PJ-Farmer3_Das_Dungeon.doc
anderen Seite kämpfte nach seinem ersten wilden Angriff mit einer Art träumerischer Grazie und entspanntem Gesicht, als sei dies nicht ein Duell bis zum Tod, sondern ein unbedeutender sportlicher Wettkampf, bei dem er vielleicht einen kleinen Betrag auf seinen Sieg gewettet hatte.
Slothiels offensichtliche Lässigkeit war jedoch kein echter Hinweis auf den Verlauf des Duells. Vor kaum mehr als vor einigen Wochen hätte es für Jim eher wie ein perfekt einstudierter Tanz ausgesehen, den zwei große Männer mit Fackeln in ihrer Hand durchführten - ein Tanz, mit dem mehr als alles andere der Bewegungsrhythmus der Männer und die Schönheit des Feuers in ihren Händen vorgeführt werden sollte. Inzwischen wußte er es jedoch besser, und weil er es besser wußte, konnte er erkennen, daß für dieses Duell nur ein Ende denkbar war. So elegant und schnell Slothiel auch war -Galyan hatte ihn doch schon ein halbes Dutzend Male beinahe am Schluß einer Begegnung der Kegelspitzen der beiden Waffen erwischt. Früher oder später würden es Slothiels Glück und Geschick nicht verhindern können, daß er bei der Ablenkung des Feuers aus der Waffe seines Gegners ein wenig zu langsam war.
Galyan war tatsächlich der schnellere der beiden, und das hieß in einem solchen Duell alles.
So konnten sie auch alle das Ende beobachten. Galyan sprang plötzlich nach links, hob seine Flamme etwas an, senkte sie unter Slothiels abwehrenden Feuerstrom, hob sie sofort wieder an und führte sie über Slothiels linken Oberschenkel und seinen linken Oberarm, mit dem er seine Waffe hielt.
Slothiel sank auf dem polierten Boden auf sein rechtes Knie. Sein linker Arm hing nutzlos herab, sein Stab fiel auf den Boden und rutschte etwas von ihm weg.
Er lachte in Galyans Gesicht hoch.
„Das findest du also witzig, was?“ keuchte Galyan. „Ich werde dir dein Lächeln vom Gesicht wischen!“
Galyan hob seinen Stab und richtete ihn auf Slothiels Gesicht.
„Galyan!“ brüllte Jim und rannte nach vorn.
Der Klang seiner Stimme hielt Galyan nicht auf, aber die schnellen Schläge von Jims Schuhen auf dem polierten Boden schafften es. Galyan fuhr wie eine Katze herum.
Jim hatte beim Laufen seinen eigenen Stab aus dem Gürtel gezogen. Es blieb ihm gerade genug Zeit, um ihn anzuheben und die Flamme aus ihm herauszujagen, bis Galyans Stab sich ebenfalls entlud und mit einem Funkenregen auf sie traf.
Jim schob die Flammen aus beiden Stäben nach oben, löste sich und trat zurück. Galyan lachte.
„Wolfling, Wolfling.“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Dir ist wohl nie wirklich klargeworden, was es heißt, ein Hochgeborener zu sein, nicht wahr? Ich werde dir wohl eine Lektion erteilen müssen, meinst du nicht auch?“
„Jim!“ rief Slothiel vom Boden hinter Galyan aus. „Tu’s nicht! Du hast keine Chance! Lauf!“
„Ihr täuscht euch beide“, sagte Jim. Nun, da er sich tatsächlich mit Galyan eingelassen hatte, arbeitete sein
Verstand eiskalt, und die entfernte Kühle seiner Stimme reflektierte diese Eiseskälte in seinem Innern.
Er begann den Kampf gegen Galyan, und sie führten mindestens ein Dutzend Angriffs- und Verteidigungsmanöver durch. Galyans Augenbrauen hoben sich.
„Gar nicht schlecht“, sagte er. „Für jemanden, der kein Hochgeborener ist, sogar sehr gut - und für einen Wilden unglaublich gut. Es tut mir wirklich leid, dich zu verschwenden, Wolfling.“
Jim antwortete nicht. Er kämpfte konservativ und vorsichtig weiter und war nur bemüht, die Kegelspitze aus Galyans Waffe immer vor der aus seiner eigenen zu halten und sicherzustellen, daß er nicht an die Wand gedrückt wurde. Hätte er nicht schon auf der Erde Fechterfahrung mit Florett, Degen und Säbel sammeln können, wäre es ihm in den wenigen Wochen, in denen er mit Adok den Gebrauch des Stabs eingeübt hatte, nie gelungen, genug davon lernen zu können. Diese Erfahrung aber, kombiniert mit seiner angeborenen Begabung, zahlte sich nun aus. Langsam wurden seine Bewegungen im Verlauf des Duells immer sicherer.
„Wenn ich es mir überlege - warum soll ich dich eigentlich verschwenden?“ keuchte Galyan während einer der Begegnungen, in der sich ihre Gesichter bis auf einige Zentimeter einander genähert hatten. Die weiße Gesichtshaut des Hochgeborenen glänzte vor Schweiß.
„Sei vernünftig, Wolfling, und zwinge mich nicht dazu, dich zu töten. Slothiel muß sowieso sterben - jetzt. Für dich aber hatte ich große Pläne. Ich hatte dich als Anführer
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