Planet der Illusionen (Orion 09)
zu.
»Das ist es. Kam es hier unten schon zur Panik?«
Sherkoff nickte ernst und erwiderte:
»Ja, einmal, aber nur kurz. Wir ließen ihn einen Moment lang unbewacht und dachten, er schliefe fest. Er war Jedoch wach und sendete sofort. Rund um sein Zimmer entstand daraufhin eine Panik. Alles stürzte nach draußen, stürmte die Lifts und jagte hinauf zur Oberfläche. Fluchtpsychose.«
Villa hob die Hand.
»Da McLane und seine Crew, eingeschlossen Mister Stone, die einzigen Zeugen sind, die wir zur Verfügung haben, kann ich es ruhig sagen: In der gleichen Sekunde, in der Roger Uurth hier unten eine Panik hervorrief, brach die gleiche Panik auf dem Planeten Shardeeba erneut aus.«
Cliff beugte sich vor; sein Gesicht war leichenfahl geworden.
»Nein!« flüsterte er.
»Sie sind erstaunt?« erkundigte sich Sherkoff.
»Mehr als das«, sagte er leise. »Es gibt also im Grund keine Möglichkeit, den Mann bei vollem Bewußtsein zu untersuchen, Professor?«
Sherkoff schüttelte energisch den Kopf.
»Nein. Wenn er im Halbschlaf ist, sind die Untersuchungsergebnisse wertlos. Wacht er auf, terrorisiert er seine Umgebung und den Planeten Shardeeba.«
So etwas oder ähnliches hatte sich Cliff bereits überlegt. Teilweise freute es ihn, daß sich seine Vermutungen bestätigten, teilweise erkannte er, daß sich damit das Problem noch vergrößerte.
»War es nur der Planet, von dem Uurth kam?« bohrte McLane hartnäckig.
»Ja«, brummte Wamsler. »Merkwürdigerweise nicht ein einziger anderer. Nicht einmal der Mars. Nur die Umgebung und dieser blödsinnige Planet.«
Cliff legte die Hände flach auf den Tisch und fragte leise, ohne jemanden direkt anzusprechen:
»Haben Sie schon darüber nachgedacht, wie das Schema hinter diesen Beobachtungen aussehen mag?«
Villa senkte den Kopf und schlug ein Aktenstück auf, das neben seiner rechten Hand lag.
»Ja. Jemand versucht Shardeeba zu entvölkern.«
»Gibt es einen Grund dafür?« fragte Cliff.
»Wir kennen keinen!« sagte Wamsler mit Nachdruck. »Wissen Sie etwas?«
»Nein. Ich habe nur einen einzigen Anhaltspunkt.«
»Berichten Sie!«
Wamslers Tonfall rutschte wieder in die Autorität zurück, mit der er gewohnt war zu reden. Cliff konnte viele Dinge vertragen, aber nicht diese militärische Art.
»Sie meinen, ich möge so liebenswürdig sein, Ihnen meine Erfahrungen wiederzugeben, Marschall?« fragte er spitz. In Villas schmalem Gesicht erschien ein ironisches Lächeln.
»Meinetwegen, Mann. Aber machen Sie schon!« rief Wamsler.
»Diese Fremden, wer immer sie auch sind, verabscheuen die Gewalt. Oder sie können aus irgendeinem Grund nicht kämpfen. Also wenden sie eine List an. Sie setzen einen Menschen ab, der ihnen irgendwann in die Hände gefallen ist. Er ist imstande, als Verstärker gewisser Vorstellungen zu dienen. Seine medialen Fähigkeiten wirken derart stark, daß er von hier aus die drei Millionen auf Shardeeba beeinflussen kann. Er selbst ist ein Fanatiker, süchtig, abgerissen und vermutlich ein bißchen geisteskrank. Unsere Aufgabe sollte es sein, diese Fremden zu finden.«
Sherkoff stand auf; ein grauhaariger Mann mit einem schmalen Gesicht und brennenden Augen.
»Das ist auch im wesentlichen meine Ansicht, Oberst McLane. Wir werden in den nächsten drei Tagen versuchen, alles über Roger Uurth herauszufinden. Wir werden dann auch Ihnen diese Ergebnisse mitteilen. Sollten Sie eine gute Idee haben, bitte ich, sie mir mitzuteilen. Einverstanden, Oberst?«
Cliff nickte schweigend.
»Und Tamara Jagellovsk wird unserer Abteilung helfen, indem sie Manny Stone weiter ausfragt. Er hat Vertrauen zu Ihnen, Tamara«, sagte Villa knapp.
»Das ehrt mich«, erwiderte die blonde Frau.
Cliff stand auf.
»Was haben Sie vor, Oberst?« fragte Marschall Wamsler laut.
»Mich zuerst auszuschlafen, dann mit meiner Crew zusammentreffen, um unsere Ansichten zu koordinieren. In den nächsten dreißig Minuten bin ich jedenfalls im Starlight-Casino zu finden.«
»Wobei ich Ihnen«, rief Wamsler, »viel Vergnügen wünsche.«
»Wofür ich Ihnen außergewöhnlich tief zu Dank verpflichtet bin«, schloß Cliff und stand auf, um sich zu verabschieden. Er nickte Tamara zu und wartete eine Sekunde, bis dicht vor ihm die Lichtflutbarriere erlosch. Dann verließ er den kleinen Sitzungssaal der Obersten Raumbehörde.
Auf dem Videophonbild in der Nähe der Tische begann sich Roger Uurth zu bewegen. Es sah aus, als würde er sehr heftige Träume haben.
Das Gespräch
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