Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
Vom Netzwerk:
nehmen das als Grundlage und arbeiten uns dann durch alles andere.«
    »Das Telefon hier drinnen ist auch tot. Und die Schubladen stecken fest. Wartet«, rief Joyce aus der Küche. Es entstand eine kurze Pause, dann klapperte etwas. »Der Kühlschrank lässt sich auch nicht öffnen.« Das Klappern, erkannte Seyha, stammte von der Sammlung aus Glaskrügen, die Bill oben auf dem Eisschrank aufbewahrte; es waren Memorabilien seiner leidlich wilderen College-Tage. Sie hasste diese Dinger, da Seyha der Ansicht war, dass die grellbunten Worcester-State-Logos überhaupt nichts zur Stimmung beitrugen, die sie in diesem Raum erzeugt hatte. Die sie beide erzeugt hatten.
    Gem hielt sich am Eingang zum Foyer auf, ihre Hand ruhte außer Sicht auf der Lehne der alten Kirchenbank. Sie schien auf Anweisungen zu warten.
    »Wir können genauso gut auch noch den Rest des Hauses kontrollieren und nachschauen, was funktioniert, was sich öffnen lässt und was nicht«, sagte Bill. Er schüttelte den Kopf. »Das ergibt alles keinen Sinn«, fügte er, mehr zu sich selbst, hinzu.
    Seyha durchfuhr eine plötzliche Erkenntnis. Sie würden überall suchen, würden versuchen, jede Schublade zu öffnen. Sie stand viel zu schnell auf; ein jäher Schwindelanfall erfasste sie und zwang sie zurück auf den Sessel. Bill kam zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Bleib hier, Sey. Wir geben dir Bescheid, was wir finden.«
    Sie fühlte, wie ihr seine Herablassung die Schamesröte ins Gesicht trieb. »Ich möchte lieber selbst nachschauen!« Sie griff nach seiner Hand und zog sich nach oben, langsamer diesmal, und das Zimmer schwankte nicht, zumindest nicht viel.
    »Ich mag es nicht, wenn jemand anderes als ich unser Schlafzimmer durchstöbert«, fügte sie hinzu, um sich zu rechtfertigen.
    Bill sah so aus, als wäre er bereit, diesen Punkt auszudiskutieren, besann sich jedoch eines Besseren und nickte bloß. Sie hielt seine Hand, und als sie den Raum durchquerten, bemerkte Seyha gereizt, dass das Mädchen ihnen folgte.
    Sie trafen am Eingang zum Flur auf Joyce. Gem starrte Seyha mit scheinheiliger Besorgnis an. Viel wahrscheinlicher war es, befand Seyha, dass das Nachbarsmädchen darauf hoffte, ihr Schlafzimmer zu durchstöbern, um etwas zu finden – sie zögerte und schloss die Augen. Was stimmt nicht mit dir? Sie hat überhaupt nichts dergleichen gedacht. Sie musste sich zusammenreißen, alle anderen taten es schließlich ebenfalls. Sie selbst sollte diejenige sein, die hart im Nehmen war, doch sie fühlte sich bloß alt und launisch.
    Seyha seufzte und nickte dann angesichts Bills besorgter Miene.
    »Okay«, stimmte er zu. »Seyha kontrolliert das Hauptschlafzimmer. Joyce übernimmt das Gästezimmer zur Rechten, und Gem sieht im Bad am anderen Ende des Flurs nach ... probier auch zu spülen. Versuch alles Mögliche.«
    »Alles klar.« Das Mädchen lief an ihnen vorbei, und Joyce folgte ihr. Gem bog nach links in das Badezimmer ein, während die Pastorin zu dem gegenüberliegenden Gästezimmer schritt und für den Bruchteil einer Sekunde zögerte, bevor sie im Inneren verschwand.
    »Was machst du?«, fragte Seyha und war froh, dass ihre Stimme dabei nicht zitterte.
    Bill sah mit zusammengekniffenen Augen durch den Raum in Richtung des Foyers. »Ich werde zurück nach vorn gehen – und mir den Keller vornehmen.« Die letzten fünf Worte hauche er mehr, als er sie sprach.
    »Vielleicht solltest du erst einmal darauf warten, dass ...«
    »Übrigens ...«, rief Gem aus dem Badezimmer, während sie am Spülgriff der Toilette rüttelte. Es gab zwar kein Spülgeräusch, aber immerhin konnte Seyha hören, wie sich der Hebel bewegte. Die Stimme des Mädchens klang beunruhigt, nervös. »... bin ich die Einzige gewesen, die einen wirklich fiesen Albtraum gehabt hat, bevor wir aufgewacht sind?«
    Seyha griff nach Bills Arm, doch er schien es nicht einmal zu bemerken. Er starrte zur Badezimmertür. Joyce steckte den Kopf in den Flur, ihr Gesicht war blass. Doch erst als Gem ebenfalls zur geöffneten Tür hinausblickte und noch einmal lauter hinzufügte, »Ja, was nun?«, nickten alle. Ohne Worte, sie tauschten lediglich fassungslose Blicke aus.
    Seyha fühlte, wie ihr Puls anfing zu rasen. Sie wollte nichts mehr damit zu tun haben. Nicht jetzt, nicht irgendwann. »Ich werde das Schlafzimmer durchsuchen.«
    Gem sah ihr zu, wie sie vorbeilief. »Aber, haben Sie ...«
    »Lass es einfach!« Sie hob ihre Hand, so als wollte sie das Mädchen

Weitere Kostenlose Bücher