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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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abzuholen. Heute wurde ich leider aufgehalten.«
    Toshi konzentrierte ihren Charme auf Yebell und entgegnete:
    »Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, vom großen Le Monte persönlich abgeholt zu werden. Ich bin gebührend beeindruckt.«
    »Über die Tarka?« Le Monte grinste freudlos.
    »Darüber auch. Hauptsächlich darüber, welche bezaubernde Landschaft den Hafen umgibt.«
    Der Wagen schoß durch eine Sperre, die blitzschnell beim ersten Summersignal aufgehoben wurde. Er bog auf knirschenden Reifen in eine weiße, nicht sonderlich breite Straße ein, die sich in weiten Kurven einen mäßig hohen Hügel emporwand. Rechts und links davon standen einzelne Häuser, in uralten Parks verborgen, und kleine langgestreckte Apartmenthäuser. Die Morgensonne machte eine echte Idylle daraus.
    Einmal war dieser Hügel hier taubes Abraumgestein gewesen, durchsetzt mit Felstrümmern aus einer erfolglosen Probeführung. Das war vor Jahrhunderten geschehen; jetzt sah man nur sorgfältig angelegte und sehr gepflegte Natur. Ein Bach sprang in Kaskaden über Felsen.
    »Das ist zauberhaft!« sagte Toshi. Sie hatte die Landschaft bisher nur aus der Luft gesehen. Sie war bei den Probeflügen jeweils mit dem nächsten Schiff gestartet und hatte den Hafen nicht verlassen. Jetzt sah die Wirklichkeit der bedrohten Landschaft in ihren Augen ganz anders aus. Direkter und wesentlicher.
    »So ist es!« stellte Yebell fest. »Was hast du an Neuigkeiten, Yahai?«
    Yahai steckte ihm den Umschlag zwischen die Finger. Yebell warf einen Blick darauf und schob ihn in eine Tasche. Verdammt, dachte der Pilot. Sein Ärger muß groß sein, wenn er nicht einmal den Brief seiner Freundin sofort zu lesen begann.
    »Eine ganze Mappe voll. Die letzten Entwicklungen. Habt ihr die Sendungen nicht per Richtstrahl auffangen können?«
    Yebell grinste sardonisch.
    »Nein«, bekannte er wütend. »Sogenannte ›Störungen im photosphärischen Bereich der Sonne Iwaki‹, wie es hieß. Die Störungen wiederholen sich aber in eigentümlichen Rhythmen, so daß unsere Techniker die Länge des mitgespielten Störungsbandes bestimmen konnten.«
    »Nein!« entfuhr es der Kopilotin.
    Yebell warf ihr einen traurigen Blick zu.
    »Sie erleben den Ausbruch der Feindseligkeiten hier und heute mit!« sagte er. »Heute schlägt Chiriana zurück. Nur kurz, aber entscheidend, und alles legal und unter Ausnutzung der vielen technischen Möglichkeiten.«
    Der Pilot fragte besorgt:
    »Ist das eine deiner besonnenen Aktionen, Yebell?«
    Le Monte zog seine breiten Schultern hoch.
    »Noch kann ich sie tatsächlich ›besonnen‹ nennen. Aber das alles wird eskalieren, Yahai. Wie geht es Diona?«
    »Als ich mich von ihr verabschiedete, war sie wohlauf. Sie versprach, sich um deine Bitten zu kümmern; außerdem meinte sie, sie habe schon gute Anfangserfolge erzielt. Sollte alles in dem dicken Brief stehen.«
    Yebell und Diona schienen ein hoffnungslos altmodisches Liebespaar zu sein, denn sie schrieben sich noch handschriftlich Briefe. Und das in einer Zeit, in der Informationswürfel, Lesespulen, Kassettenrecorder und ähnliche technische Spielereien im Bewußtsein der Menschen voll integriert waren.
    »Steht wohl auch drin!« murmelte Yebell, dann wandte er sich an Toshi Eostor.
    »Was Sie hier in einem Radius größer als hundert Kilometer sehen, ist das Werk von Dutzenden Generationen. Wir haben diesen verdammten Platz umgegraben, als feststand, daß hier niemals gefördert werden würde. Wir haben Regenspeicher angelegt und Bachläufe geschaffen, wie die Besessenen haben wir geschuftet. Auf höchst wunderbare Weise wurde Humus erzeugt, und mindestens eintausend verschiedene Pflanzen aus allen anderen Planeten wurden gekauft und angesetzt. Und jedes Jahr wächst die Landschaft nach außen. Niemand hat uns jemals gewarnt, niemand hat uns jemals gesagt, daß hier riesige Abraumhalden entstehen werden.«
    Toshi erkundigte sich leise:
    »Es gibt keinen anderen Weg als einen Kleinkrieg zwischen Dshina und Chiriana? Ist das die vernünftigste Basis?«
    Der Wagen raste jetzt eine Allee voller uralter Bäume entlang, die in voller Blüte standen. Jeder Baum trug Blüten in anderer Farbe; an manchen der Riesen mit den ausladenden Ästen gab es zweierlei Farben. Der Duft der Blüten drang ins Wageninnere. Am Ende der Allee sah man ein Punkthaus mit fünfzehn oder mehr Stockwerken, das in einer Mulde angelegt war, so daß die obersten Stockwerke gerade über das allgemeine Höhenniveau des

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