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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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etwas irritiert. Nein, eher verärgert, aber auch irritiert. Sein Denken drehte sich nach wie vor fast ausschließlich um diese seltsame Geschichte mit Lorenzo Bertollini. Und der Rolle, die dessen Bruder Alfredo möglicherweise darin spielte. Und jetzt sollte er sich plötzlich auf etwas ganz anderes konzentrieren.
    Begonnen hatte dieses Gefühl, etwas tun zu sollen, was er eigentlich nicht tun wollte, zumindest jetzt nicht, mit dem Anruf Miki Schneckenburgers vor vielleicht zwei Stunden.
    ›Du musst dir unbedingt einmal diese Postings zum Tod der Frau Nora Bender-Nicerec ansehen‹, hatte ihn der Ministerialrat aufgefordert. Ja, fast war es Palinski vorgekommen, als sei sein alter Freund ob dieses Internetschrotts, mit dem er sich jetzt offenbar die meiste Zeit auseinandersetzte, so etwas wie ins Schwärmen geraten.
    ›Darin ist gelegentlich fast so etwas wie Poesie zu finden‹, hatte Miki gemeint und ihn damit sogar ein wenig neugierig gemacht. ›Auf eine sehr seltsame, verschrobene Art zwar‹, hatte der alte Freund eingeräumt, ›aber trotzdem Poesie.‹
    Vor allem aber hatte ihn der alte Freund mit der Bemerkung, dass sich darin möglicherweise Hinweise auf den Tod der Bender-Nicerec fänden, scharf auf diese Texte gemacht. ›Es ist zwar nur so ein Gefühl‹, hatte Schneckenburger eingeräumt, ›aber ich bin ziemlich sicher, dass da Leute mitposten, die etwas darüber wissen. Und die dieses Wissen loswerden wollen. Nicht direkt natürlich, aber zwischen den Zeilen oder als Metapher, als Parabel oder sonst irgendwie. Für dich als Krimiliteranalogist muss das ja hochinteressant sein.‹ Damit hatte ihn der alte Freund endgültig geködert. Mit den eigenen Waffen geschlagen, aber so etwas von.
    Schneckenburger hatte mit diesem Hinweis auf das von Palinski vor mehr als drei Jahren ins Leben gerufene Institut für Krimiliteranalogie angespielt. Aufgrund dessen war er mit einem Schlag förderungswürdig geworden und konnte sich von diesem Zeitpunkt an über eine jährliche Subvention des Innenministeriums freuen. Bis jetzt zumindest. Ob er nach dem Ministerwechsel die 30.000 Euro auch im nächsten Jahr noch bekommen würde, musste sich erst zeigen.
    Inhaltlich befasste sich das Institut mit der ›Vergleichenden Betrachtung realer Verbrechen und der Kriminalliteratur‹, also dem Einfluss echter Kriminalfälle auf Romane, Drehbücher oder Theaterstücke und umgekehrt der Bedeutung der Fantasie für das tägliche Verbrechen.
    Für eine aus wirtschaftlicher Not geborene Aufgabenstellung war das gar nicht schlecht gewählt gewesen. Interessant, durchaus seriös, wenn man es darauf anlegte, und wunderbar geeignet, zu analysieren, zu definieren und zu formulieren. Darin war Palinski schon immer gut gewesen. Und so hatte er sich mit der Zeit zu einem durchaus international anerkannten Experten in dieser interdisziplinären Nische gemausert.
    So gesehen war Schneckenburgers scheinbar rein beiläufiger Hinweis auf die Krimiliteranalogie alles andere als Zufall gewesen. Entweder es hatte sich um eine versteckte Warnung gehandelt, die die zukünftige Subventionsgewährung betraf. Oder der zwischen den Zeilen überbrachte ministerielle Wunsch, sich als der Experte für diese Thematik der Sache anzunehmen. Wahrscheinlich beides.
    Wie auch immer, Palinski war skeptisch. Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, im Internet auf interessante Fährten zu stoßen. Andererseits fühlte er sich sogar geehrt. Auf eine Art zumindest. Wen sonst sollte man denn auch mit diesem Problem betrauen, wenn nicht den Leiter des Institutes für Krimiliteranalogie?
    Während er sich also, ein wenig halbherzig, aber doch, auf den Weg zur ersten von Miki Schneckenburger angegebenen Internetadresse machte, um sich auf die von dem Freund als spannend apostrophierte Lektüre einzulassen, gab das Handy einen Laut. Es war Wilma, die er seit zwei Tagen nicht gesehen hatte. Nicht so richtig zumindest, denn die fünf Minuten am Morgen zwischen Bad und Häusl zählten ja nicht wirklich.
    »Marianne hat mich angerufen«, teilte ihm die Frau mit, die er nach mehr als 27 Jahren übermorgen heiraten sollte. »Anselm und sie werden morgen erst ziemlich spät in Wien eintreffen und direkt zum Zimmermann kommen.« Das war der Heurige in der Armbrustergasse, in dem ›Wilma und Mario‹ sich spät, aber doch, die Ehre gaben und in den sie zum Polterabend geladen hatten. »Ich habe den beiden angeboten, in Tinas altem Zimmer zu wohnen. Oder hätte ich ihnen

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