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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
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der Messerklinge schwebte wenige Zentimeter von seiner Brust entfernt unter dem einen Arm, den er immer noch über das T-Shirt verschränkt hielt. Mit der linken Hand hatte er sie am Gelenk gepackt. Und sein Griff verstärkte sich.
    »Ich muss zugeben, Joyce«, sagte er, wobei seine Stimme tiefer und rauer klang und nicht aus seinem Mund, sondern aus jedem Winkel des Raumes stammte, »ich hätte nicht gedacht, dass du dazu imstande bist. Und um ein Haar hätte ich es dich tun lassen.« Er drehte die Hand herum, zog das Messer nach oben. Der Schmerz in ihrem Arm fühlte sich wie kaltes Metall an, das ihr vom Ellbogen bis zur Schulter hinaufgerammt wurde.
    Diese Szene wirkte vertraut. Sie schrie gequält auf, öffnete die Hand und ließ das Messer fallen, hörte, wie es klirrend auf dem Boden landete. Ray trat vor. Sein Atem wehte ihr ins Gesicht. »Du wolltest mich umbringen wie einen Hund.«
    »Du bist ein Hund!«, schrie sie, damals wie jetzt.
    Er bewegte den freien Arm und musste sie wohl geschlagen haben. Kurz zuckte ein Blitz auf, dann wurde alles dunkel. Als Joyce zur Besinnung kam, kniete sie auf allen vieren am Boden, den Stufen zugewandt, die zurück hinauf in die Kirche führten.
    Das ist wirklich geschehen , erinnerte sie sich und versuchte sogleich, es wieder zu vergessen.
    »Wer ist jetzt der Hund?«, brüllte der Dämon hinter ihr. Der Gürtel ihres Morgenmantels wurde herausgezogen; zuerst presste sich ihr der Knoten in den Magen, ehe er sich löste und mit heißer Reibung über ihre Hüfte zischte. Sie versuchte wegzukriechen. Ray hielt sie am Morgenmantel zurück.
    »Böser Hund«, flüsterte er mit heiserer Stimme, als hätte er Mühe zu atmen.
    Sie drehte sich nicht um, wusste anhand der Geräusche seines Gürtels und Reißverschlusses, was er mit der freien Hand tat. Ihr Morgenmantel erschlaffte rings um sie. Das Messer fiel ihr einen Moment, bevor Ray es quer über den Boden trat, wieder ein. Sie beobachtete, wie es zum Liegen kam und sich halb herumdrehte. Dann wurde ihr Morgenmantel hochgezogen und ihr über den Rücken geschoben. »Ich bin dein Mann«, knurrte er, riss an ihrer Unterwäsche und presste sich gegen sie. Joyce ballte die Hände zu Fäusten und starrte auf eine zerbrochene Fliese mitten im Flur. Selbst dieser Anblick erwies sich als zu viel, und so schloss sie die Augen. Sie stellte sich vor, er sei ihr Mann – jener, den sie früher gekannt hatte –, bemühte sich, einen guten Moment aus der Vergangenheit aus dem Gedächtnis zu kramen, etwas, womit sie überstehen würde, was geschah, während er sich unsanft in ihr bewegte. Aber sie war zu trocken, und es schmerzte so sehr. Das Gefühl, von innen nach außen gekehrt zu werden, ließ sich nicht ignorieren. Im Geiste brüllte Joyce, war jedoch außerstande, den Laut freizusetzen. Sie versuchte, sich von der verängstigen Jammergestalt zu lösen, die auf dem Boden kauerte, sich von ihrem Fleisch zu befreien, wie es ihr während der Vision in der Kirche möglich gewesen war, bevor sie hierher zurückgeschleudert wurde. Dann könnte sie das Messer holen und Ray töten, diesmal wirklich; ihn töten und die Ehre der erbärmlichen Frau wiederherstellen, die aufgegeben und es nicht selbst getan hatte. Mittlerweile war Joyce nicht mehr dieselbe Person und würde es nie wieder sein. Sie hätte sich nicht mehr so ergeben, dies zugelassen, nicht nach dem, was er ...
    Joyce hörte ihr anderes Ich schluchzen und denken: Ich habe mich nicht ergeben – ich habe ihn getötet. Er ist tot, das ist ein böser Traum, er ist ein böser Traum, er ist tot. Ich habe meine Tochter und mich selbst beschützt.
    Sie war gefangen, spürte Ray in sich, hörte ihre Gedanken, die versuchten, ihren Verstand vor der Welt zu bewahren, die versuchten, die Welt zu verändern. Bec würde in Sicherheit sein. Joyce brüllte in ihrem Kerker im Geist dieser Frau, fand sich ab, dass sie diesen Moment erneut durchleiden musste, diesmal als Außenstehende, die das Geschehen beobachtete.
    Ray wurde rasch fertig und stieß sie von sich. Sie fiel der Länge nach zu Boden und zog schützend die Beine an. Die Schmerzen waren unvorstellbar intensiv.
    »Joyce!«
    In jener Nacht war er gegangen, hatte wahllos einige Kleider gepackt, war davongefahren und nie zurückgekehrt. Zumindest nicht, während sie oder Bec zu Hause waren. Sofern er sich je in ihrer Abwesenheit ins Haus geschlichen hatte, würde er nichts mehr von seiner Existenz vorgefunden haben. Alles war im Müll

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