Pizza Letale: Palinskis elfter Fall
den Raum hinten im Institut anbieten sollen?«
Anselm Wiegele war Hauptkommissar im schönen Singen am Hohentwiel und Marianne seit Kurzem seine Frau. Mario und er waren gute Freunde. So gute, dass Palinski vor zwei Monaten den Trauzeugen für den deutschen Polizisten abgegeben hatte und sich dieser jetzt mit dem gleichen Liebesdienst revanchieren sollte.
»Ist mir egal«, brummte der auf das Geschehen auf dem Monitor konzentrierte Bräutigam desinteressiert. Und das klang so unfreundlich, dass es ihm sogar selbst auffiel. »Sie können sowohl in der Wohnung als auch im Büro übernachten«, fügte er etwas freundlicher hinzu und hoffte, die Kurve damit gerade noch erwischt zu haben.
Aber Wilma pflegte jede Gemütsschwankung zu registrieren wie ein Seismograf die Erdbeben dieser Welt. In den letzten Tagen mehr als zuvor. »Was ist dir denn jetzt schon wieder über die Leber gelaufen?«, wollte sie wissen. »Überhaupt, in letzter Zeit bist du ein wenig unduldsam, mein Lieber«, ergänzte sie liebevoll ermahnend.
»Ach was«, knurrte Palinski, »wenn du so viel um die Ohren hast wie ich, dann möchte ich sehen, wie duldsam du bist. Übrigens, sei heute Abend zu Hause, ich habe etwas mit dir zu besprechen.«
Jetzt war es Wilma zu bunt geworden. Wortlos hatte sie das Gespräch beendet. »Na, so was, jetzt ist sie auch noch beleidigt«, brummte Palinski.
Ehe er sich weiter Gedanken über Wilmas Verhalten machen konnte, dideldumte, dideldeite das Handy schon wieder.
Aha, jetzt will sie sich wohl für die abrupte Beendigung des Gespräches entschuldigen, fuhr es Palinski mit einem Gefühl befriedigender Erleichterung durch den Kopf.
»Hallo, Schatz«, meldete er sich vorlaut, worauf sich der männliche Anrufer doch ein wenig wunderte.
»Scusi Mario, ma sono io, Alfredo, die Bruder von die Lorenzo«, radebrechte Mamma Marias Mittlerer. »Non sono Schatzi.«
Alfredos Lachen klang irgendwie … infantil, fand Palinski, der sehr erstaunt war. Hatte er doch mit allem gerechnet, bloß nicht mit einem Anruf von dieser Seite. Aber bitte, gequält lachte er ebenfalls.
»Tut mir leid, aber ich habe Wilma erwartet«, rechtfertigte er sich. »Was ist los, Alfredo, was kann ich für dich tun?«
*
Nachdem Burli seinem Bruder zwei volle Kübel mit kaltem Wasser ins Gesicht geschüttet hatte, hörte Fridolin endlich mit dem minutenlangen enervierenden Geheul auf. Er starrte stumm vor sich hin, dann bedeckte er sein Gesicht mit beiden Händen und begann, leise zu wimmern. Mit einiger Fantasie hörte sich das an wie: ›Was hab ich bloß getan, mein Gott, was habe ich bloß getan?‹
Burli Gaberl, der weniger zart besaitet war, ging dieses Geseire langsam auf die Nerven. »Die Frage ist nicht, was du getan hast«, bemerkte er herzlos, »sondern warum. Aber nachdem es nun einmal passiert ist, ist mir das eigentlich auch scheißegal. Das Einzige, was jetzt zählt, ist die Frage, was nun, was tun?«
Fridolin starrte den Bruder an. »Was heißt, was jetzt zu tun ist? Das ist doch klar. Wir müssen die Polizei informieren, ihr erzählen, dass das alles ein schrecklicher Irrtum war.«
»Sag, spinnst du jetzt komplett?«, fuhr ihn Burli an. »Und was für ein Märchen erzählen wir den Kieberern, wenn sie fragen, wie der Wagen überhaupt hierhergekommen ist? Und warum eine halb tote Frau hinten drin liegt, der du Idiot dann den Rest gibst? Willst du wirklich für zehn oder mehr Jahre in den Knast?«
So hatte Fridolin die Sache offenbar noch gar nicht betrachtet. Auf jeden Fall reichten Burlis Argumente aus, um ihn in ein nachdenkliches Schweigen fallen zu lassen. Zumindest vorläufig. »Und was ist dein Vorschlag?«, nörgelte er schließlich.
»Ich denke da an die reinigende Kraft des Feuers«, dozierte Burli. Dann erklärte er seinem staunenden Bruder bis ins letzte Detail, wie er sich die Bereinigung dieses unangenehmen Zwischenfalls vorstellte.
»Und das wird klappen?«, Fridolin hatte sichtlich Hoffnung geschöpft. Ja, er sah schon fast wieder fröhlich aus.
»Na, und ob«, gab sich Burli optimistisch und ließ keinerlei Zweifel aufkommen, dass er die Lage völlig unter Kontrolle hatte.
»Die Sache wird sich in Rauch und Asche auflösen«, er lachte laut über das Bild. »Im wahrsten Sinn des Wortes, du wirst sehen. Und kein Mensch wird je auf die Idee kommen, dass wir etwas damit zu tun haben. Kein einziger, so wahr ich Hubert Gaberl heiße.«
*
Nachdem er mit Alfredo, der ihn unbedingt sprechen musste,
Weitere Kostenlose Bücher