Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planet der Verräter

Planet der Verräter

Titel: Planet der Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Ausbildung zu vollenden. Ich war als Waisenkind in seine Familie gebracht worden, daher hat mir das Oberhaupt des Clans den Auftrag erteilt, den Sohn meines Wohltäters zu beschützen. Ich bin mit ihm auf die Jagd gegangen. Wir haben in den rituellen Gehegen auf einem der Monde von Coruscant mit einem wilden Feragriff gekämpft.« Die Nasenlappen des Blutcarvers waren weit gespreizt, eine unwillkürliche Geste, die Anakin als ein Zeichen der Unsicherheit und der Suche nach Sinneseindrük-ken, Informationen und Bestätigung zu deuten gelernt hatte. Er ist jetzt schwächer. Seine Vergangenheit macht ihn schwach, genau wie meine mich schwach macht.
    Anakin sah, dass Jabitha den Eingang betrat. Sie würde also nichts mitbekommen.
    »Die Prophezeiung hat sich erfüllt. Sie haben ihn mit einem verirrten Schuss getötet«, beendete Anakin die Geschichte.
    »Es war ein Unfall«, brummte Ke Daiv, dann richtete er sich auf. Das Gesicht des Blutcarvers gewann die alte Schärfe zurück. Er streckte die Lanze aus und stieß Anakin damit an, um ihn hinter dem Mädchen durch die Tür zu treiben.
    »Nein«, sagte Anakin.
    Nur ein paar hundert Meter über ihren Köpfen beschrieben die Luftminen ihre ungestümen gezackten Linien, ihre Motoren heulten schrill in der dünnen Luft. In noch größerer Entfernung sah Anakin eine neue Silhouette: einen Droiden-Sternjäger. Nur einen. Die Invasoren konzentrierten ihre Streitkräfte offenbar über der Nordhalbkugel. Luftminen jedoch waren billig und konnten überall ausgesetzt werden. Schon bald würde ihr Netz den ganzen Planeten umspannen. Irgendjemand schien sämtliche lebenden Wesen auf Zonama Sekot umbringen zu wollen: Jabitha, Gann, Sheekla Farrs, Shappa, Fitch, Vagno, Obi-Wan und alle übrigen.
    »Sie sind doch nicht ehrlos«, meinte Anakin. »Was Sie getan haben, können Sie wieder gutmachen.« Doch in seinem Innern wuchs etwas anderes, ein Schatten, viel schwärzer als die hereinbrechende Nacht, der mit Leichtigkeit sein ganzes Sein überfluten könnte.
    Der Blutcarver hatte Obi-Wan verletzt, er hatte Jabitha bedroht und Anakin einen Sklaven genannt. Für diese Dinge konnte es keine Wiedergutmachung geben. Die aufgestaute Wut drohte überzuschwappen, unverfälscht, rein und vollkommen roh, heiß wie der Kern der Sonne. Anakins Finger krümmten sich stärker.
    »Mein Wohltäter hat mich verflucht«, erklärte Ke Daiv.
    Lass es jetzt geschehen. Anakin hatte seine Entscheidung getroffen, oder sie war für ihn getroffen worden. Es kam nicht darauf an.
    Er streckte die Finger.
    Ke Daiv kam auf den Jungen zu und schwang seine Lanze.
    »Hör auf damit«, warnte Anakin kaltblütig.
    »Was willst du dagegen machen, Sklave?«
    Das war die Verknüpfung, auf die Anakin gewartet hatte, die Verbindung zwischen seiner Wut und seiner Stärke. Als wäre ein Schalter umgelegt, ein Stromkreis geschlossen worden, kehrte er an den Anfang zurück, in die Renngrube, zu dem ersten Stich, den ihm der Blutcarver mit seiner ersten Beleidigung versetzt hatte, mit seinem ersten unfairen und hinterhältigen Stoß, der Anakin Hals über Kopf von der Plattform befördert hatte. Dann drang er noch tiefer in die Vergangenheit ein, zu den schäbigen Unterkünften der Sklaven auf Tatooine, dem Boonta-Abend-Kapselrennen und dem Verrat des Dug, und zu dem Augenblick, als er Shmi zum letzten Mal gesehen hatte, die immer noch an den widerwärtigen Watto gefesselt war. Zu allen Beleidigungen und Momenten der Scham, den in Schweiß getränkten Nächten und all der Schmach, die sich zu immer neuer Schmach gesellte, um die er niemals gebeten, die er nicht verdient und die er mit nahezu unendlicher Duldsamkeit ertragen hatte.
    Ob man es Instinkt, animalische Natur oder das Aufwallen von Hassgefühlen und der Energien der Dunklen Seite nennen wollte - all dies lag dicht unter Anakin Skywalkers Oberfläche verborgen, am Ende eines Aufstiegs durch einen langen, tiefen Tunnel, der auf den Grund unvorstellbarer Kraft führte.
    »Nein! Aufhören, bitte!«, schrie Anakin. »Hilf mir, damit aufzuhören!« Doch das Rumoren seiner aufsteigenden Kraft überflutete und erstickte den flehentlichen Ruf nach seinem Meister, dass dieser kommen und einen schrecklichen Fehler verhindern sollte. Ich habe solche Angst. Ich spüre so viel Hass und Zorn. Und doch weiß ich nicht, wie man kämpft.
    Jabitha erschien wieder im Eingang. Sie riss die Augen auf, als sie den Jungen vor dem Blutcarver kauern sah. Ke Daiv hob seine Lanze. Doch was unter

Weitere Kostenlose Bücher