Pizza Letale: Palinskis elfter Fall
hat. Sollen sie doch, das ist nur gut für uns. Danach wird sich der Rummel wieder legen und die Akte geschlossen werden. Und dann gehört die Zukunft uns dreien. Du bist doch die süßeste Muschi, n’est-ce pas?‹
Das war’s, das Paar am Wochenanfang im Café Kaiser! Lou, wenn er sich richtig erinnerte, war nicht nur die schärfste Muschi der nördlichen Hemisphäre, sondern und vor allem auch Nora Bender-Nicerecs Tochter. Wie unter anderem die Aufzeichnung der ›Demonstration gegen die Gewalt‹ bewies. ›Big Daddy‹ konnte demnach nur der unvergleichliche Simmi sein, der Mann Noras und Vater des in Lous Leib heranwachsenden Lebens.
Um Himmels willen, wie geschwollen er jetzt sogar schon dachte. Aber egal, ein enormes Glücksgefühl durchströmte ihn. Wenn er jetzt nicht völlig falschlag, hatte er eben den Mordfall des Jahres, als solchen konnte man ihn ohne Weiteres bezeichnen, geklärt.
Politischer Mord, dass er nicht lachte. Das war ein hundsgemeines Komplott zwischen Stiefvater und Stieftochter zulasten der gemeinsamen Schnittstelle gewesen. Und die hatte nun einmal Nora Bender-Nicerec geheißen.
Eigentlich schade, die beiden waren doch recht sympathisch gewesen. Arge Schweinderln halt, aber irgendwie nett.
9.
Samstag, 26. Oktober – bis 15 Uhr
26. Oktober, im Lande herrschte Staatsfeiertag, und das von 0 bis 24 Uhr. Das war der Tag, an dem die verschiedensten Organisationen, Vereinigungen und Verbände zum gemeinsamen Tun aufriefen. Sei es Joggen, Wandern oder Rad fahren, Ausstellungen besuchen oder Spenden. Was auch immer, Hauptsache, es geschah in Rudeln, um das richtige Wir-Gefühl aufkommen zu lassen, das einen Staatsfeiertag nun einmal ausmachte.
Wie jedes Kind wusste, zumindest, wenn es in der Schule aufgepasst hatte, war das der Tag, an dem der Staatsvertrag unterzeichnet worden war. Oder war es der, an dem das Neutralitätsgesetz verabschiedet beziehungsweise die Eurofighter bestellt worden waren? Manche meinten auch, es könnte der Tag sein, an dem im Jahre 1955 der letzte fremde Soldat Österreich verlassen hatte oder haben musste. Das war mitunter der Grund, warum sich das Bundesheer an diesem Tag ziemlich publikumswirksam in Szene setzte und das Ganze als eine Art Tag der offenen Tür ansah.
Wie auch immer, es war schulfrei. So gesehen hatten die Kids in diesem Jahr Pech, da an Samstagen ohnehin kein Unterricht stattfand. Für Ämter und Behörden galt sinngemäß das Gleiche.
Heute war aber auch Palinskis Hochzeitstag. Dank der guten Beziehung einer Freundin Wilmas zum Vorsteher des zuständigen Standesamtes, einer höheren Gebühr sowie einer namhaften Spende an den Kegelverein der Beamtin, die die Trauung sogar an diesem Tag zu vollziehen sich bereit erklärt hatte, konnte der verbindliche Austausch des entscheidenden Wörtchens ›Ja‹ um 16 Uhr stattfinden.
Trotz arbeitsfreien Tages.
Aber nicht nur der Staatsfeiertag hatte um 0 Uhr begonnen, auch der Arbeitstag Palinskis, Chefinspektor Helmut Wallners und einiger seiner Kollegen sowie, und das verdiente Respekt, auch der des designierten Innenministers Dr. Michael Schneckenburger.
Nachdem der Bräutigam just während seines gestrigen Polterabends plötzlich den völligen Durchblick hinsichtlich Täter, Motiv und Tathergang im Mordfall Nora Bender-Nicerec erlangt und diesen in den wesentlichen Punkten an die entscheidenden Leute weitergegeben hatte, hatte die Runde beschlossen, noch in Ruhe ein Vierterl zu trinken, jeder natürlich ein eigenes, und danach ins Institut für Krimiliteranalogie zu übersiedeln, um nach einer weiteren Erörterung der Sachlage gleich die notwendigen Schritte zu veranlassen. ›Nägel mit Köpfen zu machen‹, wie es Palinskis Freund, Hauptkommissar Anselm Wiegele, so treffend genannt hatte.
Zunächst hatte Palinski über jenes Frühstück im Café Kaiser berichtet, am Montag dieser Woche, an dem dieses seltsame Paar, Lou und Simmi, am Nebentisch gesessen und ihr Liebesleben samt Konsequenzen besprochen hatte. Diverse Details der Geschichte hatten, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, zu etwas derbem Gelächter einiger Herren geführt. Der Hinweis auf die anwesenden Damen, immerhin gehörten ja auch Wilma und Marianne Wiegele zu der späten oder frühen Runde, je nachdem, hatte die geilen Böcke dann aber rasch beschämt verstummen lassen.
»Abgesehen von der freizügigen inhaltlichen Darstellung ist mir vor allem dieses frankophil anmutende ›n’est-ce pas‹ des Mannes haften
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