Planet der Verräter
vollkommen von Schutt bedeckt, dass sie ihn bei ihrem ersten Rundflug übersehen hatten.
Anakin erkannte den frei gebliebenen Rand des Landefelds mit seiner rötlich-schwarzen Lavadecke. »Ich werde dort runtergehen«, verkündete er.
»Wo ist mein Vater?«, wollte Jabitha mit tränennassen Wangen wissen.
Fünfzig
Die Luftminen flogen auf der Suche nach Beute im Zickzack hin und her; ihre Kondensstreifen fingen den Glanz des Sonnenuntergangs über den Wolken ein wie eine Flammenschrift am Himmel. Es waren hunderte oder gar tausende, winzige, hochexplosive abgeflachte Kugeln, die mit empfindlichen Peilvorrichtungen ausgerüstet waren und im Bruchteil einer Sekunde die Richtung wechseln konnten. Sie zwangen Shappa, nach und nach immer tiefer zu gehen.
»Wir werden nicht mehr lange in der Luft bleiben können«, sagte er. »Es dauert höchstens noch ein paar Minuten, bis sie uns aufspüren.«
Obi-Wan blieb einen langen Moment stumm. Nach den Luftminen würden Sternjäger auf den Plan treten und den Luftraum über den Wolken mit rascher Zerstörung erfüllen. Das sekotanische Raumschiff war unbewaffnet. Sie würden nicht die geringste Chance haben.
»Dann bringen Sie das Schiff runter«, sagte er.
»Die anderen sind auf dem Berg des Magisters gelandet. Wenigstens wird ihnen der Palast einen gewissen Schutz bieten.« Shappa starrte Obi-Wan an, forderte ihn gleichsam heraus, seine Überzeugungen und Hoffnungen in Zweifel zu ziehen.
Das sekotanische Schiff sank durch die Wolkendecke. Eine silbrige Düsternis umgab sie. Der Wind trieb sie vor sich her, bis Shappa seinen Raumer schließlich auf einer von Stürmen gepeitschten Ebene aus kahlen geschwärzten Felsen aufsetzte. So weit das Auge reichte, verrieten ausgezackte Felsklüfte, dass hier zerstörerische Energien gewütet, die Landschaft geschmolzen und neu geformt und alles Leben ausgelöscht hatten.
Shappa löste die Hände von den Instrumenten, hantierte im hinteren Teil der Kanzel herum und überprüfte die dort installierte Ausrüstung. Dann kam er wieder nach vorne und fand Obi-Wan noch immer in seinem Sitz und in angestrengtes Nachdenken vertieft.
»Sehen Sie nur, was sie angerichtet haben«, sagte Shappa leise und spähte durch Obi-Wans Sichtluke. »Was haben wir getan, um solche Zerstörung zu verdienen? Wie konnte das Potenzium nur so viel Böses zulassen?«
Obi-Wan erhob sich von seinem Platz. Es hatte keinen Sinn, Shappa jetzt zu widersprechen. Sein Hang, andere zu belehren, dem er so oft nachgab, war hier fehl am Platz. Shappa war ein Verbündeter, und er musste sich mit Hilfe seiner Überzeugungen, die ihm Kraft gaben, so gut durchschlagen, wie er nur konnte.
»Wie weit sind wir noch von dem Berg entfernt?«, erkundigte sich Obi-Wan.
»Ungefähr hundert Kilometer.«
»Und wo ist Charza Kwinn?«
Shappa blickte auf seine Anzeigen. »Das andere Schiff ist ebenfalls unter die Wolkendecke gesunken.«
Es gab nichts, das Obi-Wan in diesem Moment hätte tun können. Sein Gefühl für die Zukunft war ebenso verhangen wie der Himmel. Anakins Schicksal stand auf Messers Schneide, an einem Übergang, der ihn in unterschiedliche zukünftige Richtungen führen würde. Was Obi-Wan indes am deutlichsten vor Augen stand, waren die erschreckenden Verbindungen zwischen den vielen Möglichkeiten, die sich in den kommenden Stunden ergeben würden. So viele Ereignisse wirbelten um seinen Padawan herum, so viele miteinander verknüpfte Leben.
Er wünschte, er könnte mit Mace Windu sprechen, mit Yoda oder mit Qui-Gon. Was hier geschah, überstieg sein Begriffsvermögen bei weitem.
Und wenn er sich nach mehr als fünfzehn Jahren intensiver Jedi-Ausbildung so fühlte, konnte Obi-Wan sich nur schwer vorstellen, wie Anakin in diesem Moment zu Mute sein musste.
Obi-Wan schloss die Augen, um bei der Weisheit Rat zu suchen, die Qui-Gon ihm hinterlassen hatte.
Die Prüfung des Jungen... er wird sich ihr allein stellen. Du musst deinem Padawan vertrauen. Und du musst der Macht vertrauen. Nach Qui-Gons Tod hast du dieses Vertrauen verloren. Du hast dich auf dein Pflichtgefühl verlassen, auf dein tägliches Pensum an Arbeit, Studien und Übungen, um zu ersetzen, was einmal eine wunderbare Ehrfurcht und ein Staunen im Angesicht der Macht war.
Die Macht hat dich enttäuscht, nicht wahr, Obi-Wan?
Sie hat den Tod deines Meisters zugelassen.
Sie könnte auch Anakins Tod zulassen.
Und wenn sie das tut, wirst du die längste Zeit ein Jedi gewesen sein.
Es war
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