Planet des Lichts
wissen, worüber die Maler von Zrilund sprechen. Sie reden viel, und immer über dasselbe Thema: über Geld.”
Todd W’iil war noch minderjährig gewesen, als er nach Donov kam. Er war von zu Hause weggelaufen, und seine Eltern sandten ihm regelmäßig Geld. Aber dann starb sein Vater, und nach einiger Zeit blieben die Geldsendungen aus.
Aber irgendwie gelang es W’iil zu überleben. Er war der einzige Maler auf Zrilund, der sich ständig um eine Verbesserung seiner Technik bemühte.
Er war auch der einzige Maler auf Zrilund, der bereit war, sich mit Eritha über Malerei zu unterhalten. Sie wurden Freunde. Nachdem Eritha eine Woche im Zrilund Town Hostel gewohnt hatte, mietete sie ein kleines Haus, das einst ein Maler bewohnt hatte, und lud W’iil ein, mit ihr dort zu arbeiten.
Er zog es vor, im Freien zu malen. Das Licht innerhalb des Hauses erschien ihm zu künstlich. Er lehnte also Erithas Angebot ab, aber er besuchte sie jeden Abend.
Eines Tages fragte Eritha ihn, ob er auch von den Diebstählen gehört habe, die in letzter Zeit immer wieder von Malern begangen würden, und ob so etwas auch auf Zrilund vorkäme.
„Das kommt tagtäglich vor”, erwiderte er. „Denn wenn die Maler von Zrilund für ihre Machwerke Geld nehmen, so ist das Diebstahl.”
Kurz darauf traf Eritha im Swamp Hut Wes Alof, einen erfolgreichen Porträtmaler.
„Wes, haben Sie schon einmal gehört, daß auf Zrilund gestohlen wird?”
„Sicher. Die Touristen lassen oft etwas mitgehen. Vermissen Sie etwas?”
„Ja, einen Pinsel. Aber es waren keine Touristen in der Nähe. Könnte es sein, daß auch die Maler hier stehlen?”
„Ausgeschlossen. Sie betteln oder leihen sich etwas, aber stehlen – nein.”
Auf dem Heimweg begegnete Eritha Todd W’iil, der sie nicht zu erkennen schien. Sie blickte ihm verwundert nach. Aber W’iil sah und hörte nichts. Ein neues Bild ging ihm im Kopf herum.
Er kletterte auf ein Felsriff und stellte seine Staffelei auf, dicht vor einem großen Kalkklumpen. Dann begann er zu malen, und unter seinen Händen wurde der Kalkklumpen zu einem samtig glänzenden Etwas, das von einem zarten Fell überzogen schien. W’iil malte mit wachsender Erregung weiter. Nach einer Weile trat er zurück und musterte sein Werk. Es war mißlungen.
Ein Touristenehepaar kletterte auf den Felsen. Die Frau blieb neugierig vor der Staffelei stehen.
„Sieh dir das mal an!” rief sie ihrem Mann zu. „Das ist ganz etwas anderes als das Zeug, das man sonst auf Zrilund sieht. Wollen wir es kaufen?”
Der Mann nickte und wandte sich W’iil zu.
„Wieviel verlangen Sie für das Bild? Zwanzig Dons?”
Die Frau zupfte ihn am Ärmel.
„Aber das ist doch kein bloßes Souvenir. Das Bild sieht aus wie die Werke, die wir in der großen Galerie von Donov Metro gesehen haben. Und du hast doch selbst gesagt, daß die Bilder dort sehr teuer sind. Und der Mann hier ist ein wahrer Künstler. Glaubst du, er verkauft dir ein Bild für zwanzig Dons?”
Der Mann zuckte mit den Schultern.
„Nun ja, wenn du meinst … Das billigste Bild in der Galerie hat tausend Dons gekostet. Verkaufen Sie uns das da für fünfhundert?”
„Sie wollen das Bild kaufen?”
„Gut, sagen wir sechshundert.”
W’iil glaubte nicht richtig zu hören. Noch nie hatte ein Maler von Zrilund seit den Tagen der großen Meister ein Bild für eine so horrende Summe verkauft. Er wollte erklären, daß er seine Bilder nie verkaufte, sie nie beendete … Aber der Mann zählte ihm bereits das Geld in die Hand.
„Sei vorsichtig”, sagte die Frau. „Vielleicht ist es noch nicht ganz trocken.”
„Er muß es noch signieren”, sagte der Mann.
W’iil setzte benommen seinen Namen in eine Ecke des Bildes, und dann marschierte das Ehepaar mit seiner Errungenschaft davon.
W’iil starrte den beiden nach, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren. Das Geld brannte in seiner Hand. Am liebsten hätte er es von dem Felsgipfel hinab ins Meer geschleudert – und sich selbst hinterhergestürzt.
Er war hungrig. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal eine anständige Mahlzeit gegessen hatte. Er steckte das Geld in seinen Pinselkasten und packte seine Sachen zusammen. Als er den gewundenen Pfad hinabging, drehte er sich noch einmal um und blickte zu dem Kalkklumpen empor. Er hatte das Gefühl, als hätte er ein Stück von sich selbst verkauft.
Die Touristenfähre war abgefahren, und die Maler saßen untätig in Restaurants oder vor
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