Planet des Lichts
sieh dir die Bilder an, für die Anna Lango Modell gestanden hat. Sie war die schönste junge Frau, die ich jemals gesehen habe. Franff hat sie ein paarmal gemalt. Eines dieser Bilder war ein wunderbares Meisterwerk. Er brachte es nach Sornor, und ich hörte, daß es dort verbrannt wurde.”
„Verbrannt! Der arme Kerl!”
„In ihrem Wahnsinn verbrennen sie jetzt alle Werke, die von Animaloiden geschaffen wurden. Sie behaupten, Tiere können nicht malen. Aber um von Anna weiter zu sprechen. Sie und Franff lebten eine Zeitlang in einem kleinen Haus zusammen, das bald zum gesellschaftlichen Mittelpunkt der prominenten Maler von Donov wurde. Dann kehrte Franff nach Sornor zurück, um seinen Artgenossen in ihrem Kampf ums Überleben beizustehen. Malt er wieder?”
Eritha schüttelte traurig den Kopf.
„Seine Augen sind schlecht geworden, und er kann keine Pinsel mehr halten, weil er die meisten seiner Zähne verloren hat. Und er ist seelisch krank. Einer seiner Freunde aus glücklicheren Tagen läßt ihn und Anna in einem Häuschen wohnen, von dessen Fenstern er einen Ausblick auf die Klippen hat. Auch Anna ist beinahe blind, und sie können also beide die Aussicht nicht richtig genießen. Aber sie sind glücklich, wieder auf Zrilund zu sein. Sie sitzen zusammen in der Sonne, und sie kämmt seine Mähne, und sie halten stumme Zwiesprache mit ihren toten Freunden.”
„Und Sornor versucht immer noch, seine Auslieferung zu erreichen”, sagte Korak verärgert. „Sie teilen Arbiter Garf immer neue Gründe mit, und alle sind erlogen.”
„Wir haben die nötigen Schritte unternommen, um Franff zu schützen”, sagte Wargen. „Soll ich außerdem noch etwas für ihn tun?”
„Ja. Bringen Sie den neuen Botschafter von Sornor zu ihm.”
„Wozu soll das gut sein?”
„Vermutlich zu gar nichts.” Korak machte eine müde Handbewegung. „Sein Exzellenz wird sich wahrscheinlich nur abgestoßen fühlen.” Er wandte sich wieder seiner Enkelin zu. „Halten die Maler auf Zrilund Haustiere?”
„Ja, alle möglichen Arten von Haustieren.”
„Haben einige auch Schlammwesen?”
Eritha starrte ihn an.
„Das wäre wohl eine etwas merkwürdige Art von Haustier.”
„Haben Sie welche gesehen?” fragte Wargen.
„Ein Schlammwesen? Von so einem Ding habe ich noch nie gehört.”
„Es ist sehr selten”, sagte Wargen. „Vielleicht gibt es sie auch gar nicht. Wollen Sie nicht mehr nach Zrilund zurückkehren?”
„Nein, nachdem nun auch Todd W’iil ein kommerzieller Maler geworden ist, ist keiner mehr da, mit dem man ernsthaft über Kunst reden kann. Kürzlich war Gerald Gwyll, Harnasharns Assistent, auf Zrilund. Ein alter Freund von ihm wohnt auf einer Farm im Hinterland der Insel. Bevor er ihn besuchte, drehte er eine Runde durch die Stadt und sah sich die neuesten Bilder an. Er ist kopfschüttelnd wieder weitergegangen. Wenn ich mich noch weiterhin in der Mitte dieser Antikünstler aufhalte, schade ich meinem Ruf. Könnte ich nicht für ein paar Monate nach Garffi gehen? Es leben ein paar echte Künstler dort.”
Korak blickte Wargen fragend an.
„Vielleicht hat sie recht”, sagte Wargen. „Wenn wir wollen, daß sie herausfindet, worüber die Maler reden, dann ist Zrilund sicher nicht der richtige Ort dafür. Lassen Sie sie nach Garffi gehen.”
„Gut. Aber zuerst soll sie sich in der Collection die Bilder von Anna Lango ansehen.”
„Ich glaube, eins dieser Bilder kenne ich bereits”, sagte Eritha. „Todd W’iil hat eine Kopie irgend eines Gemäldes von Etesff, das eine junge Frau in Touristenkleidung darstellt, die sich gegen einen Kalkfelsen lehnt. Ich glaube … ”
„,Die Assoziation’ von Etesff! Und für dich ist das irgendein Gemälde. Es ist eines seiner berühmtesten Bilder, und du, eine Kunststudentin … ”
Eritha floh.
„Ich habe mit Harnasharn gesprochen”, sagte Wargen nachdenklich, „und dabei erfahren, daß er seinen Assistenten Gwyll schon wieder nach Zrilund geschickt hat. Vielleicht, damit Gwyll das Schlammwesen aufstöbert. Wenn wir Gwyll von Zrilund fernhalten können, dann können wir das Schlammwesen sicher vergessen. Es muß eine sehr unsubstantielle Kreatur sein, wenn Eritha nichts davon gehört hat.”
„Da haben Sie sicher recht. Aber etwas anderes macht mir Sorgen, und das ist sehr substantiell. Da es Ihnen bisher nicht gelungen ist, etwas über Jornos Animaloide zu erfahren, werden Sie in Ihrer Eigenschaft als erster Sekretär von ihm einen Bericht über
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