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Planet der Illusionen (Orion 09)

Planet der Illusionen (Orion 09)

Titel: Planet der Illusionen (Orion 09) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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richtig«, sagte Shubashi.
    »Einverstanden«, meinte Hasso, der Bordingenieur. Mit dem Astrogator zusammen hatte er die Bilder deutlich und ungefiltert durch Alkohol oder Drogen erlebt.
    »Auf dieser Ebene standen Schiffe, die vor kurzer Zeit gelandet waren. Pyramidenähnliche Schiffe. Man sah an ihnen keine Zeichen oder Nummern, auch keine fremden Symbole. Es waren mehr als fünfhundert Schiffe. Sie bedeckten die Ebene wie eine unvorstellbar große Ansammlung von metallisch glänzenden Pyramiden.«
    »Richtig.«
    »Also haben die Erbauer dieser Schiffe darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen, aus denen man auf ihre Herkunft schließen könnte.«
    »Das glaube ich auch«, erwiderte Cliff auf den Hinweis von Helga Legrelle.
    Helga schrieb schnell mit.
    »Und aus den Schiffen kamen Wesen ...«, begann Cliff, aber Hasso unterbrach ihn augenblicklich.
    »Ja. Viele Wesen. Aber beachte: Diese Schreckgestalten waren aus typischen terranischen Schreckensbildern zusammengesetzt. Aus Tigerrachen, aus Pantherzähnen, aus Krokodilschnauzen und sämtlichen Teilen, die in der gesamten bekannten Fauna vorkommen. Saurier, Wildtiere und deren Teile ... erinnert ihr euch?«
    Cliff schaltete augenblicklich.
    »Das war ein Programm für uns Menschen! Eine andere Rasse wäre darüber nicht erschrocken. Für uns aber summierten sich die kleinen Bilder des Schreckens, die wir seit unserer Jugend im Gedächtnis hatten, zu diesem Eindruck. Das bedeutet ferner, daß wir den Fremden unbewußt durch unsere Erinnerungen halfen, uns zu erschrecken.«
    »Genau das wollte ich sagen«, sagte Hasso. »Ich habe die letzten zwei Nächte darüber gebrütet, bis Ingrid mich beinahe hinauswarf.«
    Cliff überlegte einige Minuten lang schweigend und sprach dann weiter.
    »Die Menschen, die gegen diese zusammengesetzten Ungeheuer kämpften, waren in keinem Fall zu erkennen. In der Art, wie sie niedergemacht wurden, glichen sie Schießbudenfiguren oder automatischen Komparsen. Ich werde den Eindruck nicht los, daß es sich bei diesem Kampf um etwas Unechtes handelte.«
    Hasso nickte stumm.
    »Du stimmst zu?« fragte Cliff schnell.
    »Ja. Vollkommen. Du hast formuliert, was irgendwie undeutlich in meinen Gedanken umherschwirrte. Es war unecht, aber sehr grausam.«
    »Atan – deine Meinung?«
    Shubashi, der dreißigjährige Astrogator mit der sehr weit in den Nacken gezogenen Stirn, überlegte lange. Er war, trotz seiner hin und wieder strapaziösen Art, in ernsten Augenblicken mehr als nur ein Fachmann.
    »Ja. Ihr habt recht. Es wirkte gestellt. Außerdem kann ich hinzufügen, daß dieser Planet keinen Mond zu haben schien. Wenigstens hat keiner von uns einen Mond gesehen; ein weiteres wichtiges Merkmal für die Bestimmung.«
    Cliff stand auf, bewegte die Hand und unterbrach einen Laserkontakt.
    Schlagartig riß die Musik ab.
    »Freunde!« sagte er scharf, und diesmal waren weder Ironie noch die Lässigkeit zu spüren, die McLane normalerweise auszeichneten. Er wirkte entschlossen und beinahe etwas wild. Er sah aus wie ein Mann, der das Ende einer deutlichen Spur vor Augen hat und entschlossen war, sie bis zum anderen Ende zu verfolgen, selbst wenn er wußte, daß sie durch die Hölle führte.
    »Wir hören«, sagte Helga ruhig.
    »Hasso und Atan – ihr geht mit Helga und ihren Unterlagen in den Raum der Zentralen Rechenanlage. Dort laßt ihr euch die Koordinaten des Planeten geben oder ausrechnen, den wir eben optisch lokalisiert haben.
    Arbeitet nach dem Auswählverfahren.
    Mario und ich versuchen, zu Wamsler oder Villa vorzudringen. Wir stehen kurz vor einem neuen Einsatz, diesmal aber nicht auf einen Planeten der wilden Träume. Wir treffen uns zum Mittagessen im Casino, im Raum über der Lagune. Noch Fragen?«
    Es war alles klar.
    »Gut. Ich rufe zwei Wagen, die uns an die Ziele bringen. Jeder von uns tut sein Bestes, und ich wage fast zu wetten, daß wir binnen weniger Tage die Rätsel um Shardeeba gelöst haben werden!«
    Hasso blickte zwar sehr skeptisch, aber er wußte, daß gerade Cliff McLane das Glück oder Unglück hatte, die unwahrscheinlichsten Dinge lösen zu können.
    Er ahnte nicht, daß im gleichen Augenblick etwas gänzlich Unerwartetes passierte ... aber nicht hier, sondern an einer anderen Stelle.
    Die Crew trennte sich.
     
    Langsam und bedächtig, wie es seine Art war, löste Hasso Sigbjörnson die längliche Identifikationsplakette von seiner Ausgehuniform und legte sie auf die Mattglasscheibe, die von unten beleuchtet wurde.

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