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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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dem rechten Außenspiegel einmal ganz klein beginnen und dennoch dieses wunderbare Gefühl genießen, aus dem Vollen schöpfen zu können. Beide blickten sich fast andächtig an, ehe Burli den Schraubenzieher ansetzte, um das begehrte Objekt fachkundig und vorsichtig aus seiner bisherigen Fixierung zu lösen.
    Im Moment, in dem er die nicht unbeträchtliche Kraft seines rechten Armes in eine drehende Bewegung des Werkzeuges in seiner Hand umsetzen wollte, hörte er das leichte Klopfen. Er hielt inne und blickte fragend zu Bruder Fridolin. »Hast du das auch gehört?«
    »Was? Was soll ich gehört haben?« Fridolin fuhr hoch, wie so oft, wenn man ihn unvermutet ansprach. War immer irgendwo in sein Wolkenkuckucksheim versunken, der kleine Träumer.
    ›Bummbumm‹, da war es schon wieder. Leise, fast zärtlich, aber unüberhörbar.
    Jetzt schien auch Fridolin das Geräusch vernommen zu haben, denn er blickte verstört auf. »Ich habe auch was gehört«, bestätigte er Burlis Vermutung, ging aber noch einen Schritt weiter. »Ich glaube, das Geräusch kommt aus dem Kofferraum.«
    ›Bummbumm‹, ertönte es erneut. Unüberhörbar und eindeutig aus dem hintersten Teil des Fahrzeuges stammend.
    Vorsichtig machten die beiden Brüder einige Schritte zum Kofferraum hin. Dabei griff Burli nach einem Hammer, der auf der Ablage an der Wand lag. Dann deutete er mit dem Kopf auf ein danebenliegendes Bleirohr, wohl um Fridolin zu ermuntern, sich ebenfalls etwas zu nehmen, mit dem man notfalls zuschlagen konnte.
    »Es könnte ja irgendein Viech, eine Schlange oder so was da drin sein«, meinte er. »Oder vielleicht ein bissiger Hund. Sicher ist sicher.« Entschlossen wog Burli den Hammer in der Hand.
    Wieder war das mysteriöse Klopfen zu hören. Leise, aber unverkennbar aus dem Kofferraum. Während Fridolin rasch zu dem Bleirohr griff und sich mutig hinter Burli stellte, machte sein großer Bruder den einen, entscheidenden Schritt zum Kofferraumdeckel und zog ihn mit einer kraftvollen Bewegung nach oben.
    Besser, er hatte es versucht, aber das Ding klemmte irgendwie. Wieso, keine Ahnung. Auf jeden Fall ging es nicht auf. Dafür folgte sofort ein neuerliches ›Bummbumm‹, das irgendwie bestimmter, fordernder klang als die vorangegangenen.
    Wild entschlossen legte Burli den Hammer zur Seite und nahm dafür den Schraubenzieher, den er die ganze Zeit in der Linken gehalten hatte, in die Rechte. Dann schob er das beruhigend stabil wirkende Stück in die reichlich zerschlissene Gummidichtung zwischen Deckel und oberen Rand des Kofferraums, drückte mit einem einzigen kräftigen Ruck darauf und freute sich, als der Deckel nunmehr mit leichtem Quietschen, im Übrigen aber ohne Weiteres, aufsprang.
    Das Erste, was Burli sah, war das blutverkrustete Gesicht … einer Frau, deren linkes Auge zugewachsen schien und deren anderes ihn verzweifelt anstarrte. Ihr Mund versuchte anscheinend, etwas von sich zu geben, aber außer einem leisen Krächzen kam nichts heraus. Langsam hob sich der rechte Arm der Schwerverletzten und schob sich ihm entgegen. Schockiert ließ Burli den Schraubenzieher fallen und drehte sich zur Seite.
    Fridolin, dem der direkte Blick durch seinen vor ihm stehenden Bruder verwehrt war, wurde durch die unerwartete Reaktion Burlis erschreckt. Als er dann plötzlich einen Arm aus dem Kofferraum auftauchen sah, dessen knöcherne blutleere Hand nach dem Bruder zu greifen schien, reagierte er völlig automatisch. Als Erstes prügelte er mit dem Bleirohr so lange auf den verdammten Arm mit dieser schrecklichen Hand ein, bis der endlich wieder verschwunden war. Durch diesen Erfolg ermutigt, nahm er die Verfolgung auf, machte einen Schritt nach vorne und schlug unentwegt auf das am Boden des Kofferraums liegende Bündel ein. Bis ihn sein Bruder zurückriss und anbrüllte, endlich aufzuhören.
    Inzwischen war auch der letzte kärgliche Rest an Energie, der Liliane Schambuch gegen jede Vernunft mehr als 36 Stunden lang überleben hatte lassen, aus ihr gewichen. Die Frau war endgültig tot, erschlagen wie ein räudiger Hund.
    »Mein Gott, Fridolin, was hast du getan?«, brüllte Burli. »Warum hast du diese arme Frau getötet?«
    Der jugendliche Totschläger war wie paralysiert. »Ich habe dir das Leben gerettet«, stammelte er. »Ich wollte nicht, dass sie dir etwas tut. Was sollte ich denn sonst machen? Ich habe dir doch helfen müssen, du bist doch mein Bruder!«
    Dann begann er, haltlos zu schluchzen.

     
    *

     
    Palinski war

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