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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Geldbörsel herum. »Sehn Sie, mei Freind«, sagte er dann in einer Diktion, die man wohl für Jiddisch halten sollte. »Wir Jidlacks san net nur schlechte Autofahrer, wir san no viel schlechtere Schmattesgeber. Shalom.«
    Dann drückte er dem etwas dumm aus der Wäsche blickenden Taxler den auf den Cent genau abgezählten Fuhrlohn in die Hand und stieg aus.
    Es war schon seltsam, sollte es Palinski etwas später durch den Kopf gehen. Falls ein Autor je den Mut haben sollte, Szenen wie die mit dem Taxler oder einen Dialog wie jenen im Kaffeehaus zu Papier zu bringen, jeder Leser würde meinen, schlimm, diese überbordende Fantasie. Der Kerl übertreibt doch maßlos.
    Aber ehrlich, Leute, so was erfand man nicht einfach, so was kam wirklich vor. Niemand würde sonst wagen, es aufzuschreiben.

     
    *

     
    Während das PGÖ in einer improvisierten Pressekonferenz die ›meuchlerische Tat‹ beklagte, aus dem ›Eisernen Besen‹ posthum eine Lichtgestalt à la Jungfrau von Orleans zu machen versuchte und den Untergang von Demokratie und Rechtsstaat an die Wand malte, fällten die Spitzen der beiden großen Parteien und der Grünen auf Initiative Letzterer einen historischen Beschluss.
    In einer gemeinsamen Blitzaktion wollten sie für den heutigen Abend zu einer Demonstration aller aufrechten Bürger für ›Freiheit und Recht‹ und gegen das ›Diktat der Gewalt‹ aufrufen.
    Als Höhepunkt der Veranstaltung sollte Nora Bender-Nicerecs gedacht werden, des ersten politischen Opfers seit 1965.
    Diese Übereinkunft war den gerade in diesen Tagen mehr denn je in gegenseitigen Gemeinheiten verstrickten Häuptlingen nicht leichtgefallen. Schließlich hatten aber die Bedenken Albert Imhausens, des ehemaligen Rektors der Wiener Uni und jetzigen Chefs der Grünen, die Initiative zu dieser ›Manifestation gegen die Gewalt‹ nicht dem rechten Rand des politischen Spektrums zu überlassen, den Ausschlag gegeben. Und es war gut so, denn als in den Mittagsnachrichten erstmals zu den um 20 Uhr gleichzeitig in Wien und den Landeshauptstädten geplanten Gedenkmärschen aufgerufen wurde, war das PGÖ gerade dabei, mittels Eilmeldung an die Presseagenturen ein ähnliches Vorhaben für den darauffolgenden Abend anzukündigen. Was es aber nach dem Anruf eines Reporters mit der Bitte um Stellungnahme zum Aufruf der drei Parteien stocksauer und zähneknirschend rasch wieder bleiben ließ.
    Es war schlimm genug, zwei Wochen vor der Wahl eine attraktive Kandidatin zu verlieren, noch dazu auf diese schreckliche Weise. Aber dann auch noch durch die politischen Gegner der Möglichkeit beraubt zu werden, daraus zumindest etwas politisches Kapital zu schlagen, war der Gipfel an Perfidie. Paul Nordbuck, der Listenführer und Chef der ›Wahren Freien‹-Partei, schäumte und schwor sich, es diesen krötenköpfigen Ungustln von anderen Parteichefs schon noch zeigen zu wollen. Diese arroganten Pimpfe, die ihn nicht ernst nahmen und sich hinter seinem Rücken lustig über ihn machten.
    Und das Schlimmste war: Im vorliegenden Fall konnte er ihnen seine Meinung über diesen miesen Schachzug nicht einmal ins Gesicht speien. Im Gegenteil, er würde sogar böse Miene zum guten Spiel machen und an der Veranstaltung teilnehmen müssen. Immerhin war Nora ja seine Kandidatin gewesen.
    Aber ihm würde bis dahin noch etwas einfallen. So sprang man mit einem Nordbuck einfach nicht um. Mit ihm nicht, nein, wirklich nicht. Schließlich war er dem kleinen Mann verpflichtet und hatte die Interessen der aufrechten Österreicher und Österreicherinnen wahrzunehmen. Und die waren alle mit ihm beleidigt worden.
    Hoppla, jetzt musste er wirklich anfangen achtzugeben. Fast hätte er den Quatsch, den er täglich verzapfte, schon selbst geglaubt.

     
    *

     
    Während sich die Polizei auf ausdrückliche Anweisung von höchster Stelle, wie jetzt ohne nähere Erläuterung bekannt geworden war, vorrangig um den Fall Bender-Nicerec zu kümmern hatte, war Rechtsanwalt Dr. Herwig Griesbach unterwegs, um seinen Mandanten Lorenzo Bertollini aus der Untersuchungshaft zu bekommen.
    Er war auf dem Weg zum Gericht, um die Aufhebung der Untersuchungshaft mangels weiterer Indizien zu beantragen. Immerhin bestand kaum Flucht- und keine Verabredungsgefahr und auch keine Gefahr, die Tat zu wiederholen oder irgendwie abzuschließen. Außerdem stand immer noch nicht fest, worauf eine allfällige Anklage überhaupt lauten sollte. Und zu den Widersprüchen in den Aussagen: Trotz oder gerade

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