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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
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»Ich habe die Stimme auch gehört. Allerdings konnte ich nicht erkennen, wer sprach. Da war nur diese Stimme.« Sie tippte gegen ihren Kopf. »Hier drin.«
    »Ich habe es gesehen.« Gem zuckte ob der eigenen Worte zusammen. Soviel dazu, mich im Hintergrund zu halten , dachte sie.
    Bills Augen weiteten sich. »Wirklich?«
    Gem nickte und schluckte. »Ja, ich glaube schon. Aber es war kein Mensch, sondern ein Monster, ein hässliches Ding, wie Gollum, nur noch abscheulicher, falls Sie sich das vorstellen können.« Angesichts der ausdruckslosen Blicke, die sie von allen erntete, fügte sie hinzu: »Gollum – das üble Ding aus Herr der Ringe.«
    »Oh«, sagte Bill, dessen hoffnungsvolle Erwartung aus seinen Zügen wich.
    Gem setzte sich aufrechter hin und stellte die Füße auf den Boden. »Ich behaupte ja nicht, dass es Gollum war, es war nur – ach, egal. Jedenfalls war es eine schleimige, dämonische Kreatur mit gelben Augen.«
    Joyce murmelte etwas, das Gem nicht verstand. Gem wandte sich ihr zu: »Ist dieses Ding ein Dämon? Ich finde, die Stimme hört sich so an, wie Satan reden würde. Und es denkt sich Lügen aus, wie über Ihren Exmann und meinen Vater.«
    »Was ist mit deinem Vater?«
    »Nichts, es war verrückt. Ehrlich gesagt, würde ich lieber nicht darüber reden.«
    »Das müssen wir aber«, gab Joyce zurück. »Was immer hier geschieht, wir werden es nicht überstehen, indem wir uns in uns zurückziehen und verstecken. Wir müssen darüber reden. Jeder von uns hat etwas anderes gesehen. Bitte, Gem, erzähl uns alles. Und Sie auch«, fügte sie hinzu und sah die Watts an. »Sie beide.«
    Bill nickte, rückte wieder näher zu seiner Frau und schlang den Arm um sie. Mrs. Watts ließ es geschehen und lehnte sich sogar an ihn, ließ jedoch in keiner Weise erkennen, Joyce gehört zu haben. Gem stellte fest, dass ihre neue Nachbarin plötzlich verlorener als Joyce kurz zuvor aussah.
    Dann erzählte Gem ihre Geschichte.
    Seyha mochte dieses Mädchen einfach nicht, wenngleich sie nicht genau zu sagen vermochte, weshalb. Gem berichtete gerade vom ›Erwachen‹ in ihrem Elternhaus, von dem Dämon, der durchs Fenster kam, von ihrem Vater, der sich allein in der Dachkammer aufhielt. Das Mädchen hatte Angst und sprach fast ausschließlich zu Joyce. Es war ein furchterregender Traum gewesen, geradezu maßgeschneidert dafür, ein Kind zu erschrecken. Seyha verspürte den Drang, sich von der Couch zu erheben, und das Mädchen zu umarmen. Reverend Lindu kam ihr zuvor; sie stand von ihrem Sessel auf und kniete sich neben Gem. Das war gut. Seyha fühlte sich wohl, wo sie sich befand, sicher an Bills Seite. Vorläufig gelang es ihr, die eigenen Albträume zu verdrängen, sowohl die realen als auch die imaginären.
    Jegliche Sympathie für Gem Davidson schwand jedoch, als sie erwähnte, dass sie sich in diesem Haus wiedergefunden hatte, und zwar zu einer Zeit, als es noch die geschlossene Kirche war. Von da an erzählte sie die Geschichte stockender, was Seyha kaum überraschte. Schließlich musste das Mädchen zugeben, dass es sich ständig hier eingeschlichen hatte. Aus unerfindlichem Grund fühlte sich diese Bestätigung von Sheyas Anschuldigungen nicht so sehr wie ein Sieg an, wie sie gehofft hatte. Vor allem, als Gem schilderte, wie sie dem lange verschollenen Ray Lindu über den Weg gelaufen war, worauf Joyce mit erbleichender Miene reagierte. Seyha kannte die Einzelheiten hinter den Problemen des Paars nicht, und angesichts der gegenwärtigen Miene der Priesterin wollte sie auch nichts darüber wissen. Schlimm genug, dass ihr Heim im vergangenen Jahr als Durchzugsstation für jede wandernde Seele gedient hatte.
    Joyce schaute auf und sah Seyha direkt an, als Rays Name fiel. Seyha erahnte die Frage der Frau, noch bevor sie gestellt wurde. »Sind Sie Ray an jenem Tag wirklich nicht begegnet?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid.«
    »Er war hier! Es war eine Begegnung, die ich nicht vergessen kann!«, rief Gem aus.
    Joyce drehte sich wieder dem Mädchen zu. Seyha fiel auf, dass ihre Hand ein wenig zitterte. »Warum, Gem? Was ist passiert?«
    Nun war es Gem, die blass wurde. Sie wandte den Blick ab und murmelte: »Nichts. Gar nichts, ich hatte nur nicht erwartet, hier auf jemanden zu treffen. Aber er hatte vom Verkauf des Hauses gehört und meinte, er wollte sich noch ein letztes Mal umsehen. Oder so ähnlich.«
    Joyce schüttelte den Kopf und erwiderte nichts.
    Gem fügte hinzu: »Aber gleich danach

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