Planet im Aufbruch
Zorn an sie. ›Du hast mir prophezeit, Sonnenfrau‹, hatte er gesagt. ›Jetzt spreche ich eine Prophezeiung aus. Du wirst der alten Sonne geopfert werden.‹
Stark sprang auf den Kai. Er wollte Gerrith folgen, doch Morn verlegte ihm den Weg.
Sie geht freiwillig, Dunkler Mann.
»Zum Opfer? Hat Sanghalain deshalb auf sie gewartet?«
Morns Leute waren mit Waffen in den Händen auf den Kai gekommen. Die Hunde konnten gegen sie nichts ausrichten.
Wir werden euch alle töten, wenn ihr uns dazu zwingt, sagte Morn. An der Sache wird das nichts ändern.
Gerrith ging mit der Herrin von Iubar die Stufen hinauf in den kalten, grauen Turm.
20.
Sie befanden sich in einem kalten Steinzimmer, an dessen Wänden verblichene Teppiche hingen. Im Kamin brannte ein winziges Feuer. Sanghalain und die braun verschleierten Frauen, deren Oberpriesterin sie war, hatten die ganze Nacht mit Gerrith verbracht. Sie hatten sich jetzt zurückgezogen, um die weise Frau von Irnan mit ihren Gefährten allein zu lassen.
Sie trug ein Gewand, das die Farbe ihres Haares hatte. Sie saß an einem Tisch, das Gesicht über eine Schüssel mit klarem Wasser gebeugt.
Halk, Alderyk, Pedrallon und Sabak standen in der Nähe des Tisches und warteten auf ein Wort von ihr. Simon Ashton stand allein ein paar Schritte entfernt. Stark hielt sich so fern wie möglich von Gerrith. Man hätte glauben können, er würde sie am liebsten eigenhändig töten, wenn sie in seiner Nähe gewesen wäre.
Als sie mit der Stimme der Prophetin sprach, hörte er ihr wie die anderen zu.
»Die Völker des Nordens haben ihre zweite Wanderung angetreten«, sagte sie. »Die Fallarin haben den Ort der Winde verlassen.«
Ein plötzliches Flügelschlagen Alderyks brachte die Kerzen zum Flackern.
»Sie ziehen nach Süden, nach Yurunna«, fuhr sie fort. »Wer von den Ochar übrig ist, nimmt denselben Weg. In Yurunna bereiten sich viele der Vermummten auf den Auszug vor, da sie nicht genug geerntet haben, um den Winter überstehen zu können.«
Sabaks blaue Augen blickten sie hinter dem Gesichtsschleier hervor eindringlich an.
Sie sagte: »Die Eingänge zu den Hexenfeuern sind verschlossen. Die Tochter Skaiths und ihr Volk haben ihre Entscheidung getroffen. Penkawr-Ches Schiffe haben den Planeten verlassen, und ich glaube, sie haben nur wenig für ihre Mühen mit dem Haus der Mutter geerntet. Die Harsenyi haben sich schon längst über die südlichen Straßen verstreut.
Die Schmieden in Thyra sind erkaltet, und das Volk zieht in den Süden. Der Kornkönig Hargoth führt sein mageres Volk aus den Türmen nach Süden. Die wolfsgesichtigen Männer von Izvand schauen auf die Grenze. Es wird viel gekämpft werden, aber die Stadtstaaten werden sich hinter ihren Mauern halten können. Nur Irnan wird verlassen werden, weil es nicht genug zu essen gibt, und ich sehe Rauch über den Dächern. Seine Bevölkerung wird bei den anderen Stadtstaaten Unterschlupf finden.«
»Die südliche Welle der Wanderung wird verebben, sobald die Überlebenden bessere Bedingungen finden. Pedrallons Land und seine Nachbarn werden die meisten der Flüchtlinge aufnehmen können, doch das Leben dort wird sich verändern. Unsere Sache findet dort aber keine Hilfe. Unsere Heere werden, wie ich es vorausgesagt habe, aus dem weißen Süden kommen. Sanghalain weiß, daß für ihr Volk und die Ssussminh kein Platz mehr auf Skaith ist. Ihre einzige Hoffnung liegt in den Sternenschiffen.«
Stark sagte mit scharfer Stimme: »Ich werde Sanghalain nicht dienen.«
»Das ist nicht nötig. Wenn geschehen ist, was geschehen muß, wirst du dich mit den Königen der Weißen Insel verbünden. Du wirst sie führen.«
»Warum?«
»Weil du der Dunkle Mann der Prophezeiung bist, und weil dein Schicksal mit einem Ort verknüpft ist, Ged Darod, wo du deinen letzten Kampf mit Ferdias führen wirst, den letzten Kampf gegen die Stabträger. Du mußt ihn gewinnen. Das Schiff, das ihr gerufen habt, wird kommen, aber die Schutzherren sind jetzt in der Lage, sich einzumischen. Das außerirdische Ding, das Pedrallon hatte, befindet sich jetzt in ihrem Besitz.«
»Der Sende-Empfänger«, sagte Pedrallon.
Gerrith nickte. »Du mußt dich mit deinem Heer beeilen, Stark. Sonst werden die Schutzherren das Schiff fortschicken oder es zerstören, und du wirst diese Welt nie verlassen.«
»Wir haben auch Funkgeräte«, erinnerte sie Ashton.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich sehe euch stumm nach Ged Darod marschieren, ohne
Weitere Kostenlose Bücher