Pizza Letale: Palinskis elfter Fall
sicher gefühlt und nicht mit dieser Entwicklung gerechnet. Sie schienen völlig überrascht zu sein und ließen sich nach dem Ankleiden widerstandslos abführen.
Am Schottenring angelangt, nahm sich Chefinspektor Wallner gleich die junge Frau vor, während Oberleutnant Bachmayer mit ›Big Daddy‹ in einem zweiten Verhörzimmer verschwand.
Inzwischen hatten sich die beiden Verdächtigen offenbar entschlossen, auf alle Fragen mit trotzigem Schweigen zu reagieren.
Allerdings hatte ein Polizeipsychologe den Chefinspektor in seinem Verdacht bestärkt, dass die schriftlichen Exkurse Benders und der Nicerec im Internet auf einem zumindest unterschwellig starken Bedürfnis beruhten, über die Ermordung der zwischen ihnen stehenden Frau zu sprechen. Schließlich, und davon war Wallner zutiefst überzeugt, handelte es sich bei den beiden ja um keine krankhaften Killer, sondern um Menschen, die sich in einer bestimmten Situation nicht anders zu helfen gewusst hatten und ausgerastet waren. Das war zwar keine Entschuldigung der Tat, aber zumindest eine Erklärung.
»Also gut«, sprach Wallner zu Lucia Nicerec, »fangen wir einmal an. Einverstanden, ›Mamainspe‹?«
Mit dieser Eröffnung landete der Chefinspektor, wie er gehofft hatte, einen vollen Treffer. Im übertragenen Sinne natürlich nur, das aber exakt auf den Solarplexus. Denn Lucia sah aus, als ob ihr plötzlich jegliche Luft aus dem Körper entwichen wäre.
Sie starrte Wallner entgeistert an, wollte gerade etwas sagen, ließ es dann aber bleiben. Aber ihre entsetzt aufgerissenen Augen ließen deutlich erkennen, was ihr gerade durch den Kopf ging.
»Sie fragen sich jetzt sicher, woher ich das weiß, Lou«, das war der nächste Stich, den Wallner platzierte. »Die Antwort lautet: Sie und Simmi, Ihr ›Big Daddy‹«, auch das hatte gesessen, »reden und posten ganz einfach zu viel. Reden im Kaffeehaus und das andere im Internet. Und Ihr Pech war es, dass einer unserer besten Berater beides mitbekommen hat und nur mehr eins und eins zusammenzählen musste. Na ja«, diese Plattitüde konnte er sich nicht verkneifen, »wie heißt es so schön: Reden ist Silber und Schweigen ist Gold.«
Er blickte ihr direkt in die Augen. »Sie sollten an Ihr ungeborenes Baby denken und ein Geständnis ablegen. Das macht sich auf jeden Fall gut, wenn es dann um die Strafmilderungsgründe geht. Oder wollen Sie wirklich, dass Ihr Kind bis zum Abschluss der Volksschule im Knast aufwächst? Und vielleicht noch länger?«
Jetzt war die gute Lou, die schärfste M…, nein, diese Schweinereien mussten jetzt endlich aufhören, also diese außergewöhnliche junge Frau so weit, aus ihrer Lage das Beste zu machen. Und das war, sich den ganzen Mist endlich von der Seele zu reden. Vorher wollte sie aber noch etwas anderes wissen: »Können Sie mir bitte verraten, ob der Herr, den Sie Ihren besten Berater nennen, so ein leicht dicklicher Mann um die 50 ist? So einer ist nämlich neben uns gesessen und hat den Schwerhörigen gespielt«, erinnerte sie sich. »Von dem habe ich mir das Salz geben lassen.«
»Ja, das ist er«, bestätigte der Chefinspektor, »Mario Pa…«
»Der Herr hat sich sehr geschickt getarnt«, unterbrach ihn Lucia mit Ironie, »er hat gewirkt wie ein Trottel. Wie einer, der nicht bis drei zählen kann. Recht nett, aber eben vertrottelt. Da fragt man sich unwillkürlich, wenn das Ihr bester Berater sein soll, wie sieht dann erst Ihr schlechtester aus?«
»Na, na, na«, ermahnte Wallner, »nicht frech werden.« Die Gute hatte sich ja erstaunlich rasch wieder erfangen. Hoffentlich war das ein Zeichen dafür, dass sie ihre neue Situation angenommen hatte.
Und nicht, dass jetzt neuerlich Widerstand angesagt war.
Aber Wallners Sorgen waren unbegründet. Denn Lou begann loszulegen, und wie.
*
Mario Palinski hatte im Gegensatz zu seinen Freunden von der Polizei heute Morgen etwas länger geschlafen. Erstens war Feiertag, zweitens war Hochzeitstag, und drittens hatte die Nacht von gestern auf heute sehr lange gedauert.
Nachdem sich die eifrige Runde im Institut für Krimiliteranalogie nach der erfolgreichen Klärung des Falles ›Nora, der Eiserne Besen‹ gegen 3 Uhr aufgelöst hatte, war der Abend für Mario und Wilma noch lange nicht gelaufen gewesen. Sein gestrig/heutiger Erfolg hatte sehr belebend auf ihn gewirkt. Obwohl er mehr als 20 Stunden auf den Beinen gewesen war, hatte er sich aufgekratzt gefühlt wie selten zuvor.
Auf Wilma wieder hatte sich der Erfolg
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