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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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sind und noch vorfallen werden. Ich beschuldige Sie, Energiedirektor, nicht den Dialog zu suchen, sondern nichts anderes vorzuhaben, als die Megamikren rücksichtslos zu vertreiben. Außerdem will ich Ihre Sangria nicht. Ich habe nichts zu vergessen.«
    Sie drehte sich mit einem Schwung herum, sah Gossen ins Gesicht und sagte leise:
    »Würdest du mir bitte einen starken Alkohol bestellen?«
    Gossen machte eine ziemlich hilflose Geste, sah das beherrschte Gesicht des Energiedirektors an und hob dann die Hand, um die Bestellung aufzugeben. Hinter ihnen erklang die Stimme Ousmane Diacks:
    »Das alles, Tochter, mag vorgefallen sein oder nicht. Ich habe in meinem Leben oftmals gelogen, aber heute habe ich es nicht mehr nötig.
    Keine dieser Anklagen oder Beschuldigungen trifft mich – ich habe nichts mit ihnen zu tun.«

 
8.
     
    Gestern war die letzte Rotte der Jäger abgeflogen. Für Monate war jetzt wieder Ruhe. Martinons Nerven waren strapaziert, aber trotz der ungewöhnlichen Angriffslust der Tarka, trotz der sabotierten Munition und der mangelnden Fähigkeit einiger Männer war Martinon noch am Leben.
    »Verdammter Mist!« sagte er und bremste den Geländewagen ab. Das Fahrzeug schleuderte halb herum, holperte über einen Stein und blieb so stehen, daß Martinon gerade in die Vormittagssonne blicken mußte.
    Martinon schaltete, stieß zurück und wendete den Wagen. Er hatte das letzte Lager abgebaut und die Einzelteile auf der Ladefläche verstaut. Jetzt hatte er nur noch einen Wunsch: er wollte zurück in sein Haus, einige Tage ausspannen und die letzten Wochen vergessen oder wenigstens verdrängen.
    Die Jagdsaison war vorbei. Die Angriffswut der Tarka schien gebrochen. In den vergangenen Stunden hatte Martinon keine der feuerroten oder tiefschwarzen Tiere mehr gesehen. Auch die Ketten der Madeo waren aus dem Himmel verschwunden. Schweigend sah sich Martinon um und legte seine Finger um den Lauf der Büchse.
    Keine Bewegungen zwischen den niedrigen Sträuchern.
    Keine dreieckigen Katzenschädel mit aufgestellten Ohren und aufgerissenen Augen auf den Felsen. Nur ein paar winzige Eidechsen, die sich sonnten. Langsam löste die Wärme des Tages den Nebel auf.
    »Noch drei Stunden!« knurrte Martinon.
    Er mußte noch ein weiteres Lager besuchen, dort den Iglu auseinandernehmen und verladen, dann konnte er zurückkehren. Wie er, so waren auch die anderen Teams unterwegs und beseitigten für einige Monate die Spuren, die von ihnen und den Jägern Dshinas hinterlassen worden waren. Trotz Ousmane Diacks offensichtlicher Sabotage war diese Saison einigermaßen erfolgreich verlaufen, wie eine erste Durchberechnung ergeben hatte.
    Martinon schob die dunkle Brille über die Augen, warf einen Blick auf den trümmerübersäten Weg, der die zahlreichen Räderspuren trug, und bewegte die Steuerung. Brummend und mit ruckenden Reifen fuhr der Wagen an.
    Die Spur wand sich hangaufwärts und in einer Serie von Halbkreisen durch das unübersichtliche Gelände. Eine dünne Staubspur wurde von den Reifen aufgeweht und hob sich in die Luft. Das Brummen des Antriebs hallte zwischen den ausgehöhlten Felsen wider. Als Martinon die nächste Kehre erreichte, hielt er kurz an und warf einen Blick auf das darunterliegende Land. In der Ferne sah er die Förderstürme des Erzabbaues.
    »Irgend etwas stimmt hier nicht!« sagte er.
    Eine Art Jägerinstinkt warnte ihn. Er konnte nicht erkennen, was ihn stutzig machte. Vielleicht die Ruhe, die ihn nach all den hektischen Tagen voller Gefahren störte. Er fuhr weiter, vergewisserte sich, daß die Strahlensperre ausgeschaltet, das Funkgerät aber eingeschaltet war. Nach drei Metern trat er fluchend auf die Bremse. Jetzt wußte er es!
    Ein Tarkaweibchen flog im Zickzack, drei oder vier Meter über den Büschen, den Hang abwärts. Es schwebte mit ausgebreiteten Flughäuten schräg über Martinon und den Wagen hinweg und starrte ihn böse an. Als sich die beiden Augenpaare trafen, stieß das Tier ein heiseres Zischen aus.
    »Ich werde verrückt!« keuchte Martinon auf.
    Das Weibchen landete in den zurückschnellenden Zweigen eines Gebüschs. Sofort tauchten einige Männchen auf, kletterten auf Felsen und auf stärkere Äste und richteten ihre leuchtenden Augen auf den Mann im Wagen. Martinon trat die Kupplung durch, schob den Gang hinein und beschleunigte. Zwei Räderpaare drehten sich rasend schnell durch und schleuderten Steine und Schmutz nach hinten. Der Wagen machte einen Satz und schaukelte

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