Pizza Letale: Palinskis elfter Fall
sich und den Vater liefern lassen, und zwar zunächst vom Pizzakönig.
Nach dem Start von Mamma Marias Pasta- und Pizza-Premium-Service hatte sie aber rasch den Lieferanten gewechselt, da Lorenzos Angebot qualitativ wesentlich überzeugender war.
»Eines Tages ist Gabriel mit seinem Sportwagen vor der Türe gestanden und hat mich zu einer Fahrt in die Wachau eingeladen«, erinnerte sich die junge Frau. »Bei der Gelegenheit hat er mich überredet, ihm bei der Lösung eines Problems behilflich zu sein.«
Fuarsi hatte ihr schließlich sogar 50.000 Euro angeboten, falls sie es gemeinsam schafften, Lorenzo derart in Misskredit zu bringen, dass er als Konkurrenz ausfiel und der Kopte das Geschäft übernehmen konnte.
»Lorenzo hat das Geschäft des Pizzakönigs derart gestört, dass sich Gabriel nicht anders zu helfen wusste, als den Italiener für einige Jahre aus dem Verkehr zu ziehen«, Marika wirkte jetzt direkt schuldbewusst. »Ich habe dabei geholfen, indem ich Bertollini ins Haus und damit in die Falle gelockt habe«, gab sie ganz offen zu. »Aber umgebracht habe ich meinen Vater nicht. Ich war ja gar nicht in seinem Zimmer. Es war Gabriel, der ihm Pizza und Wein hineingebracht hat.«
Das konnte sogar stimmen, wusste Franka, da Marika zum Zeitpunkt des Anrufes bei der Polizei in einer Innenstadtdisco gesehen worden war.
»Ich muss Sie enttäuschen, Marika«, widersprach die Oberinspektorin, »aber Ihr Vater ist überhaupt nicht vergiftet worden. Das Botox, das Sie oder Herr Fuarsi ihm zum Trinken gegeben haben, war viel zu stark verdünnt, um mehr als höchstens leichte Lähmungserscheinungen hervorzurufen. Wo haben Sie übrigens dieses Botox hergehabt?«
Die junge Frau blickte überrascht auf, dann fing sie an, hysterisch zu lachen. »Das nennen Sie, ›mich enttäuschen müssen‹? Es liegt überhaupt kein Mord vor?« Sie stand auf. »Na, dann kann ich jetzt nach Hause gehen.«
»Na, dann muss ich Sie jetzt aber einmal richtig enttäuschen«, widersprach Franka, »auch wenn die Anklage wahrscheinlich von Mord auf Mordversuch und nachfolgender schwerer Körperverletzung mit Todesfolge reduziert werden muss.« Sie wusste nicht genau, ob es einen derart widersprüchlichen Tatbestand überhaupt gab, aber da sollte sich später die Staatsanwaltschaft den Kopf zerbrechen.
»Das werden zwar einige Jährchen weniger werden, aber immer noch genug Zeit hinter Gittern. Sie vergessen ganz, dass Ihr Vater an diesem Abend gestorben ist und sein Tod, ob natürlich oder nicht, in kausalem Zusammenhang mit dem zugegebenermaßen untauglichen Vergiftungsversuch gestanden ist. Egal, ob er vergiftet wurde oder aus lauter Angst einen Herzinfarkt erlitten hat, Sie und Ihr Komplize Fuarsi tragen die Verantwortung dafür. Also, woher stammt das Botox?«
Wenn man nach einem scheinbaren Halt plötzlich weiter in den Abgrund stürzte, war der Schock doppelt so groß. So ging es Marika jetzt gerade. Sie saß mit aufgerissenen Augen da und begann plötzlich zu weinen. Was heißt weinen. Zu heulen, flennen, in Tränen auszubrechen, wie immer man es auch nennen wollte.
Franka blieb davon unberührt, im Gegenteil, sie wurde sogar ein wenig ungemütlich. »Also, woher stammt das Botox, verdammt noch einmal?«
»Hhchchchch«, schniefte die junge Frau. »Gabriel hat eine Cousine, Wanda Koltschnigg, die ist Schwester in einer Tagesklinik in Wien. Sie hat uns eine Flasche von dem Zeug organisiert. Sie hat uns noch gewarnt, dass wir achtgeben müssen, da das Gift sofort wirkt.«
Innerlich musste Franka lachen. So was von Dummheit und Inkompetenz war eigentlich ein wahres Glück für die Menschheit. Normalerweise hätte Wilhelm Sanders überhaupt nicht sterben dürfen, nicht auf die Art und Weise, wie seine Tochter und ihr Komplize sich das überlegt hatten.
Das Traurige war nur, Wilhelm Sanders war dennoch tot.
*
Während Franka Marika Sanders verhörte und es sich Inspektor Heidenreich trotz Krankenstandes und dick bandagierten Knöchels gleichzeitig nicht nehmen ließ, in einem anderen Zimmer Gabriel Fuarsi zu vernehmen, wurden Lucia Nicerec und Siegfried Michael Bender in der Wohnung Nora Bender-Nicerecs in Nußdorf gestellt, festgenommen und in Helmut Wallners Büro im Landeskriminalamt gebracht.
Die beiden des Mordes an Mutter respektive Ehefrau Verdächtigten waren in einer Situation angetroffen worden, die ein Leugnen ihrer ganz speziellen Vater-Tochter-Beziehung aussichtslos machte. Offenbar hatten sich Lou und Simmi völlig
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