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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
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gibt so viele Einzelheiten, die du in den Jahren, seit du von uns weggeholt wurdest, geflissentlich nicht in Erfahrung gebracht hast.« Er seufzte. »So viele Dinge, die wir dir jetzt beibringen und zeigen können.« Er hörte sich beinah berauscht an. Seyha wiegte ihren Vater behutsam. Er fühlte sich so kalt an.
    Zeit verstrich. Sie drückte seinen Kopf und seine Schultern an sich, doch sein regloser Körper wurde unweigerlich kälter und schwerer.
    Sie hob den Kopf, starrte zur Decke und weinte. In den Laut – plötzlich konnte sie sich wieder hören – stimmten Dutzende andere ein. Rings um sie wurde geweint und gebrüllt. Allerdings nicht von den Gefangenen dieser von Menschenhand geschaffenen Hölle. Diese neuen Stimmen gehörten Kindern.
    Als sich Bill Watts’ Finsternis lichtete, stand er fast an derselben Stelle wie zuvor, nur hatte sich die Welt – oder die Zeit – verändert. Sein Heim war wieder, was es früher gewesen war, die Saint-Gerard-Kirche. Er stand unter über hundert Kirchgängern. Die Fingerspitzen einer Hand ruhten auf der Rückenlehne der Bank vor ihm. Mit der anderen hielt er ein offenes Gesangsbuch. Alle sangen, offenbar die Abschlusshymne, denn Reverend Lindu – die jünger wirkte als zuvor, aber denselben gehetzten Ausdruck in den Augen hatte – verneigte sich vor dem Altar und führte die Prozession den Mittelgang hinab, wobei sie die Bibel ehrfürchtig vor sich hertrug.
    Bills Mund bewegte sich zu dem Lied. Er versuchte aufzuhören, den Kopf zu drehen, zu sehen, wer sich rings um ihn befand, doch sein Gehirn hatte keine Kontrolle über den Rest seiner selbst. Bill sang gegen seinen Willen mit. Wie zuvor war er dazu verdammt, als passiver Beobachter einer Begebenheit aus seiner Vergangenheit beizuwohnen.
    Seyha befand sich nicht neben ihm. In den vergangenen Jahren hatte sie ihn selten begleitet, noch seltener seit dem Wechsel zur Saint-Cecilia-Kirche. Wann hatte dieser Gottesdienst stattgefunden?
    Die Leute in der Kirchbank vor ihm strömten auf den Gang. Bills Körper folgte ihnen, wobei er sich beiläufig mit seinen Nachbarn unterhielt. Es fiel ihm schwer, sich darauf zu konzentrieren, was gesagt wurde. Die Stimmen glichen einem Radio, bei dem die Höhen zu gering und der Bass zu stark eingestellt waren. Oder der Sprache von Erwachsenen in Snoopy -Cartoons. »Wa-Wa-We«, sagte Albert Fitts. Bill spürte, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog. »We, Wo-Wa«, erwiderte er, womit er Al ein Lachen und ein Schulterklopfen entlockte.
    Gott , dachte er, was geht hier vor sich? Rette mich.
    Er fühlte sich ein wenig schuldig für das Gebet. Gem und Joyce hatten ihre Visionen als höchst unangenehm beschrieben, vor allem Gem. Bill hatte lediglich sein erstes Date mit Seyha erneut durchlebt und sie bei Kerzenschein gebeten, ihn zu heiraten. Warum wurden ihm solche Erinnerungen zugestanden, Augenblicke aus der Vergangenheit, die er mit Freuden noch einmal besuchte?
    Eine dunkle, belustigte Stimme hinter ihm meinte: »Vielleicht bist du einfach ein entsetzlich netter Kerl, Billy.«
    Hätte Bill Kontrolle über sich gehabt, wäre er losgesprungen. Da dem nicht so war, konnte er es nicht tun. Der höhnische Tonfall der Stimme erinnerte ihn an seinen vorherigen Traum, der mit ihrer Drohung geendet hatte, mit dem Monster, das nach seinem Herzen griff.
    Gelächter, das wie das Brummen eines vorbeifahrenden Motorrads anmutete, so nah, dass sich Bill umdrehen wollte, um es zum Verstummen zu bringen. Doch das konnte er nicht; er konnte nur weiter mit der Menge den Gang hinabgehen und gelegentlich ein paar Worte mit seinen Nachbarn wechseln.
    »Wo ist denn deine Holde, Billy?«
    Lass mich in Ruhe. Lass sie in Ruhe.
    Abermals Gelächter. Ein Atemhauch in seinem Nacken, heiß und feucht. »Dafür ist es zu spät, mein Freund. Wenn die große Schweigerin dir genug vertrauen könnte, um dir zu erzählen, was sie gesehen hat, würdest du es wohl verstehen.«
    Mittlerweile hatten sie fast die Tür erreicht. Die Joyce Lindu jener Zeit stand bereits draußen, schüttelte Hände und sprach kurz mit jedem Gemeindemitglied. Einige Leute zögerten kurz, dann zogen sie die Geistliche in eine rasche, verlegene Umarmung, ehe sie weitergingen. Von Ray Lindu war weit und breit nichts zu sehen. Seine Abwesenheit war spürbar. Den mitleidigen Blicken der Kirchgänger nach zu urteilen, als sie sich von Joyce verabschiedeten, lag die Trennung noch nicht lange zurück. Demzufolge konnte es noch nicht lange her

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