komm schnell einmal her!« Dann sah sie Palinski bittend an. »Können wir Ihnen vielleicht einen Kaffee anbieten? Uns ist leider das Wechselgeld ausgegangen. Herta muss nur kurz auf die Bank gehen, wechseln.«
    Sie deutete beim Fenster hinaus zur Filiale der Austria Kredit auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo sich eine andere Person gerade Bares aus dem Geldautomaten neben dem Eingang holte.
    »Danke, keinen Kaffee«, lehnte Palinski freundlich ab. »Das bisschen Warten macht mir aber nichts aus«, beruhigte er.
    Fünf Minuten später war Herta wieder zurück, und der Kunde erhielt sein Wechselgeld, einen Hunderter, einen Fünfziger und einen Zehner. Alle Banknoten brandneu und nicht gefaltet oder zerknittert. So richtig frisch aus der Presse. Oder aus dem Bankomaten.
    Palinski überkam es beim Anblick der Scheine siedend heiß. Konnte es sein, dass Marika Sanders das Geld für die Pizza erst vom Geldautomaten hatte holen müssen? Lorenzo hatte von einem jungfräulichen 50-Euro-Schein gesprochen. Auf den er zwei reichlich zerknitterte Zwanziger herausgegeben hatte. Palinski erinnerte sich, dass sich, genau wie hier auch, gegenüber dem Hause der Sanders eine Bankfiliale mit Geldausgabeautomaten neben dem Eingang befand. Sogar von derselben Bank, der Austria Kredit, falls er sich nicht irrte.
    Verzweifelt suchte er sein Handy, hatte es aber offenbar im Taxi liegen gelassen. Na denn, Shalom. Von der miesen Type war sicher nicht zu erwarten, dass sie sich bemühen würde, ihm das gute Stück zu retournieren. Na, was sollte es, solange nicht mehr passierte.
    »Entschuldigen Sie«, er wandte sich an Herta, »könnte ich wohl Ihr Telefon benutzen? Ich habe mein Handy …«
    »Aber natürlich.« Die junge Frau schob ihm den Apparat hin. Einem Kunden, der eben mehr als 800 Euro abgeliefert hatte, konnte man diese kleine Bitte kaum abschlagen.
    »Möchten Sie jetzt vielleicht einen Kaffee?«
    Palinski nickte ergeben. Warum eigentlich nicht? Dann rief er seinen Mobiltelefonbetreiber an, um seine SIM-Karte sperren zu lassen, blieb aber in der Warteschleife

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