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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Handy aus der Strumpfhose und tippte eine Nummer ein.
    Gleich darauf war sie mit ihrem Freund Bernd Muteller verbunden, einem jungen Journalisten in der Chronik-Redaktion der größten Tageszeitung. Bernd hatte Traude versprochen, sie zu ehelichen, sobald er sich das leisten konnte. Für sie war das die unausgesprochene Aufforderung gewesen, ihm zu einem möglichst raschen Karrieresprung und einer damit verbundenen kräftigen Gehaltszulage zu verhelfen. Was lag also mehr auf der Hand, um rasch zu einem Ring am Finger zu kommen, als den Mann ihres Herzens mit der Exklusivinformation ›Mörder von Nora Bender-Nicerec verhaftet‹ und den wenigen bisher bekannten Details dazu zu versorgen?
    Danach pinkelte sie noch, für alle Fälle quasi, um sich ein Alibi zu verschaffen, gefühlsmäßig zumindest, und verließ das stille Örtchen wieder, ohne dass ihr Aufenthalt hier irgendjemandem aufgefallen wäre.

     
    *

     
    Im Gegensatz zur offiziellen Regierungslinie hatte das Demokratische Zentrum Österreichs jedes Interesse daran, aus ›Nora, dem Eisernen Besen‹ eine Märtyrerin zu machen. Otto Plachowetz, der in der Wahlkampfzentrale des PGÖ in der Praterstraße für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, hatte sich eine sehr zu Herzen gehende Legende der ermordeten Kandidatin einfallen lassen. Dazu ein paar Prisen Halbwahrheiten, einige zufällig ins Konzept passende Zitate aus dem Wahlkampf der letzten Wochen und die ganze miese Mischung einmal kräftig mit speziellen Ingredienzien bekannt bewährter Weltverschwörungstheoretiker angerührt.
    Voilà, die perfekte Dolchstoßlegende war geschaffen. Und bereit, verbreitet zu werden. Über Fernsehen, Fax, Internet und natürlich auch die gesamte Palette der Printmedien.
    Um einen dramaturgisch-rhetorischen Höhepunkt zu setzen, lud PGÖ-Spitzenkandidat Paul Nordbuck für diesen Abend übrigens zu einer alles vernichtenden ›Abrechnung der Braven, Fleißigen und Ehrlichen mit dem herrschenden Sumpf, der auch vor Mord nicht zurückschreckt‹ ins Hohe Warte Stadion in Döbling.
    Als besonderen Gag hatte sich der in seiner politischen Argumentation überaus flexible Nordbuck nach eingehender Konsultation einiger weltanschaulich nahestehender Juristen, darunter befand sich auch ein Rechtsanwalt aus Schwechat, folgenden, seiner Meinung nach für die politischen Gegner tödlichen Aufruf als Abschluss seiner abendlichen Rede überlegt: Da die Kandidatenlisten nicht mehr verändert werden konnten, würde er alle rechtschaffenen Wähler einladen, aus Protest gegen den inzwischen anscheinend auch in Österreich herrschenden politischen Terror eine Vorzugsstimme für ›die ermordete Heldin Nora‹ abzugeben. Dazu würde er schluchzen, das machte sich immer gut. Und klarmachen, dass damit ein deutliches Zeichen an die das politische Klima in der Heimat zerlegenden Kräfte gesetzt würde. ›Ohne dass Sie, meine Damen und Herren, deswegen gleichzeitig auch uns wählen müssen. Denn die Stimmen für eine tote Kandidatin sind zwar ein deutliches Zeichen des Protests, kommen aber nicht dem PGÖ zugute. Denn Tote können nun einmal nicht in den Nationalrat einziehen.‹
    Ja, so wollte er das sagen, heute und immer wieder bis zum Tag der Wahl. Je öfter, desto besser, umso mehr Leute würden es glauben. Schließlich war es ja auch ein Angebot an die Nicht-Wähler. Unter dem Motto ›Zeig dem Bartl, wo der Most ist, und mach dich nicht nass dabei‹ oder so ähnlich. Bei Zitaten kannte er sich nicht besonders gut aus.
    Bis sich herausstellte, dass das alles nicht stimmte und die Stimmen derer, die ihm geglaubt hatten, sehr wohl seiner Partei angerechnet wurden, würde es schon zu spät sein. Was einmal lag, das pickte eben, wie es so schön hieß.
    Dann würde er sich halt öffentlich entschuldigen müssen und einen Irrtum einräumen. Eine falsche Information in der Hektik des Wahlkampfes. Vielleicht auch einen seiner Berater feuern. Ja, das war’s, Opfer machten sich immer gut. Die Hauptsache würde aber sein, dass diese Stimmen zählten und er als Retter des PGÖ in die Geschichte einging. Bis zu den nächsten Wahlen würden ihm die Leute die kleine List sicher nachsehen. Oder sie überhaupt vergessen haben. Es war ja sagenhaft, was die Leute so alles vergaßen. Der Großteil des Stimmviehs war wirklich zu blöd, um wahr zu sein.
    Es wäre doch gelacht, wenn sich mit dem kleinen Trick die verdammten Hürden dieses undemokratischen Wahlrechts nicht aushebeln ließen, gab sich

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