Planet der Illusionen (Orion 09)
in jedem Raum zu hören, als Hasso den breiten Knopf hineinpreßte. Gleichzeitig griff er nach dem Mikrophon und rief:
»ORION an HYDRA – wir haben Alarm gegeben. In der Stadt Oranyc beginnen die Gelähmten, sich zu bewegen. Sehen Sie auf Ihre Schirme.«
In der gleichen Sekunde, in der Hasso die Warnung aussprach, hörte er aus dem Lautsprecher dicht vor sich den Summer des anderen Schiffes. Also passierten die gleichen Dinge auch in der zweiten Stadt, die von der Besatzung der HYDRA kontrolliert wurde.
»Wir sehen das gleiche, Sigbjörnson«, sagte der Posten. »General van Dyke wird gerade geweckt.«
»Gut«, knurrte Hasso.
»Hier ... der Mann beginnt zu rennen. Und die anderen bewegen sich. Der Bann scheint gebrochen zu sein!« sagte Atan aufgeregt.
Das Geräusch, mit dem der kleine Lift hielt und die geschwungene Tür zurückrollte, unterbrach den Astrogator. Cliff schloß den magnetischen Saum des Bordoveralls und rannte durch die Kanzel. Er hielt sich an den Schultern Hassos fest und schaute schweigend auf das Bild vor ihm.
»Ich habe es gewußt«, knurrte er leise. »Irgend etwas wird sich ändern.«
Sekunden später stand Tamara Jagellovsk neben den beiden Männern und Seite an Seite neben Cliff.
»Was hältst du davon?« fragte er leise.
Sie schüttelte den Kopf und antwortete nichts.
Der Mann, und jetzt auch einige andere Männer, zeigten alle Anzeichen einer tiefergreifenden Furcht. Sie strebten einem gemeinsamen Ziel entgegen. Es war unzweifelhaft der Raumhafen. Der Platz begann sich zu bewegen; überall krochen die langen morgendlichen Schatten über den hellen Beton. Ein paar Fahrzeuge setzten sich in Bewegung und fuhren langsam und in Schlangenlinien auf den östlichen Rand des Platzes zu. Einige Menschen klammerten sich an die Wagen, wurden mitgezogen und fielen zurück.
»Das ... das gibt eine Panik!« flüsterte Cliff. »Sie wollen zum Hafen. Dort gibt es nur eines.«
Tamara nickte schwer.
»Die Schiffe!« sagte sie dumpf.
»Das bedeutet, daß Roger Uurth einen deutlichen Erfolg errungen hat. Die Bewohner des Planeten werden versuchen, mit den wenigen Schiffen diese Welt zu verlassen. Ich habe bemerkt, daß keines der Schiffe die Liftanlage ausgefahren hat – also ist es für die meisten Menschen unmöglich, in die Schiffe zu kommen. Das gibt eine Katastrophe!«
Manny Stone kam in die Kanzel, rieb sich schlaftrunken die Augen und erstarrte, als er auf den Schirm blickte.
»Mein Gott!« wisperte er. »Das ist das Ende. Die Massenflucht setzt ein!«
Es war die Massenflucht, von der Uurth geträumt hatte.
Drei Millionen Menschen, verteilt auf die Landschaft rund um drei Städte und auf drei große Städte selbst. Diese drei Millionen wollten versuchen, den Planeten zu verlassen. Insgesamt rund dreißig Schiffe befanden sich auf den Häfen, und es gab keine Möglichkeit, auch nur ein Prozent jener drei Millionen unterzubringen.
»Stone!« rief McLane plötzlich.
»Hier«, sagte der junge Raumfahrer.
»Wo hielt sich Roger Uurth zuletzt auf?«
Wortlos deutete Stone auf den Bildschirme.
»Hier, in Oranyc.«
Cliff wirbelte herum und schien sich sehr schnell für etwas entschlossen zu haben, was er in Gedanken schon genau durchgeführt zu haben schien. Er deutete auf Mario und auf Hasso.
»Los!« sagte er. »Wir fliegen in der LANCET hinunter und suchen diesen falschen Propheten. Wir werden ihn finden. Und Tamara hilft uns. Gleichzeitig setzt sie einen Funkspruch ab. Die Medikamente, Mädchen ... schnell!«
Die Gruppe um den Bildschirm schien zu detonieren.
Hasso, Mario de Monti und Cliff verschwanden nacheinander im Lift und waren eine Minute später wieder in der Kommandokanzel. Über den Armen trugen sie die leichten Raumanzüge, in den Händen die schlanken, glänzenden Waffen. Tamara hatte inzwischen ihren Bordkoffer geöffnet und eine Hochdruckinjektionsspritze fertiggemacht. Kleine, goldgelbe Ampullen wurden eingesetzt.
»Macht die Ellenbogen frei, Freunde!« sagte sie und hob die Düse der Injektionsspritze.
Zuerst fauchte die Maschine auf und preßte den Wirkstoff in die Adern McLanes. Die Medikamente verteilten sich schnell durch den Kreislauf, und der Oberst spürte, wie alle Hast und jede Furcht augenblicklich verschwanden. Er zwängte sich in den Anzug und schloß die Säume. Die Energiezelle war voll, die Waffe einsatzbereit.
Dann kam Hasso an die Reihe, schließlich Mario de Monti.
»Ich werde die LANCET starten«, versprach Atan Shubashi und stellte sich in
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