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Planet 86 - Abnett, D: Planet 86 - Embedded

Planet 86 - Abnett, D: Planet 86 - Embedded

Titel: Planet 86 - Abnett, D: Planet 86 - Embedded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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schmerzte ihn. Der Kopf schmerzte ihn. Er fragte sich, wo seine Mutter war.
    Sie waren zusammen in die Stadt gefahren, waren früh von zuhause aufgebrochen. Sie hatte ihren besten Mantel angezogen, und er hatte sagen können – obwohl sie nichts direkt ausgesprochen hatte –, dass etwas im Schwange war. Wenn sie ihren besten Mantel anzog und das Haus früh verließ, bedeutete das etwas. Nicht bloß für ihn.
    Sie fuhren mit der Bahn statt mit dem Bus. Das hatte auch etwas zu bedeuten. Seine Mutter sagte, sie wolle sicher sein, rechtzeitig einzutreffen, und den Bussen konnte man nicht trauen. Die Bahn war viel teurer. Seine Mutter putzte sich unentwegt die Nase.
    Von der Bahn aus war die Stadt wesentlich besser zu sehen als vom Bus. Man sah, wie sie sich ausbreitete, verschleiert von Wolken weißen Rauchs der Fabriken, die in der Sonne glitzerten und in denen sich das Sonnenlicht spiegelte wie auf polierten Zähnen.
    Er hatte Hunger, aber sie mussten einen Termin wahrnehmen. Er wollte, dass sie kurz bei einem ProFoodLaden anhielten und einen Schokoriegel oder einen Bill-Berry-Muffin aßen. Seine Mutter zerrte ihn an der Hand weiter. Seine Mutter sagte, sie müssten einen Mann treffen. Sie sagte, Bauarbeiten im Orbit seien gefährlich, es sei eine sehr gefährliche Arbeit, und man musste sehr tapfer sein, wenn man dort arbeitete, und sie hätten das immer gewusst, sie hätten immer gewusst, welches Risiko sie eingingen. Sie sagte, es sei etwas Schreckliches geschehen, aber ihnen gehe es so weit gut. Das Büro würde sich um sie kümmern. Deswegen müssten sie sich mit dem Mann treffen.
    Der Mann erwartete sie in einem braunen Gebäude abseits der belebten Straßen. Draußen das Sonnenlicht, drinnen hallende Gänge, und gedämpfte Stimmen überzogen das Interieur wie Samt. Seine Mutter war auf der Treppe draußen vor dem braunen Gebäude stehen geblieben und hatte tief Luft geholt, als wolle sie gleich anfangen zu singen. Wenn sie in der Kirche sang, brauchte sie stets einen Augenblick, sich vorzubereiten und zu sammeln.
    Der Mann war nett, aber es war keine echte Nettigkeit. Es war eine aufgesetzte Nettigkeit. Eine bemühte Nettigkeit. Der Mann sah ihn unentwegt an und lächelte.
    »Und das ist Ihr Sohn?«, fragte er.
    Seine Mutter setzte sich. Sie zog den Saum ihres besten Mantels herab. Der Mann bot ihr ein Papiertaschentuch aus einer Schachtel auf seinem Schreibtisch an. Jemand brachte Tee-Ersatz. Durch die Fenster hinter dem Stuhl des Mannes funkelte das Glas der Stadt in der Sonne wie polierte Zähne, auf die das Licht fällt.
    Der Mann sprach über Dinge, die er nicht so richtig verstand, aber der Mann war offensichtlich besorgt, dass er es verstünde, dass er zu viel verstünde, und sah ihn unentwegt an, nur um sich zu vergewissern. Ein weiterer Mann trat ein. Er war jünger, und er trug ein langes schwarzes Gewand, und sowohl seine Mutter als auch der erste Mann nannten ihn »Vater«.
    Aber der Mann in dem schwarzen Gewand war nicht sein Vater. Er war nicht mal Vater Ercole von der Kirche, wohin seine Mutter zum Singen ging, obwohl das Gewand, das er trug, dem von Vater Ercole ähnelte. Vater Ercole war alt und nett. Wirklich nett. Er bat seine Mutter an den meisten Sonntagen, sie solle singen, und er gab seiner Mutter den Augenblick, sich vorzubereiten und zu sammeln, bevor sie vor all den Menschen sang.
    Dieser Mann in seinem schwarzen Gewand war zu jung, als dass er Vater von irgendwem hätte sein können. Er war gewiss nicht sein Vater. Sein Vater war älter und größer und hatte große schwere Arme, und er arbeitete im Orbit, am Bau, und sie sahen ihn nicht sehr oft, weil er stets auf Vertragsarbeit war.
    Sie hatten ihn seit Monaten nicht gesehen.
    Der Mann in dem schwarzen Gewand fragte, welche Vorbereitungen getroffen werden müssten, und seine Mutter erwiderte, dass ihr Gatte nie richtig gläubig gewesen sei. Sie war gläubig. Sie war die Kirchgängerin. Sie sang gern zum Gottesdienst. Es war eine Sache der Gemeinschaft. Ihr Gatte, er hatte sich nie mit solchen Dingen abgegeben. Selbst wenn er zu Hause war, war er nie mit ihr zur Kirche gegangen, obwohl er sie auch nie davon abgehalten hatte. Er war ein Rationalist, erklärte sie. So hatte er es beschrieben. Darum war die Zukunft gegangen. Gott hatte die Menschen bloß in Kriege und andere Sachen hineingetrieben. Man brauchte keinen Gott, wenn man Raum hatte.
    Der Mann in dem schwarzen Gewand hatte einige Besorgnis ausgedrückt. Auf dem Personalbogen

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