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Planet 86 - Abnett, D: Planet 86 - Embedded

Planet 86 - Abnett, D: Planet 86 - Embedded

Titel: Planet 86 - Abnett, D: Planet 86 - Embedded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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hatte das Gefühl, als wäre er zusammengequetscht, als wäre alles zusammengequetscht.
    »Kann nichts sehen, verdammt!«, beklagte sich Tal und riss das Lenkrad brutal herum.
    Er begriff, was sie meinte. Die Frontscheinwerfer waren hell, aber sie erleuchteten bloß den Grund unmittelbar vor ihnen. Baumstämme, blendend weiß, tauchten ohne große Vorwarnung auf. Die herumsausenden Schwirrer waren schlimmer als ein Schneesturm mitten im Winter.
    Er stellte seine Funktionsbrille auf schwache Beleuchtung ein, nahm sie ab und setzte sie ihr während des Fahrens auf. Sie wich nicht zurück, obwohl er durchaus merkte, dass sie trotz ihrer völligen Konzentration ziemlich verwirrt war.
    Dann beugte er sich hinüber und schaltete die Scheinwerfer aus.
    Sie stieß ein leises Kichern aus, erfreut darüber, wie die Welt sich vor ihr aufgelöst hatte. Das grüne Abbild ihrer Umgebung, das die Funktionsbrille ihr verschaffte, hatte Tiefe, sie konnte Entfernungen, Baumabstände besser einschätzen, alles besser einschätzen, was zuvor wie aus dem Nichts hinter den verwirrenden Bäumen unmittelbar vor ihr aufgetaucht war. Rasch wurde die Fahrt weniger wild.
    Er lehnte sich eine Sekunde lang zurück und versuchte mit aller Gewalt, die Anspannung zu lockern. Das Gefühl, dass alles so fest zusammengeballt war wie eine Faust, war fast mehr, als er ertragen konnte.
    Aber die Fahrt war trotz allem allzu holprig. Er musste sich festhalten, bloß um aufrecht sitzenzubleiben. Ihm war ganz wirr im Kopf. Er war ziemlich sicher, dass ihm bald sehr schlecht werden würde. Bilder setzten sich in seinem Augenhintergrund fest, schockierend und grässlich, die beiden Gesichter, die er zerschossen hatte, starrten ihn an.
    Er überlegte, was für ein hoffnungsloses Klischee er abgab. Verdammt erbärmliche, weich gespülte moralische Entrüstung, zimperliche Empfindlichkeit des gesicherten Lebensstils eines alten Siedlers, all das ließ ihn vor dem Kontakt mit der grausamen Aktualität zurückweichen. Aber es war kein Ekel. Es war kein Schock über das, was er gerade gesehen und getan hatte. Auch war es keine, wie es der Journalist in ihm eifrig und mit kalkulierter Ernsthaftigkeit gebeichtet hätte, Abscheu über die Freude, mit der er seine Rolle angenommen hatte.
    Er erlebte bloß einen extremen Adrenalinabfall nach dem Hyperstress des Gefechts. So einfach war das. Er hatte sich Männern von Angesicht zu Angesicht gestellt, die darauf vorbereitet gewesen waren, ihn zu töten, und er hatte sie zuerst getötet, und um irgendwie eine Schneise durch diesen kompromisslosen Zustand zu schlagen, hatte er einen gewaltigen Adrenalinstoß erfahren. Er hatte einen Scheißdreck um die Schweinehunde gegeben, die er erledigt hatte. Es war einfach eine biochemische Überlastung durch die Anstrengung gewesen, an den normalen, alltäglichen, hemmenden Gefühlen wie Furcht oder Zögern vorbeizukommen.
    Cleesh sagte zu ihm: »Mein Gott, Falk, bist du in Ordnung?«
    »Mir geht’s prächtig«, sagte er so leise, dass Tal ihn nicht hören konnte.
    »Du bist hier völlig durchgedreht, Falk«, entgegnete Cleesh. »Ayoob und Underwood sind in Panik geraten. Es ist, als ob du einen Krampf im Tank hättest oder so.«
    »Mir geht’s gut.«
    »Was ist?«, fragte Tal, den Blick fest auf den Weg vor ihnen gerichtet.
    »Underwood sagt, deine Gehirnchemie und das neuronale Muster sind weit jenseits akzeptabler Grenzen«, sagte Cleesh. »Sie will dir ein Beruhigungsmittel geben, dich runterbringen.«
    »Scheiße, nein«, sagte er.
    »Sie sagt, sie muss das unbedingt tun, oder du könntest einen Herzschlag kriegen und sterben. Nur einen einfachen Stabilisator.«
    »Nein. Nicht. Ich beruhige mich schon wieder. Nicht.«
    Tal wandte den Blick eine Sekunde lang vom Weg ab und sah zu ihm hinüber.
    »Was sagst du da?«, fragte sie.
    »Ist okay«, erwiderte er. Er versuchte, ihr ein Lächeln zu zeigen. »Denke nur laut.«
    Sie riskierte einen weiteren Blick zu ihm hin, während ihre Hände das Lenkrad wiegten. »Du siehst krank aus.«
    »Bin okay. Pass auf, was du tust!«
    Er konnte Cleesh spüren, ihr Atmen hören.
    »Cleesh, ich muss selbst wieder runterkommen. Ich schwöre bei Gott, wenn sie mir gerade jetzt ein Beruhigungsmittel gibt, werde ich sterben.«
    »Okay«, sagte sie.
    Falk spürte ein Brennen im Herzen, als würde Säure aus etwas in seiner Brust herauslaufen. Er spürte einen sauren, metallischen Geschmack, den ungesunden, künstlichen Geschmack von Panik und Entsetzen.

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