Planet am Scheideweg
lenkte sie vom Augenblick des Startes bis zur Landung auf Dshina. Auch während der Ruheperioden, in denen die Gerüste auf der schlingerfreien Plattform standen und beladen wurden, war die Bordenergetik mit einem der vielen Satelliten zwischen den Planeten verbunden. Ein Datenstrom, der ständig floß, verband praktisch auf diesem Weg beide Welten.
In der Ruhepause wurden die Daten zur Kontrolle überspielt, während des Fluges waren sie von höchster Wichtigkeit. Das System war in rund eineinhalb Jahrtausenden zur höchsten Reife vervollkommnet worden.
Der Lift sank entlang eines der vielen »Füße« des Monstrums schnell nach unten und hielt federnd neben dem hellgelben Würfel, der die gesamte Steuerung des Schürf- und Veredelungsgerätes enthielt. Über einen Metallsteg betraten die fünf Personen die Steuerzentrale.
Yebells Gesicht war verschlossen, seine Miene ausdruckslos. Er sagte halblaut:
»Meine Dame, meine Herren, es hat sich leider herausgestellt, daß Chiriana gewissen Druckmaßnahmen gehorchen soll. Übereinstimmend wurde beschlossen, daß wir den Kampf gegen Ousmane Diack aufnehmen. Die Verantwortung dafür trägt er allein; er begann mit unfairen und gefahrvollen Handlungen.
Aus diesem Grund übernehme ich die persönliche Verantwortung für die kommende Aktion. Ich habe zwei unparteiische Zeugen eingeladen, die bestätigen können, daß ich die Gegensabotage einleiten werde.«
Er machte eine kurze Pause.
Während er seine Waffe aus der Schutzhülle zog, warf er Yahai Paik einen Blick zu. Paik erkannte die Entschlossenheit, mit der Yebell vorgehen würde. Er glaubte aber auch Unsicherheit zu sehen und das Wissen, daß diese Aktion im Grunde sinnlos war und die Spannungen nur noch verstärken konnte. Eine gewisse Starrköpfigkeit war dabei; man konnte es fast »Sturheit« nennen.
»Eine Frage. Sind für Steuerblock Sieben Ersatzstücke im Lager?«
Eine böse Spannung erfüllte den Raum. Der angesprochene Ingenieur mußte sich zweimal räuspern, ehe er antworten konnte:
»Im Zentrallager, drüben in ›Idea‹, Le Monte.«
»Ausgezeichnet!« sagte Yebell, hob die Waffe und entsicherte sie mit einem häßlichen Knacken, das den Anwesenden wie das Klirren von Glas vorkam. Er zielte auf das siebente Segment der Steuerung, die im Baukastenprinzip zusammengestellt war.
»Toshi Eostor, Yahai Paik – ihr seid Zeugen. Niemand außer mir ist verantwortlich.«
Er bedeutete ihnen, etwas zurückzutreten und feuerte zwei Schüsse auf das betreffende Segment ab. Krachend, mit einem Regen aus Funken und zerstörten Teilen, explodierte das Segment Sieben.
Le Monte sicherte die Waffe, schob sie zurück und sagte hart:
»Schreiben Sie ins Protokoll, daß ich einen Akt der Sabotage verübt habe. Danke, meine Dame, meine Herren!«
Toshi fragte mit bemerkenswerter Kühle:
»Ist das abermals das Ende des offiziellen Teiles, Le Monte?«
Yebell nickte und sah sie ein wenig geistesabwesend an.
»Ja.«
»Was geschieht jetzt? Rein technisch, meine ich.«
Der Ingenieur, der an der Schalttafel stand und nacheinander die einzelnen Antriebsblöcke der mächtigen Maschine aus dem Betriebskreis schaltete, sah seine roten Warnlämpchen eines nach dem anderen ausgehen. Teilweise Lähmung ergriff den Koloß. Sie schritt weiter fort und hörte kurz vor der Versorgung der kleinen Wohnquartiere und der Notstromanlage auf.
»Der Schürfmechanismus und sämtliche angeschlossenen Sub-Teile sind außer Betrieb.«
Paik betrachtete den Rauchfaden, der sich zwischen dem vernichteten Segment und der Exhaustoranlage ringelte.
»Begreiflich ...«, knurrte er.
»Wir werden in unserem Lager eine Kontrolle durchführen und feststellen, daß kein Ersatzteil vorhanden ist. Dann rufen wir das Zentrallager an. In dieser Zeit gibt es dort nur einen Notdienst, weil die Besatzung Ferien macht. Der Ersatzdienst wird uns ein falsches Teil schicken, das wir einzubauen versuchen und als ungeeignet zurückweisen müssen.«
Mit diesem Aufwand an Einfallsreichtum, der total negativ ausgerichtet war, konnte viel erreicht werden. Zumindest ein langer Aufschub.
»Ja, weiter?«
»Das Teil wandert also wieder zurück zum Zentrallager. Das zweite Teil wird richtig sein. Einbauzeit ein Tag. Dann die Kontrollen des gesamten Mechanismus. Das Schiff wird etwa zwei Tage nach dem offiziellen Zeitpunkt starten können. Das bringt den gesamten Flugplan durcheinander und wird auf Dshina beträchtliche Aufregung hervorrufen.«
Paik seufzte und
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