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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Gossen. »Ich kann es nicht glauben!«
    Der Energiedirektor winkte müde ab.
    »Glauben Sie es ruhig. Es stimmt.«
    Diona erkannte ihre eigene Stimme kaum wieder. Es war nicht einmal Haß, den sie heraushören konnte. Es schien deutliche Verachtung zu sein.
    »Er sabotierte, weil Sie, Energiedirektor, mit der Sabotage schon vor Jahren begannen. Er sabotierte, weil Sie auch heute noch sabotieren. Es ist die richtige Antwort auf Ihre Aktionen, Energiedirektor!«
    Ousmane Diack sah seine Tochter schweigend an, dann nickte er langsam. In diesen Sekunden glich er mehr denn je einem alten Mann. Ohne sichtliche Gemütsbewegung sah der Direktor für Sonstiges zu ihnen herüber. Er rührte sich nicht. Diona blickte ihren Vater mit aller Entschlossenheit und Kälte an. Niemand in der Bar wagte sich zu bewegen. Schließlich murmelte Gossen, der von der Anwesenheit Diacks nicht einmal etwas geahnt hatte:
    »Kann das alles nicht mit weniger Dramatik vonstatten gehen?«
    Diona sagte laut:
    »Wenn Le Monte hier wäre, würde er diesen Mann die Treppe hinunterwerfen. Ich glaube nicht, daß ich etwas zu sagen habe, Energiedirektor.«
    Sie waren Feinde, wenn sie sich begegneten. Zumindest glaubte dies Diona Royan fest und unerschütterlich.
    Ousmane hob die Hand und knurrte:
    »Muß ich mich vor dir zu Boden werfen, Tochter, um angehört zu werden?«
    »Was immer Sie belieben, Energiedirektor!« sagte sie. »Ich weiß nicht, was es zu diskutieren gäbe.«
    »Ich will nichts anderes als Vernunft und einen korrekten Dialog!« beharrte Ousmane. Er nahm sich zusammen. Sein Gesicht war bleich. Er rührte sich nicht und stand zwischen ihnen; ein großer, wuchtiger Mann, dessen Gesicht die Spuren von Schlafmangel und Anstrengung trug.
    »Den Dialog machten Sie, Energiedirektor, unmöglich!« sagte Diona erregt. Jeder hier im Raum konnte die Unterhaltung mitverfolgen. Alle Gesichter drückten Erschrecken und Unsicherheit aus, nur Blok blieb weiterhin unbewegt.
    »Ich kann mich nicht erinnern, das getan zu haben. Außerdem habe ich es nicht nötig, mich hier und zudem noch vor dir zu rechtfertigen.«
    Diona blitzte ihn an und erwiderte:
    »Ich habe andere Informationen. Ehe Le Monte zu sabotieren begann, haben Sie schon lange das Leben der Megamikren sabotiert. Ich darf an die Aussaat der mutierten Fische erinnern, von denen einer beinahe mich umgebracht hätte, zusammen mit Ihrem Chefpiloten!«
    Ousmane blieb ruhig. Er hob die Hand und deutete auf das Mädchen hinter der Bar.
    »Sir?«
    »Einen Krug Sangria. Nein, bitte zwei Krüge. Einen hierher, den anderen an unseren Tisch. Sangria ist das Getränk des Vergessens. Vielleicht können wir uns für einige Minuten auf das Wesentliche konzentrieren.«
    Die Reaktion der Gäste war unterschiedlich. Einige von ihnen merkten, daß Ousmane Diack gewissermaßen um das Wohlwollen seiner Tochter kämpfte. Rechnete er sich noch ernsthafte Chancen aus? Gossen Jurnau setzte sich auf seinem Hocker zurecht und lehnte sich an die Theke. Links vor ihm sah er Diona, die ihren Vater mit flammenden Augen anstarrte. Auch sie saß auf dem gepolsterten Hocker. Rechts von Gossen stand Ousmane. Er füllte die Szene aus, und der Eindruck, den sie alle hatten, war, daß er sie auch beherrschte.
    »Ich tue genau das!« sagte Diona scharf.
    Ousmanes Stimme wurde lauter, als er antwortete:
    »Meine Beziehungen zu dir sind in Ordnung. Ich liebe dich, weil du meine Tochter bist und selbständig arbeitest. Deine Beziehungen zu mir sind seit dem Tag, an dem du Le Monte trafst, jedenfalls nicht mehr in Ordnung. Du haßt mich, weil ich versuche, die Rechte beider Planeten wahrzunehmen. Wenn du dir die Mühe machen würdest, die Dinge realistisch zu sehen, könntest du mich nicht mehr hassen. Und ... wessen beschuldigst du mich?«
    In der atemlosen Stille waren nur die Geräusche, mit denen im Sangria -Krug umgerührt wurde.
    »Ich beschuldige Sie, Energiedirektor, mutierte Fischbrut ausgesetzt zu haben. Schon vor Jahren. Ich beschuldige Sie, mit Gewalt und List, unter Umgehung des Generalvertrags, die Siedler auf Chiriana Iwaki vertreiben zu wollen. Sie sabotieren den Nachschub und die bestellten Ladungen der Schiffe, Sie veränderten das biologische Gleichgewicht der Tarka, damit die Blacklanders ihre Energie in Kämpfen gegen die rasenden Tiere verpulvern müssen. Sie lassen sogar die Munition der Jäger ändern, die von diesem Planeten kommen und die Tarka jagen. Ich bin überzeugt davon, daß noch andere Dinge vorgefallen

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