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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
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Wohnzimmer niedergelassen hatten, sprach niemand. Gem wäre lieber näher bei Joyce gesessen, aber Mr. und Mrs. Watts nahmen die Couch in Anspruch. Wie zuvor zog Gem die bestrumpften Füße unter sich. Der Sessel war gemütlich und so weich gepolstert wie die Couch, doch sie fühlte sich darauf zu abgeschieden. Hinter ihr lauerten der Essbereich und die Küche, ein großer Raum, aus dem sich etwas von hinten an den Sessel anschleichen konnte. Oder jemand. Gem rollte sich enger ein und verdrängte das Gefühl krampfhaft.
    Joyce holte tief Luft, blies den Atem aus und schlug sich mit den Händen flach auf die Oberschenkel. »Nun«, meinte sie, »wir können hier herumhocken wie verängstigte Kaninchen – und glaubt mir, so fühle ich mich –, oder wir können versuchen herauszufinden, was gerade passiert ist.«
    Bill nickte und öffnete den Mund, als wolle er etwas erwidern, dann schloss er ihn wieder. Er sah aus, als hätte er alle Mühe, nicht zu weinen. Was die Lage für Gem schlimmer gestaltete, als sie sich eingestehen wollte. Sie hasste das. Was spielte es für eine Rolle, wenn dieser Mann aufgelöst war? Joyce verkörperte die stärkste Persönlichkeit von ihnen, soviel stand fest. Tatsächlich war sie die Einzige, die noch nicht auf die eine oder andere Weise ausgerastet war. Gem wischte sich über das Gesicht und blickte die Frau Hilfe suchend an. Bitte , dachte sie. Sag etwas.
    Joyce nickte, als würde sie ihr zustimmen, dann sah sie nacheinander jeden der Gruppe an. »Eine Art Massenhalluzination? Massenwahn? Hat draußen ein nuklearer Holocaust stattgefunden?«
    In Gems Kopf hatte sich lange vor Beginn dieser Unterhaltung eine Idee eingenistet, doch sie wagte nicht, sie laut auszusprechen. Zwar erschien es ihr eine bessere Alternative als ihr ursprünglicher Gedanke – dass sie tot waren, ein Konzept, das sie keineswegs verworfen hatte, sondern nur in der Hoffnung ignorierte, es würde verschwinden –, aber sie fühlte sich innerhalb der Gruppe am unqualifiziertesten, es vorzuschlagen.
    »Gem?« O Mann. Die scheinbar hellseherischen Fähigkeiten dieser Frau wurden ihr allmählich unheimlich. Gem spürte, wie sie erbleichte. »Nichts«, murmelte sie. »Es ist dumm.«
    »Was? Nichts könnte sich verrückt anhören. Ich meine, sieh dir die Umstände an. Was denkst du?«
    Also gut. Die anderen würden zwar die Augen verdrehen, wenn sie es ausspräche, aber immerhin hatte niemand sonst einen Vorschlag. Gem brummte in ihre angewinkelten Knie. »Ich glaube, Gott ist wütend auf uns. Ich denke, er ist ausgerastet, als Sie letztes Jahr hier diese Zeremonie vorgenommen haben, und ... na ja ...«
    Joyce beendete den Satz für sie. »Und jetzt ist der Teufel eingezogen?«
    Schwang da ein sarkastischer Unterton mit? Gem wand sich, zugleich vor Hoffnung und Verlegenheit.
    »Ach, hören Sie doch auf!«, rief Mrs. Watts aus und schwenkte einen Arm, als wollte sie eine derart törichte Vorstellung von sich weisen. »Die Dinge stehen schlimm genug, wir müssen nicht auch noch anfangen ...«
    »Wie erklären Sie, was wir gehört und gesehen haben?«, fiel Joyce ihr mit angespannter Stimme ins Wort, versuchte dabei aber trotzdem, diplomatisch zu bleiben. »Ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, die vorher ... blind wurde. Und davor habe ich eine Stimme gehört. Wir alle haben das.«
    Mrs. Watts wirkte streitlustig. »Ich weiß nicht, warum wir den Bruder dieses Mädchens so rasch ausschließen«, sagte sie und nickte in Richtung des Fensters.
    Bills Stimme klang streng, als er sagte: »Wir schließen gar nichts aus, Sey. Aber ich wüsste nicht, wie uns irgendjemand so vollständig in diesem Haus einschließen könnte. Uns gelingt es ja nicht mal, den Kühlschrank zu öffnen!«
    Mrs. Watts drehte sich auf dem Sitz herum und brachte etwas Abstand zwischen sich und ihren Mann. »Wir können also den Kühlschrank nicht öffnen, und das bedeutet, dass Gott uns hasst und uns mit Dämonen eingesperrt hat?«
    »Gott ist nicht wütend auf uns«, warf Joyce ein.
    »Na, das ist ja schön zu wissen!«
    »Sey, bitte!«
    Sie begannen, wild durcheinanderzureden. Gem wollte auch einiges anmerken, vermeinte jedoch, dazu nicht das Recht zu haben. Immerhin hatte sie das Streitgespräch angezettelt. Etwas hinzuzufügen, würde die Dinge nur verschlimmern.
    Nach etlichen Minuten hatte die Debatte keinerlei Fortschritte erzielt und verkam zu einem gelegentlich gemurmelten Wort. Mrs. Watts fluchte leise vor sich hin und kauerte sich auf

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