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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Spuren zerstörte oder ungewollt Beweismaterial vernichtete.
    Wallner wusste sich in der Situation nicht anders zu helfen, als einerseits weitere 20 Beamte abzustellen, die darauf achten sollten, dass die Zivilisten nicht zu viel Unfug anstellten. Diese Unterstützung musste er sich allerdings erst bei mehreren Kommissariaten zusammenbetteln. Andererseits forderte Wallner von der PR-Abteilung des Präsidiums einige fremdsprachenkundige Öffentlichkeitsarbeiter und -arbeiterinnen an, die den in- und ausländischen Teilnehmern mit fachlichen Erklärungen zur Verfügung stehen sollten.
    Als die vier Gruppen, vergleichbar dem 1. Mai oder zu Fronleichnam, so durch den Bezirk zogen, sah das Ganze aus wie ein höchst erfolgreicher Tag der offenen Tür bei der Wiener Polizei. Der noch dazu weit mehr Aufmerksamkeit in den Medien fand als jede Veranstaltung des Korps zuvor. Am Abend wurde Wallner sogar vom Polizeipräsidenten persönlich angerufen und zu dem großen publizistischen Erfolg beglückwünscht. Man war sehr zufrieden mit der Arbeit des Chefinspektors und froh über das äußerst positive Echo in den Medien.
    Dass der Tatort trotz intensivster Bemühungen der Polizei und zuletzt mehr als 1.200 zivilen ›Helfern‹ aus welchen Gründen auch immer nicht gefunden worden war, spielte wegen des medialen Erfolgs schlussendlich keine große Rolle mehr.

     
    *

     
    Der Tatsache, dass Grissly dem Sohn eines Vorstandsdirektors der Austria Kredit vor einigen Jahren bei Gericht aus einer größeren Bredouille geholfen hatte, war es zu verdanken, dass dem Wunsch des Anwalts, das Überwachungsband vom 20. Oktober sehen zu können, nach einem Anruf sofort entsprochen wurde. Und nicht nur das. Der nach wie vor dankbare Vater hatte auch veranlasst, dass eine Kopie des Bandes angefertigt und dem Anwalt gleich darauf per Boten zugestellt wurde.
    Da vier Augen mehr sahen als nur zwei, wartete Grissly mit der Filmvorführung bis zum Eintreffen Palinskis, den er informiert und der ihm sein sofortiges Kommen zugesagt hatte. Ein zweiter, wahrscheinlich viel wesentlicherer Grund für das Zuwarten war allerdings der Umstand, dass der Anwalt – ehrlich – nicht genau wusste, was sein Freund und ›Matula‹ darauf eigentlich zu sehen erwartete. Und inwieweit seine Beobachtungen, falls er überhaupt welche machte, zur Entlastung seines Mandanten beitragen sollten. Diesen zweiten Grund wollte Griesbach aber nicht zugeben, nicht einmal sich selbst gegenüber.
    Apropos Mandant. Das Gericht hatte dem Antrag auf Aufhebung der Untersuchungshaft zugestimmt. Mit einem bürokratischen Trick, einem Formfehler, der … na ja, der halt eingetreten war, hatte die Staatsanwaltschaft allerdings eine Verzögerung der Freilassung Lorenzos erreicht. Der arme Junge musste jetzt eine weitere Nacht hinter Gittern verbringen, würde aber morgen früh entlassen werden.
    Grissly freute sich schon auf das Gesicht, das Palinski machen würde, sobald er die gute Nachricht vernahm. Und auf das eventuell zu erwartende köstliche Essen.
    Kurz nach 16 Uhr traf Palinski dann endlich ein. Er freute sich vor allem darauf, Mamma Maria die frohe Botschaft bald persönlich überbringen zu können. Dann ging es endlich los. Da außer Streit stand, dass Lorenzo die Pizza kurz nach 23 Uhr geliefert hatte, spulte Grissly das Band so weit vor, bis die am Band eingeblendete Zeit mit der 23 anfing.
    Das, abgesehen von sich gelegentlich vorbeibewegenden Fahrzeugen und Passanten, statische Bild zeigte den Bereich vor dem Geldautomaten sowie im Hintergrund die Eingangstür des genau gegenüberliegenden Hauses der Sanders. Zunächst folgten fünf Minuten und 36 Sekunden, deren dramaturgischer Höhepunkt das Passieren des stadtauswärts fahrenden Linienbusses darstellte. Dann kam der erste Bankkunde, ein offensichtlich betrunkener junger Mann, der vorerst Schwierigkeiten hatte, mit seiner EC-Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz zu treffen. Nach drei vergeblichen Versuchen wollte der Mann, dessen Fahne man fast riechen konnte, schon aufgeben, versuchte es aber doch noch einmal. Und … bingo!
    Darauf folgten weitere sechs Minuten nervenzerfetzenden Nichtgeschehens, bevor es plötzlich Schlag auf Schlag ging.
    Während sich eine ältere Frau etwas umständlich daranmachte, dem Automaten einige Scheine zu entlocken, kam Bewegung in den Hintergrund des Bildausschnittes. Die Eingangstür war geöffnet worden, wodurch die Lichtverhältnisse kurz verändert waren, jemand war von der

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