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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
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ihrer Seite der Couch zusammen, nahm eine ähnliche Haltung wie Gem ein. Gem verspürte einen Anflug von Scham ob der Befriedigung, mit der es sie erfüllte, dass sich Bill und Joyce auf ihre Seite schlugen. Sie krümmte sich, erfüllt von der plötzlichen Angst, der Dämon könne zurückkehren und vielleicht sagen: Ja, ja, sündige nur weiter, Mädchen. Gib mir deine Seele.
    Joyce schaute zu ihr. »Alles in Ordnung, Gem?«
    Gem schniefte und erwiderte knapp: »Ja.«
    Alle verstummten, verloren sich in ihren Gedanken. Gem wurde ständig von ihrer anderen Theorie heimgesucht, doch sie verdrängte sie beharrlich und war frustriert darüber, dass außer ihr niemand Ideen einbrachte. Grunzend trat sie mit einem Fuß aus. Sie zielte mit der Geste auf niemanden ab, wollte nur irgendetwas tun. Die Bewegung fühlte sich gut an, ebenso das Grunzen.
    »Was?«, spie ihr Mrs. Watts entgegen.
    »Was?«, wiederholte Gem. »Was ist mit den Träumen? Falls es Träume sind. Wenn ich nicht die Einzige war, die blind wurde, dann war ich wohl auch nicht die Einzige, die ins Nimmer-Nimmerland geschickt wurde.« Sie wollte die anderen gerade auffordern, es wieder zu vergessen, als sie ihre plötzlich aufmerksamen Blicke bemerkte. Bill nickte zustimmend. Joyce und Seyha wirkten erschüttert. Gut! , dachte Gem. »Nun?«, fragte sie ermutigt.
    »Sie hat Recht«, meinte Bill. Er sah seine Frau an. »Ich habe geträumt – das heißt, falls es ein Traum war. Von dir und mir, Sey. Von unserem ersten Date.« Er lächelte ein wenig und blickte zur Seite. »Es war seltsam, in mehrerlei Hinsicht anders, als ich mich daran erinnere.« Plötzlich schaute er auf. »Und ich konnte nicht reden.« Er wurde energischer. »Ich konnte einfach nicht reden!«
    »Ich auch nicht«, verriet Joyce. Sie sprach mit einem Zittern in der Stimme, das Gems Brust mit Sand füllte. Nicht sie auch noch . »Ich wollte sprechen, brachte aber keinen Ton heraus.«
    Gem und Mrs. Watts nickten gleichzeitig – sofern man das leichte Neigen des Kopfes der Frau als Nicken bezeichnen konnte.
    Joyce fuhr fort. »Ich wollte Ray zurufen – erinnerst du dich an Mr. Lindu, Gem? Er hat uns verlassen, als du noch viel jünger warst.«
    Hier hat sich in den letzten sechs Jahren überhaupt nichts verändert , hatte er gesagt. Gem versuchte, ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen, sich nicht von der Erwähnung dieses Mannes erschüttern zu lassen, so kurz, nachdem ...
    »Ich erinnere mich an ihn.« Sie wollte mehr hinzufügen, biss sich jedoch auf die Lippe und senkte den Blick. Einige Sekunden verstrichen, bevor sie spürte, dass sich Joyces Blick von ihr löste.
    »Ich habe versucht, mit ihm zu reden, ihm zu sagen, dass ich da bin.« Sie lehnte sich auf dem Stuhl vor. »Er hat geredet. Ich konnte ihn laut und deutlich hören, aber er mich nicht. Als hätte er mich gar nicht wahrgenommen!«
    »Es war bloß ein Traum«, meinte Gem, verstört von den Emotionen, die sich in Joyces Gesicht zeigten. Sie glaubte keineswegs, dass es sich lediglich um Träume handelte, zumindest nicht um die Art von Träumen, an die sie gewöhnt war, aber sie wollte – musste – Joyce beruhigen.
    Ihre ehemalige Nachbarin schüttelte den Kopf. »Nein, es war mehr als das. Es war, als würde ich aus dem Dschungel in das Restaurant versetzt, um mir etwas zu zeigen, das ... ich weiß nicht recht ... das wirklich keine Rolle gespielt hat ...« Sie verstummte.
    Nach einigen Sekunden flüsterte Mrs. Watts: »Dschungel?«
    Joyce nickte. In stockenden Worten schilderte sie eine Kurzfassung ihrer Vision. Das war das Wort, das sie ständig verwendete – Vision . Das Mädchen im Dschungel, Ray, der mit jemandem zu Abend aß. Rasch wies sie darauf hin, dass sie nicht wusste, um wen es sich bei dieser anderen Person handelte.
    Warum sieht sie dann andauernd mich an?, dachte Gem. Wusste Joyce von der Begegnung, die sie im vergangenen Jahr mit Joyces Exmann gehabt hatte? Es schien möglich, dennoch bezweifelte es Gem.
    Zum Abschluss ihrer Erzählung fügte Joyce hinzu: »Es ist nicht real. Nichts davon. Ich habe mich nur mit dem Gedanken getragen, Missionarsarbeit zu verrichten, da ich nun keine Pastorin mehr bin.«
    »Unlängst sind Gerüchte aufgekommen«, warf Bill ein. »Darüber, dass Sie für einen möglichen Bischofssitz vorbereitet werden sollen.«
    Joyce errötete und nickte. »Mag sein. Es wurde erwähnt. Ich bin nur nicht sicher, ob ich daran interessiert bin, jedenfalls nicht sofort.«
    »Und dass Sie Ray

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