Planet am Scheideweg
Umlands hinaussahen.
»Ich kenne die vernünftige Basis. Sie sieht anders aus als der Zustand, den wir haben!« sagte Yebell aufgeregt. »Jemand muß Chemikalien abgeblasen haben, von denen die Tarka doppelt fruchtbar wurden.«
Yahai schluckte einen Fluch herunter.
»Das ist nicht dein Ernst, Yeb!« rief er erschrocken.
»Mein voller Ernst!« bestätigte der Siedler. »Wir haben die Tiere untersucht. Aber auch erst, seit die Jäger dieses Frühjahr über eine Menge seltsamer Vorgänge berichteten. Der Druck der überbevölkerten Tarka-Gebiete auf die Lebenszone ist so stark geworden, daß die Tiere in Scharen eindringen – ihr habt es beinahe mit dem Leben bezahlt!«
Der Wagen bog von der Straße ab, glitt durch ein Tor und verschwand in einer flachen Tunnelröhre. Der erleuchtete unterirdische Korridor führte in einer langgeschwungenen Kurve bis fast unter das Haus. Nacheinander stiegen sie aus, und Yebell meinte zum Fahrer:
»Du kannst uns zum Mittagessen abholen, etwa gegen zwei Uhr. Wir fahren hinunter zum Hafen. Einverstanden?«
Der Fahrer nickte und versprach:
»Ich werde pünktlich sein, Yebell.«
Kurze Zeit später saßen sie auf der windstillen Terrasse der obersten Wohnung. Von hier aus hatten sie einen gleichermaßen guten Blick auf den Tower des Raumhafens, auf das Systemraumschiff und auf die kleine Bucht mit dem halbkreisförmigen Hafen.
Yebell drückte den Knopf, und die automatische Küche fuhr heran und öffnete ihre Fächer.
»Und jetzt – berichte!« sagte er zu Yahai.
Yahai packte seine Tasche aus, legte die betreffenden Artikel oder Bänder vor und kommentierte sie kurz. Sie frühstückten in aller Ruhe und besprachen die Ereignisse. Der springende Punkt der Entwicklung zwischen den beiden Planeten war der Umstand, daß in der vergangenen Zeit niemand mit den Megamikren vernünftig und in aller Ruhe gesprochen hatte. Das Vorurteil, das vor einem Jahrtausend und mehr seine Gültigkeit gehabt haben mochte, nämlich daß hier auf Chiriana die asozialen Elemente, die Aufrührer, die wetterharten Pioniere und die Verbrecher lebten, schien unverändert weiter zu wirken. Man betrachtete sie als Fremde.
Le Monte beendete seine Ausführungen und sagte laut:
»Ich schwöre dir, Yahai, daß niemand von uns nicht zumindest zugehört und überlegt hätte, wenn Ousmane Diack zu Beginn seiner Dienstzeit hierher gekommen wäre und gesagt hätte: Freunde, wir brauchen euer Land wegen der lebensnotwendigen Erze und Metalle. Laßt uns einen Weg finden, beiden Seiten gerecht zu werden!«
Toshi murmelte niedergeschlagen:
»Das hat er zweifellos nicht getan!«
Yebell legte beide Hände auf den Tisch und sagte hart:
»Hört zu, was ich euch sage. Es ist die Wahrheit. Wir haben einen zweiten und dritten Mordfisch gefangen – alle Mutationen von El Saghir. Seit einigen Landungen sind die Ladungen, die wir bestellt und bezahlt haben, unvollständig. Alles wirkt wie eine lächerliche Panne, über die sich niemand aufregt, aber bei der heutigen Ladung wird es weitere Pannen dieser Art geben.«
»Ich zweifle nicht daran!« kommentierte der Pilot.
»Diese heimtückisch gezüchteten Fische sind der erste Punkt. Die Pannen mit den Ladungen der zweite. Der dritte betrifft die programmierten Störungen in der Nachrichtenübermittlung zwischen den Planeten und ist auf die Sendungen beschränkt, die von Dshina ausgehen. Der vierte Punkt schränkt den Komfort an Bord der Systemliner ein. Der fünfte bestand darin, daß man den Jägern die falschen Patronen verkaufte; Ärgernis und lebensgefährliche Situation waren bei vielen Jagdgruppen die Folge. Der sechste Punkt schließlich betrifft die Tarka, die sich spätestens seit der letzten Regenzeit sehr deutlich spürbar vermehrten.
Das Schlimme daran ist, daß System hinter den Schikanen steckt. Der erste Zug Ousmanes hätte schließlich auch aus einem fairen Gespräch bestehen können.«
»Du sagst es!«
Yebell fuhr ungerührt fort:
»Uns stellt sich die Frage, was zu tun ist. Wir haben uns entschlossen, die Sabotage mit Gegensabotage zu beantworten.«
»Muß das sein?« erkundigte sich das Mädchen.
»Es muß nicht sein. Es ist der zweite Zug in diesem Kampf. Wir zeigen damit an, daß wir Ousmanes Kampfansage annehmen. Der dritte Zug liegt dann bei ihm. Er sollte herkommen und mit mir sprechen.«
Yahai drückte seinen Zigarettenrest aus.
»Und wenn er das nicht tut, was anzunehmen ist?«
»Dann wird das Klima zusehends kälter und eisiger!«
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