Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
Vom Netzwerk:
auf die die Latino-Kids in ein paar Generationen zurückblicken werden. Genau wie die der schwedischen und dänischen Großeltern, auf die ich zurückblicke.
    Da dachte ich mir: Also doch – Amerika bleibt Amerika.
    Obwohl man gern von den imponierenden Einwanderzahlen im 19. Jahrhundert spricht, ist Amerika unverändert ein Einwanderungsland. Heute werden jährlich mehr Immigranten legal in die USA gelassen als offiziell in alle anderen Länder der Welt zusammen. Zwischen 2000 und 2010 kamen fast 14 Millionen von ihnen, und jedes Jahr nehmen über eine Million die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
    Das sind aber nicht alle.
    Die größte Zahl der illegalen Einwanderer kommt über die mexikanische Grenze.
    Wie viele das sind, ist logischerweise unbekannt – ich selbst kenne nur einen persönlich, weil ich ihm geholfen habe, sich einzuschmuggeln –, aber Schätzungen gehen von 10 bis 20 Millionen aus, die in den USA leben.
    Was die illegale Immigration für die Wirtschaft bedeutet, ist umstritten. Einige Studien beweisen hieb- und stichfest, dass es sich bei illegalen Immigranten um Billiglohnarbeiter handelt, die vor allem den Armen und Ungebildeten die Billigjobs wegnehmen. Andere Studien beweisen hieb- und stichfest, dass Illegale die Wirtschaft merklich pushen, da sie den Konsum ankurbeln. Manche Forscher sehen sogar eine Ursache der »Großen Depression« von 1929 in der massiven Abschiebung einer halben Million illegaler lateinamerikanischer Einwanderer, die kurz zuvor durchgeführt worden war.
    Der vorherrschende Eindruck in der amerikanischen Mittelklasse ist jedoch, dass die illegalen Arbeitskräfte ihnen Jobs wegnehmen. So kommt es, dass etliche Politiker im Wahlkampf gern gegen die Illegalen wettern und in den letzten Jahren den Bau einer 3.200 Kilometer langen Mauer zwischen den USA und Mexiko förderten – fast 20-mal länger als die Berliner Mauer. Ein Teil davon war unter heftigen Diskussionen bereits errichtet worden, ehe Präsident Obama nach seiner Wahl weitere Baumaßnahmen einfror. Allerdings handeln viele dieser Politiker oft ganz anders, sobald sie erst einmal im Amt sind. So war es der erzkonservative Reagan, der 1986 drei Millionen Illegalen »Amnestie« gewährte, also eine Aufenthaltserlaubnis schenkte, und seitdem hat der Kongress sieben weitere Male »Amnestien« beschlossen.
    Beim Thema illegale Einwanderung kann man in Amerika ein merkwürdiges Paradox beobachten. Einerseits streitet niemand ab, dass der Staat die Immigration regeln muss – andererseits gibt es einen Aufschrei, wenn der Staat mal in die Hände spuckt und dies auch wirklich tut.
    So war das 2011 auch in Arizona, als dort ein neues Gesetz erlassen wurde, das besagte, dass Polizisten die Papiere eines mutmaßlichen Migranten überprüfen dürfen, ja müssen, sollte der Verdacht bestehen, dass es sich um einen Illegalen handelt.
    Es kam zu heftigen Protesten. Arizona wurde in den Medien als rassistischer Polizeistaat beschimpft, es gab Boykottaufrufe gegen diese Latinofeinde und sogar Untersuchungen zur Rechtmäßigkeit des Gesetzes seitens des Justizministeriums. Bis Ende 2011 waren nur Teile des Gesetzes rechtskräftig, während andere immer noch geprüft wurden.
    Dabei war es selbst dem Justizministerium entgangen, dass ein solches Gesetz schon längst auf Bundesebene existiert: Jeder Migrant, der bloß eine Aufenthaltserlaubnis besitzt und keine Staatsbürgerschaft, muss sich jederzeit ausweisen können. Arizona hat von seinen Polizisten also lediglich verlangt, dass sie dieses Gesetz auch tatsächlich ernst nehmen. Schon seit 2009 wird in ganz Amerika, nicht nur in Arizona, auf Basis bestehender Gesetze versucht, mehr Illegale aufzuspüren und auszuweisen. Das Ziel ist, alle auffindbaren Illegalen bis 2013 abzuschieben. Die Aktion läuft auf Hochtouren.
    Das Problem dabei ist: Wenn nur Migranten ihre Ausweispapiere jederzeit bei sich haben müssen, ein US -Staatsbürger aber nicht, wie kann man sie dann, bitte schön, auseinanderhalten? An der Hautfarbe?
    So kam es, dass etwa Antonio Montejano fast abgeschoben wurde – obwohl er amerikanischer Staatsbürger ist. Er hatte das Pech, wegen Ladendiebstahls festgenommen zu werden, und weil er sich nicht als Amerikaner ausweisen konnte, saß er vier Nächte im Gefängnis, während die Polizei seine Abschiebung vorbereitete.
    Dabei war er völlig im Recht. Ein US -Bürger hat nämlich keine Verpflichtung, sich jederzeit ausweisen zu können. Im Gegenteil: Er muss

Weitere Kostenlose Bücher