Pizza Letale: Palinskis elfter Fall
möglichen Szenarien. Natürlich konnte auch der Streit um eine Frau wie Marika Sanders zu gewissen Missstimmungen im brüderlichen Miteinander führen. Bei diesen heißblütigen Italienern war alles möglich.
Und nicht nur bei diesen, ergänzte der politisch korrekte Teil Palinskis. Das Problem war jetzt, wie konnte er sich Klarheit hinsichtlich seiner Befürchtungen verschaffen, ohne Mamma Maria unglücklich zu machen und ihre Familie möglicherweise zu sprengen? Zumindest aber ihre Freundschaft zu riskieren.
Doch damit nicht genug. Wäre der Chef der Kripo Döbling irgendein Tom, Dick or Harry gewesen, dann hätte Palinski nicht das geringste Problem damit gehabt, seine Überlegungen und Bedenken für sich zu behalten und auch mit sich selbst auszumachen. Aber da war Franka Wallner, die Frau seines alten Freundes Helmut, mit der er selbst auch auf sehr gutem Fuß stand. Und der hatte er in ihrer Funktion als leitender Kriminalbeamtin am Koat Hohe Warte nicht nur versprochen, ihr über alle seine Erkenntnisse zu berichten. Nein, er fühlte sich darüber hinaus dazu verpflichtet. Vor allem, nachdem sich Inspektor Heidenreich, ihr Stellvertreter, gestern Abend den Knöchel schwer verstaucht hatte und sie nunmehr – nolens volens – unmittelbar für den Fall Sanders zuständig war.
Palinskis Dilemma war, dass er Alfredo zwangsläufig belastete, falls er jetzt, ohne mehr darüber zu wissen, mit Franka über seinen Verdacht sprach. Um aber mehr darüber in Erfahrung bringen zu können, würde er wiederum die Hilfe der Polizei benötigen. Das Ganze war ein Hund, der sich in den eigenen Schwanz biss und sich dabei wie wild im Kreis drehte.
Verdammte Scheiße, er konnte es drehen und wenden, wie er wollte. Um ein Gespräch mit Franka kam er einfach nicht herum. Besser, er brachte das so rasch wie möglich hinter sich.
*
Arthur und die freundliche Dame waren in der Hammerschmiedgasse angekommen. Dem bekennenden Gefrorenenliebhaber war das auch recht, er musste immer nur an Himbeer-Schokolade denken, an den Genuss, der ihm unmittelbar bevorstand.
Vor dem Haus mit der Einfahrt, in der man später die Blutspuren gefunden hatte, Arthur konnte sich an die Hausnummer nicht erinnern, war dann plötzlich alles ganz anders geworden.
»Als die Lily gesehen hat, in der Wohnung im ersten Stock brennt Licht, ist sie ganz unruhig geworden«, berichtete Arthur. »Dann hat sie noch ein bestimmtes Auto etwas weiter unten geparkt gesehen, einen Renault, glaube ich, und irgendetwas von ›Was macht denn der schon da?‹ gemurmelt. Danach hat sie mich in die Einfahrt gezogen und gefragt, ob ich nicht einen Pkw habe.«
Das war fast das Einzige, was Arthur besaß. Nach dem Tod des Vaters hatte der Sohn eben das Fahrzeug geerbt. Es einfach übernommen, ohne es umzumelden.
›Ja‹, hatte er daher Lilys Frage beantwortet, aber bevor er sie irgendwo hinbrächte, hätte er gern noch das Eis gegessen. Dabei hatte der durch den Gedanken an Himbeer und Schokolade stark gesteigerte Speichelfluss dafür gesorgt, dass er Lily mehrmals mit seiner überfeuchten Aussprache mitten ins Gesicht überraschte.
Langsam war die Frau etwas ärgerlich geworden. ›Sag, stellst du dich nur so deppert oder bist du wirklich so blöd?‹, hatte sie ihn angefahren. ›Du musst doch längst wissen, was ich wirklich von dir will. Genauso, wie du das von mir willst. Und dass das mit dem Eis nur ein Schmäh war. Das Einzige, was ich dir anbieten kann, sind ein paar Eiswürfel zum Lutschen.‹ Dann hatte sie geil gelacht, Arthur an die Wand gepresst und sich vorgebeugt, um ihn zu küssen. Gleichzeitig hatte sie begonnen, den Zippverschluss seiner Jeanshose herunterzuziehen und an seiner Unterhose herumzunesteln.
»Sie hat waaas?«, entfuhr es Bachmayer, der noch relativ wenig Erfahrungen mit solchen Befragungen hatte. Dieses unkontrollierte Erstaunen mit spekulativen Ansätzen brachte ihm einen strafenden Blick des Chefinspektors ein.
»Na, sie hat in meine Unterhose gegriffen und …«, der Mann tat sich richtig schwer, den Sachverhalt darzustellen. Wofür Wallner durchaus Verständnis hatte, wer konnte schon wissen, wie er selbst in einer solchen Situation reagierte?
»Na, was ist?«, fuhr ihn Bachmayer an, was ihm den nächsten mahnenden Blick einbrachte.
»Also, das war so.« Arthurs Kopf war inzwischen wieder knallrot angelaufen, und er stotterte. Nein, eigentlich nicht einmal mehr dieses. »Auf einmal hat sie … mein … Spatzi in der Hand
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