Plan D
auf? Zwei Jahrzehnte später? Da müsste Albert aber Fotos gesehen haben, wie Krenz von Ackermann mit einem Good Delivery in den Arsch gefickt wird.«
»Sie haben also keine Erklärung für den Mord«, stellte Kayser fest.
»Ich denke das, was Sie vermutlich auch denken«, sagte Blühdorn. »Dass Albert in den letzten zwanzig Jahren an irgendwas dran war, von dem er niemandem erzählt hat. Und diesmal hat er sich vielleicht zum ersten Mal verrechnet. Das Ding ist hochgegangen. Ich hab mir immer gedacht, dass der Spielmacher die Finger nicht stillhalten kann.«
»Der wer?«
»Der Spielmacher.« Blühdorn kramte eine rote Krawatte aus seiner Tasche. »Das war sein Spitzname in Heidelberg, nachdem er rüber ist. Der Strippenzieher, verstehen Sie? Der Mann im Hintergrund, der die Fäden in der Hand hält, der bestimmt, wo’s lang geht. Ein Libero, der das Toreschießen den anderen überlässt.«
»Sie haben gerade von Hoffmanns Plänen gesprochen, die DDR zu einem Vorbild in Sachen regenerative Energien zu machen«, sagte Kayser. »Der frühere Rektor der Universität Heidelberg, ein Professor Doktor Granz, ist seit mehr als zehn Jahren Aufsichtsratsvorsitzender von Greentec. Hoffmann wurde an einer Gaspipeline aufgehängt. Wenige Wochen vor den entscheidenden Konsultationen zur Sicherung der Energieversorgung Westdeutschlands. Was sagt Ihnen das?«
»Dass Sie nicht weiterwissen.« Blühdorn hatte die Krawatte um den Hemdkragen gelegt, seine feisten Hände machten sich an einen routinierten Windsor-Knoten. »Sonst würden Sie mir solche Fragen ersparen. Albert und Granz kannten sich natürlich. Als der Pla n D entstanden ist, war Granz allerdings noch weit weg von einem Job in der Energiewirtschaft. Mag sogar sein, dass die beiden in den letzten zwei Jahrzehnten Kontakt aufgenommen haben. Aber Albert hatte in der DDR nichts mehr zu sagen. Wenn Granz ihn um Hilfe gebeten hätte, was hätte Albert tun sollen? Er war Rentner.«
»Vielleicht Pipelines sabotieren«, sagte Kayser. »Greentec wird unter den neuen Transitverträgen leiden. Und Hoffmann hätte die DDR offenbar auch lieber als sozialistischen Windpark gesehen und nicht als Transitland für russisches Billiggas. Das könnte eine Allianz ergeben.«
»Gehen Sie damit zum SPIEGEL, die drucken es bestimmt.« Blühdorn zurrte seine Krawatte fest und griff nach der Reisetasche. »Mein Flieger startet um 1 4 Uhr, vorher muss ich durch vier Nacktscanner, um den Ossigirls meine haarigen Klöten zu zeigen. Sie sollten sich mit Ihren Fragen beeilen.«
»Ich hab nur noch eine.« Wegener stellte die Diktierfunktion aus und steckte sein Minsk in die Hosentasche. »Wer außer Krenz kann uns weitere Informationen über Hoffmann und seine Beratertätigkeit geben?«
»Die Staatssicherheit.«
»Vielen Dank«, sagte Kayser, »aber die Hauptabteilun g VIII ist gerade kollektiv zum Eimersaufen auf Kuba. Noch wer?«
»Niemand, den ich kenne. Lassen Sie sich einen Termin bei Egon geben, für seinen alten erhängten Freund wird er ja wohl ne halbe Stunde locker machen.«
»Was ist mit Hoffmanns Tochter?«, fragte Wegener.
Blühdorn erstarrte. »Mit seiner Tochter?«
»Sie wissen nicht, dass er eine Tochter hat?«
»Was denn für eine Tochter?« Blühdorn sah plötzlich blass aus, »mit wem soll Albert denn bitte eine Tochter haben?«
»Das wissen wir auch nicht.«
Blühdorn schüttelte den Kopf. »Blödsinn. Das glaube ich nicht.«
»Wegener, zeigen Sie ihm die TNT«, sagte Kayser.
»Was soll mir denn eine TNT beweisen?« Blühdorn sah jetzt ärgerlich aus. »Sie können Ihr Handy stecken lassen. Wenn Albert eine Tochter hätte, wüsste ich das.«
»Themenwechsel«, sagte Kayser. »Hatte Hoffmann in der DDR politische Weggefährten, die Sie kennen? Freunde? Verwandte?«
Blühdorn starrte Kayser an. »Mensch, besorgen Sie sich doch einfach seine Akte! Die Stasi hat ihn damals garantiert überwacht, da steht jeder Schuster drin, den Albert von 83 bis 91 angerufen hat!«
»Danke für den heißen Tipp.«
Wegeners Minsk klingelte. Unterdrückte Nummer.
Kayser zog ein Notizbuch aus der Jackentasche. »Dann hätten wir jetzt gerne Ihre Adresse in Heidelberg und sämtliche Telefonnummern, unter denen wir Sie erreichen können, Herr Doktor.«
»Ich geb Ihnen meine Karte.« Blühdorn klang erschöpft.
Das Minsk klingelte immer noch.
Wegener drückte auf Annahme. »Hallo?«
»Pankow, in einer Stunde.«
»Wo genau?«
»Kennen Sie das Irrenhaus in Berlin-Buch?«
»Kenn
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