Pizza Letale: Palinskis elfter Fall
von der eingebürgerten Tschechin irgendwie fasziniert war. Jetzt hatte er eine zusätzliche Frage, die ihm auf den Lippen brannte. »Kennen Sie eigentlich Marikas Freund?«
Mit der spontanen Antwort der Frau, nämlich
›Welchen meinen Sie?‹, hatte er allerdings nicht gerechnet. »Die Gute ist ein wenig flatterhaft. Sie liebt die Abwechslung. Da ist der Jugendfreund, mit dem sie seit Jahren zusammen ist, Herbert Sandhaber. Daneben gibt sie sich aber immer wieder auch mit anderen Männern ab. Auf gut Deutsch, sie hurt ordentlich herum. Der arme Herbert leidet dabei angeblich wie ein Hund, kommt aber nicht los von Marika. Er scheint ihr wohl hörig zu sein. Derzeit steht ein gewisser Freddie hoch im Kurs. Zumindest war das der aktuelle Stand, ehe ich nach Bayern aufgebrochen bin. Mehr weiß ich über den Mann leider nicht. Nicht einmal seinen Nachnamen.«
Das war zwar nicht sehr viel, aber immerhin schon viel mehr als noch kurz zuvor. Vor allem der Vorname des Burschen, der momentan angeblich die Nase oder was immer auch bei Marika vorne haben sollte, machte Palinski ein wenig nervös. Andererseits gab es viele Hunde, die Waldi hießen. Das musste also nicht unbedingt das bedeuten, was er befürchtete.
»Woher wissen Sie das eigentlich alles?«, wunderte sich Palinski, dem diese Vertrautheit mit Marikas Verhältnissen doch ein wenig seltsam vorkam.
»Wilhelm hat mir alles erzählt. Er hat mir voll vertraut«, stellte die Physiotherapeutin mit wehmütiger Stimme fest, »in der letzten Zeit sogar mehr als seiner Tochter. Er hat überlegt, Marika die Bankvollmacht zu entziehen und mir zu übertragen.«
»Und warum das?«, wollte Palinski wissen. »War das eine Art Liebesbeweis als Vorleistung auf die Eheschließung?«
»Nein, Wilhelm hat in letzter Zeit einige Unregelmäßigkeiten festgestellt«, erwiderte die Asbinova. »Er hat seiner Tochter einfach nicht mehr vertraut.«
*
Nachdem Handelsvertreter Norbert Schambuch erst gestern Nachmittag bewusst geworden war, dass seine Frau Liliane, 51 Jahre alt, seit mehr als 48 Stunden verschwunden war, hatte eine erste Identifizierung der Leiche im Kofferraum des Passwenger’schen Mercedes erst heute Abend erfolgen können. Da in der Wohnung der Schambuchs in der Hammerschmidtgasse 16 kein aktuelles Foto der Frau gefunden worden war, musste ein solches erst über die Polizei in St. Veit an der Glan besorgt und elektronisch übermittelt werden. Und das dauerte eben. Wenn man bedachte, dass die betagten Eltern Liliane Schambuchs überhaupt erst einmal mit der Möglichkeit vertraut gemacht werden mussten, dass ihr kleiner Liebling … Und das mit dem nötigen Feingefühl, versteht sich. Na, wie gesagt, es war nicht gerade einfach gewesen.
Als das Bild am späten Nachmittag endlich da war, ging es Schlag auf Schlag. Der geständige Täter, über die richtige strafrechtliche Klassifizierung seiner Tat sollte sich der Staatsanwalt den Kopf zerbrechen, warf nur einen kurzen Blick auf das Foto. Dann nickte Arthur Passwenger zustimmend mit dem Kopf und bestätigte: »Ja, das ist die Lily.«
Damit wusste Chefinspektor Wallner endlich, wie das ihm zufällig in den Schoß gefallene Opfer hieß, aber noch immer nicht, wo sich sein Leichnam befand. Denn der Mercedes 200 D, Baujahr 1983, mit dem amtlichen Kennzeichen ›W 12 344 L‹ war trotz des Großeinsatzes der Polizei nach wie vor spurlos verschwunden.
Und damit auch der Kofferraum samt der darin befindlichen toten Person.
*
In einem alten, halb verfallenen Schuppen im wunderschönen Weinviertel am Ortseingang von Rebbach an der Kleinen Höscherl standen die Brüder Fridolin und Burli Gaberl neben dem derzeit meistgesuchten Pkw Ostösterreichs herum.
Falls Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich bereits gefragt haben sollten, warum zum Teufel jemand einen schon reichlich betagten, von einem Oldtimer aber doch noch einigermaßen entfernten Mercedes gestohlen hatte, ein Auto, das darüber hinaus in einem so verschlampten Zustand war wie das gegenständliche, eine Frage, die zunehmend auch die Polizei beschäftigte, hier ist die Antwort: Burli Gaberl besaß einen Wagen desselben Typs und Baujahres und hatte zunehmend Schwierigkeiten, Ersatzteile für seinen alternden ›Luxusschlitten‹ zu finden. Er und sein Bruder hatten vorgestern also eigentlich kein Auto, sondern ein automobiles Ersatzteillager gefladert und hierher in Sicherheit gebracht.
Und genau jetzt wollten sie dieses das erste Mal nutzen. Mit
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