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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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Als er starb, hinterließ er seiner Schwester 490 Hektar Baumschulen in bester Lage. Es wären noch mehr gewesen, wahrscheinlich viel mehr, aber ihm waren die entsprechenden Papiere verloren gegangen …
    Im Grunde liebte er einfach das Wandern, ständig neue Leute kennenzulernen, zu predigen und Apfelbäume zu pflanzen. Und ich schätze, ein gutes Glas Apfelwein auch.

8
Wir merzen unsere Mittelklasse aus
    W as uns Amerikanern wirklich Angst macht, ist jedoch weder Obdachlosigkeit noch Armut. Es gibt nur einen einzigen Grund, warum in den USA so viel über das Leiden der Armen gestritten wird: Die Mittelklasse befürchtet, auch sie werde bald dazugehören.
    Und ihre Befürchtungen sind gerechtfertigt. Einen »middle class squeeze« – das Schrumpfen der bürgerlichen Mittelklasse – beobachtet man seit den 1980ern, als der anhaltende Trend der Steuervergünstigungen für Vermögende und der Deregulierung der Finanzmärkte begann. Seitdem ist die Mittelklasse zwar noch existent, aber sie muss mit immer weniger Geld auskommen. Etwa 85 Prozent des Reichtums in Amerika liegen mittlerweile in den Händen der wohlhabendsten 20 Prozent der Bevölkerung. Der Rest muss die übrig gebliebenen 15 Prozent unter sich aufteilen. Derart ungleiche Verhältnisse gibt es auf der Welt nur noch in der Schweiz.
    Manche Theoretiker meinen, dass die Mittelklasse noch gerettet werden kann, indem man den Steuersatz der Reichen wieder erhöht und die Finanzmärkte stärker reguliert.
    Andere sagen, dass sich das Schrumpfen der »middle class« völlig unabhängig davon fortsetzen wird.
    Die Rezession, die Amerika 2007/8 erlebte und die man schon 2010 voller Respekt »die große Rezession« nannte, wirft nämlich in der Tat Rätsel auf. Zum Beispiel: Warum erholt sich inzwischen die Wirtschaft wieder, der Arbeitsmarkt aber nicht? Folgt das eine denn nicht auf das andere: anziehende Konjunktur = mehr Jobs? Irgendwie schafft es Amerika zwar wieder, mehr Geld zu machen, ohne jedoch die Arbeiter wieder einzustellen, die man zu Beginn der Krise gefeuert hat.
    Dann schaut man genauer hin und erkennt, welche Stellen nicht wieder besetzt werden: Ungewöhnlich viele davon sind in der Industrie.
    Das ist neu. Seit Jahrzehnten verliert zwar der industrielle Sektor kontinuierlich an Bedeutung, aber bis jetzt waren hier doch immer noch sehr viele Arbeiter beschäftigt.
    Nun aber braucht man anscheinend keine neuen Arbeiter mehr. In den letzten zehn Jahren hat die US -Industrie etwa ein Drittel ihrer Arbeitsplätze abgebaut, eine Art Radikaldiät, die sie schon lange in Angriff nehmen wollte, für die sie bis dahin aber nie Zeit fand. Rein rechnerisch ist zu erwarten, dass der Kahlschlag auch weitergeht: Der Ökonom Alan Blinder schätzt, dass bis zu 29 Prozent aller momentan noch vorhandenen Arbeitsplätze in Amerika in den nächsten paar Jahrzehnten problemlos ins Ausland verlagert werden könnten.
    Das bedeutet nicht, dass die Industrie in Amerika verschwindet. Die USA sind immer noch der zweitgrößte Hersteller von Industrieprodukten weltweit und werden es vermutlich auch noch einige Zeit bleiben. Es findet aber eine merkliche Verlagerung statt, ähnlich wie zu Anfang des 20. Jahrhunderts in der Landwirtschaft: Heute ist Amerika zwar nach wie vor der weltweit drittgrößte Produzent von landwirtschaftlichen Produkten, aber nur noch zwei Prozent der amerikanischen Arbeiter sind in diesem Sektor beschäftigt. Es hat im Laufe der Zeit eine so umfassende Automatisierung stattgefunden, dass schlichtweg nur noch wenige Arbeitskräfte notwendig waren. Das Ende vom Lied war damals die wohlbekannte »Große Depression«.
    Amerikanische Wirtschaftswissenschaftler hoffen, dass es aktuell bei einer großen Rezession bleibt und nicht noch »Die Große Depression, Teil 2« folgt.
    Der Kahlschlag im Jobbereich betrifft vor allem die untere Mittelklasse. Böse Zungen behaupten, es sei auch irgendwie ihre eigene Schuld.
    Wer zu welcher Klasse gehört, hat nicht nur bei uns eine Menge mit Bildung zu tun. Statistisch gesehen kann man sogar ziemlich genau vorhersagen, welcher junge Amerikaner später zu welcher Klasse gehören wird:
    – Wer die High School nicht schafft, wird sein Leben lang mit einem Jahreseinkommen von 26.500 Dollar oder weniger auskommen müssen. Das betrifft ein knappes Drittel aller Amerikaner – gar nicht so wenige.
    – Wer auf die Uni geht und nach vier Jahren den Bachelor macht, kann mit 43.000 Dollar rechnen – 28 Prozent aller

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