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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
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ihren Schoß. »Tha, tha, munmein, ne ein, tha«, sagte er. »Hadawai ban chei gai jup na ein? Pru ne ein utwer wie kei ...«
    Nein, nein, nicht du , säuselte der Übersetzer in ihrem Kopf. Warum haben sie dich geholt? Du hast nichts Falsches getan ...
    Warum war ihr Vater an diesem Ort? Wo befanden sie sich überhaupt? Seyha sah sich in dem Raum um. Verzogene Spanplatten unterteilten ihn. Durch eine Lücke dazwischen bemerkte sie eine zweite Gestalt, die sich langsam vor und zurück wiegte. Zu ihrer Rechten erblickte sie eine kreideverschmierte Tafel. Dies war einst ein Klassenzimmer gewesen. Die vielen Türen auf dem Flur – eine Schule.
    Seyha versuchte, ihrem Vater in sitzende Haltung zu helfen. Die Kette fiel rasselnd von ihm und häufte sich auf dem Boden. Seine Handgelenke steckten in dicken Schellen. Die Kette glich einer Nabelschnur, die ihn dauerhaft mit diesem Raum verband. Wo der Haken in den Boden getrieben worden war, wies das Linoleum einen Sprung auf. Seyha fragte sich, ob die Spitze im Zimmer darunter hervorragte.
    »Seyha«, flüsterte er abermals und schluckte. Er redete weiter, zumindest bewegten sich seine Lippen, doch Seyha konnte nicht verstehen, was er sagte. Nur gelegentlich drang ein deutliches Wort daraus hervor wie »Geständnis« oder »die«, das sich jedoch bedeutungslos in seinem geflüsterten Gestammel verlor. Ein weiteres Wort erkannte sie mühelos ohne Übersetzung: Angka . Eine von vielen Bezeichnungen für die Regierung des Monsters Pol Pot. Die Roten Khmer , eine Armee bewaffneter Kinder, eine dem Wahnsinn verfallene Welt.
    Seyha bückte sich und küsste ihren Vater auf die Stirn. Ihre Lippen drückten sich durch einen Schweißfilm. Ein saurer, durchdringender Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Sie drängte Übelkeit zurück. Erinnerungen blitzten zu schnell auf und verblassten wieder. Männer nahmen ihren Vater aus dem Dorf mit. Er war nicht verhaftet, sondern zu »einer Anhörung« gerufen worden. Ihre Mutter war einerseits besorgt, andererseits stolz gewesen. An sich galt dies als gut. Wenn er der Regierung nützlich sein könnte ... aber die kleine Seyha hatte sich trotzdem zum Protest am Bein ihres Vaters festgeklammert. Er hob sie auf, küsste sie auf die Stirn und gab sie ihrer Mutter. Seyha wusste noch, dass sie geweint hatte, weil andere Väter fortgegangen und nie nach Hause zurückgekehrt waren. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war das Muster des Rocks ihrer Mutter. Vermutlich, weil sie weinend das Gesicht darin vergraben hatte, sie wusste es nicht mehr.
    Seyha versuchte, seine dünnen Handgelenke von den Fesseln zu befreien.
    Der Soldat, der sie hergeführt hatte, harrte die ganze Zeit an der Tür aus, die Hände vor sich gefaltet. Seine Miene zeigte keine Regung. In jene großen, eingesunkenen Augen trat keinerlei Mitgefühl.
    Seyha brüllte: Warum hast du mich hierher gebracht? Ihre Stimme war wieder verschwunden. Trotzdem hob sie den Kopf höher an, drehte ihn und starrte zu dem Jungen. Warum bin ich hier? Was habt ihr meinem Vater angetan?
    Letztlich brachen ihre Tränen los, ließen das Bild des Soldaten an der Tür verschwimmen, verzerrten seine Umrisse in etwas Buckliges, Groteskes. Vielleicht war dies schon immer seine wahre Gestalt gewesen. Seyha verfluchte die Kreatur; ihre stummen Worte gingen in ein tiefes Schluchzen über. Sie zog ihren Vater dichter an sich, drückte seine Wange an ihre Brust, schloss die Augen und hielt ihn fest, wollte ihn nie wieder loslassen. Nie wieder. Dies war eine Lüge. Alles. Er war nie hierher gebracht worden. Nachdem die vietnamesische Armee den Rest ihres Dorfes befreit hatte, stellte sich Seyha all die Jahre im Waisenhaus und auch danach vor, dass ihr Vater nach ihr suchte, ihren Namen rief. Erst, als sie nach Amerika kam, hatte sie damit aufgehört. Er mochte durchaus noch am Leben sein, alt und allein, seine Familie vermissend. Da er sie niemals finden würde, hatte es keinen Sinn, darauf zu hoffen. Aber er war nie hierher, an diesen verfluchten Ort gebracht worden.
    Der Junge an der Tür räusperte sich. »Doch, Doung Seyha, wurde er. S-21 wird unsere kleine Welt hier genannt. Es ist eine so herzliche, einladende Bezeichnung, findest du nicht auch?«
    Halt die Klappe!
    »Tausende weitere Männer, weitere Väter wie der, den du gerade hältst, wurden von der Woge der Paranoia erfasst, die vom wirren Verstand desjenigen ausging, den wir Bong Timuoy nannten. Bruder Nummer eins.«
    Lass mich in Ruhe!
    »Es

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