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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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aber wegen des starken Abendgeschäftes im Restaurant nicht sofort kommen konnte, für den nächsten Vormittag ein Gespräch vereinbart hatte, wollte sich Palinski endlich den Postings zum Mord an Nora Bender-Nicerec zuwenden.
    Gerade als er die drei Ws als allerersten Schritt auf dem Weg zur richtigen Adresse eingeben wollte, lenkte ein seltsames mehrmaliges Pfeifen oder …, auf jeden Fall ein bisher noch nicht vertrautes Signal seines Mobiltelefons seine Aufmerksamkeit wieder vom Monitor ab.
    Der Blick auf das beleuchtete Display teilte ihm mit, dass er eine Mitteilung erhalten hatte. Eine SMS, seine erste! Der praktizierende Telefonmuffel Palinski hatte tatsächlich bislang nie etwas Derartiges erhalten. Daher auch noch nie eine geöffnet. Und genau das war jetzt das Problem. Zu blöd, dass Florian gerade heute mit einer Freundin im Kino war. Für den wäre das Sichtbarmachen der Nachricht ein Klacks gewesen. Aber bitte, der Bursche hatte sich seine Freizeit ehrlich verdient, dachte er versöhnlich.
    Nachdem er einige Minuten mehr oder weniger planlos die verschiedenen Tasten bearbeitet und dabei eine erstaunliche Vielfalt an Meldungen auf sein Display gelockt hatte, wurde er ärgerlich. Das sch… Handy hatte ihm alles gezeigt, bloß nicht diese blöde Mitteilung.
    Jetzt fiel ihm ein, dass er eigentlich nur jemanden anrufen musste, der sich mit diesem Teufelszeug besser auskannte als er. Und das war praktisch jeder, der ihm einfiel.
    Oder sollte er sich lieber auf die Suche nach der, soweit er sich erinnern konnte, umfangreichen Gebrauchsanweisung machen? Nein, das kam wegen vorhersehbarer Aussichtslosigkeit wohl nicht infrage.
    Die nächsten zehn Minuten vergingen mit diversen erfolglosen Versuchen, jemanden zu erreichen. Nachdem Palinskis potenzielle Gesprächspartner alle aus dem Alter heraus waren, in dem sie sich bedingungslos auf jeden Anruf stürzten, der sie erreichte, war er zunächst mit seltsamen Pieptönen, Mailboxeinladungen und lapidaren Tonbandansagen konfrontiert. Und natürlich auch mit jeder Menge immer wiederkehrender Signaltöne.
    Es war wie die Parodie auf ein Zitat Brechts, das in diesem Falle lautete: ›Stell dir vor, das Telefon klingelt, und keiner nimmt ab.‹ (Anmerkung des Autors: ›Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin‹ ist allerdings von dem amerikanischen Schriftsteller Carl Sandburg und wird von Brecht nur zitiert.)
    Nach dem 14. oder 23. Versuch erreichte er Harry. Endlich, und ausgerechnet, seinen Sohn. Palinski hätte vor Erleichterung fast weinen mögen.
    Dann ging alles relativ rasch. Harry erklärte die notwendigen Schritte und Handgriffe so idiotensicher, dass sein Vater gar keine andere Möglichkeit hatte, als nach zwei, drei Minuten auf die lapidare Mitteilung Wilmas zu starren: ›Bin mit Kollegen feiern, kann später werden. Bis morgen.‹
    Palinski schluckte, er hatte so sehr gehofft, mit seiner ›Braut‹ vor dem Samstag noch die eine oder andere Sache besprechen zu können. Und nun das. Dabei hatte er ihr ausdrücklich gesagt, dass er sie heute Abend sprechen wollte. Wenn sie erst seine Frau war, würde sie schon etwas mehr Rücksicht auf ihn nehmen müssen, dachte er verärgert.
    »Danke, Harry«, der Bub konnte ja nichts dafür, »das war sehr nett von dir. Und sehr gekonnt. Ich fürchte, ich bin schon zu alt für dieses technische Zeug.«
    »Gern, Papa«, meinte der Junior. »Übrigens, die Mama möchte wissen, ob du ihre Nachricht erhalten hast?«
    »Was, wieso?«, Palinski war, als ob ihm jemand mit dem gestreckten Zeigefinger gegen den Solarplexus gekracht wäre. »Ja, habe ich. Wo ist die Mama, also Wilma?«
    »Sie ist gerade am Weggehen«, erklärte Harry. »Ja, hat er«, rief er, offenbar für seine Mutter bestimmt. Dann meldete er sich wieder bei Palinski. »War’s das dann? Na, dann Tschüss.«
    Ja, das war’s gewesen. Palinski war so was von sauer, es war unbeschreiblich. Vor allem aber kam er sich vor wie ein Trottel, ein riesengroßer Depp. Zornig starrte er auf das Display mit dieser Scheißmeldung. Um sie zu lesen, hatte er sich eine gute halbe Stunde zum Idioten gemacht. Und dann ließ ihn Wilma fragen, ob er ihre Nachricht erhalten habe. Ja, er hatte, und sie stand ihm bis da oben. Im Geiste markierte Palinski eine Linie in Höhe seiner Augen. Jetzt wollte er nur mehr eines, diese unseligen Zeilen wieder löschen. Wenn er wenigstens das zusammenbrächte, würde ihm das vielleicht ein wenig von seinem in Auflösung befindlichen

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