Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)
und andererseits die mentalen Blockaden, die einen jeden von uns vom Erfolg fernhalten, auflösen …
Aber nicht nur »Selbsthilfebücher« wollen uns auf dem Weg zum Erfolg weiterhelfen. Malcolm Gladwell, der seriöse Journalist des New Yorker , taucht regelmäßig in den Bestsellerlisten auf mit Werken wie Tipping Point , Blink! und Überflieger . Seine Bücher geben vor, ganz neutral rein wissenschaftliche Recherche, Psychologie und Statistik zu vermitteln, aber man kann problemlos ein Rezept für den besten Weg zum Erfolg aus ihnen herauslesen. Gladwell war es auch, der ermittelte, dass ein Mensch im Durchschnitt 10.000 Stunden üben muss, um sich in irgendeinem Bereich Expertise anzueignen – also erfolgreich zu sein.
Er und seine Leser würden keine Ähnlichkeiten zwischen seinen Büchern und den Werken etwa von Carnegie, Hill und Peale sehen – doch im Kern sind sie sehr wohl vergleichbar: Sie wollen uns alle in unserem Streben nach Erfolg professionalisieren.
Heute ist uns das durchaus selbst ein bisschen peinlich. Dieses ganze übertrieben Positive, das oberflächliche Gute-Laune-Getue, das besitzt doch keine Glaubwürdigkeit mehr. Mindestens nicht unter gebildeten und aufgeklärten Menschen, die einen Ruf zu verlieren haben. Die Sekretärin mit Ehrgeiz darf in der U-Bahn vielleicht Norman Vincent Peale lesen; ihr Chef muss dasselbe Buch hingegen als Kitsch abtun und sich auf Malcolm Gladwell beschränken.
Jedenfalls in der Öffentlichkeit. Insgeheim liegt die Sache ganz anders. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es heute niemanden in einer führenden Position innerhalb der amerikanischen Wirtschaft oder Politik gibt, der nicht irgendwann mindestens ein Buch von Carnegie, Hill oder Peale gelesen hat. Und selbst wenn Obama es leugnet – ich glaube es ihm nicht. Er hat’s getan …
Die amerikanische Mentalität ist von vorne bis hinten von der Faszination für den Kapitalismus geprägt. In kaum einem anderen Land ist der Drang zum großen Geld so weit verbreitet und so selbstverständlich wie in Amerika. Einige – nicht nur Europäer, auch Amerikaner – würden sogar behaupten, dass der Kapitalismus Amerika durch und durch verdorben hat.
Kann sein. Trotzdem sind wir ihm tief im Herzen dankbar, denn er war es, der uns vor einem Schicksal errettet hat, das andere Länder erleiden mussten.
Vor allem in Südamerika ging die Kolonisierung nämlich nicht von Privatinvestoren aus, nein, alles wurde von den Regierungen der Kolonialstaaten aus der Ferne geregelt. Südamerika war nur ein Gold- und Geldsack, den der europäische Adel so schnell wie möglich leeren wollte, um die Scharmützel untereinander finanzieren zu können.
Niemand wollte dort in Übersee, fern der Heimat, eine neue Welt aufbauen. Im Gegenteil: In die spanischen und französischen Kolonien durften sogar nur Personen reisen, die Grund hatten, später wieder nach Hause zurückzukehren. Kriminellen oder Arbeitslosen war die Einreise untersagt, die jeweiligen Länder schickten nur das Allerbeste, was sie zu bieten hatten: Konquistadoren und Missionare.
Ganz anders in Nordamerika. Die englische Krone erhoffte sich ein wenig Steuereinnahmen von drüben, aber sonst mischte sie sich so gut wie nicht ein. Als immer mehr Menschen nach Amerika kamen – Investoren, religiös Verfolgte, Abenteurer, arme Schlucker –, war allen klar, dass sie nur dann Geld verdienen würden, wenn sie vor Ort eine Infrastruktur errichteten, die auch unabhängig vom Mutterland funktionierte. Der Drang, Geld zu verdienen, führte also letztlich dazu, dass wir fern der Heimat eine autonome, funktionierende Welt aufbauten.
Als die Staaten Südamerikas, deutlich später als wir, ihre europäischen Besatzer endlich auch rausschmissen, sahen sie sich hingegen mit der Tatsache konfrontiert, dass ihre Infrastruktur nur eine Einwegstraße nach Europa war. Und während im frühen 19. Jahrhundert dann in Nordamerika die Industrielle Revolution einkehrte, verarmte der ganze südliche Kontinent.
Die Amerikaner wissen sehr wohl, dass der Kapitalismus Nachteile und Gefahren mit sich bringt. Sie wissen aber auch, dass er funktioniert.
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Wir sind die Unterschicht
W issen Sie, wie ein Amerikaner feststellen kann, ob er ein Redneck ist? Es gibt einen ganz einfachen Test:
Laut Komiker Jeff Foxworthy sind Sie höchstwahrscheinlich dann ein Redneck …
– wenn Ihr Papi Sie gern jeden Tag in die Schule begleitete, weil Sie beide dieselbe Klasse besuchten;
– wenn Sie mit
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