Planeten 03 - Venus
fragte ich. Plötzliche Erregung trieb den Pulsschlag in die Höhe.
»Das ist nichts«, sagte Fuchs mit einem flüchtigen Blick auf den Bildschirm.
»Ein Systemfehler ist das jedenfalls nicht«, insistierte ich.
»Stimmt«, sagte Fuchs mit einem Blick auf die Kurve, »aber es ist zu schwach für das Wrack der Phosphoros.«
»Zu schwach? Die Echospitze ist so stark wie die einer Signalboje.«
Er tippte mit dem Fingerknöchel gegen den Bildschirm. »Die Intensität ist hoch, zugegeben. Aber die Laufweite des Echos über dem Boden ist zu kurz, um von einem Schiff zu stammen.«
»Vielleicht ist es ein Wrackteil«, sagte ich. »Das Schiff ist wahrscheinlich in mehrere Teile zerbrochen.«
Fuchs hörte gar nicht mehr zu, sondern er sprach schon ins Mikrofon des Computers: »Abgleich des dargestellten Radarechos mit bekannten Artefakten auf der Oberfläche.«
VENERA 9 erschien in weißer alphanumerischer Darstellung am unteren Bildschirmrand.
»Das erste Raumfahrzeug, das fotografische Aufnahmen von der Venusoberfläche gemacht hat«, sagte Fuchs.
»Himmel und Hölle«, keuchte ich ehrfurchtsvoll. »Das Ding steht schon seit hundert Jahren dort unten!«
Fuchs nickte. »Ich wundere mich, dass überhaupt noch etwas davon übrig ist.«
»Wenn wir in der Lage wären, es zu bergen«, hörte ich mich laut denken, »würden wir auf der Erde ein Vermögen damit machen.«
Fuchs richtete die ganze Teleskopbatterie des Schiffs auf die Überreste des alten russischen Raumfahrzeugs und gab mir die Anweisung, die elektronischen Bildverstärker einzuschalten und zu überwachen.
Es dauerte fast eine halbe Stunde, um ein anständiges Bild auf den Computerbildschirm zu bekommen, doch zum Glück driftete die Lucifer langsam in der dichten unteren Atmosphäre. Der Winkel zwischen uns und der Venera wurde sogar noch etwas kleiner, während wir die Optik ins Spiel brachten.
»Dort ist sie«, sagte Fuchs fast bewundernd.
Ich war nicht sonderlich beeindruckt. Es handelte sich um nicht viel mehr als eine kleine runde Scheibe, die auf einer Seite abgesackt und halb abgebrochen war und die zerknüllten Überreste einer matten Metallkugel enthüllte, die auf dem glühenden Fels stand. Der Anblick erinnerte mich an eine altmodische Getränkedose, die von einer starken Hand zerdrückt worden war.
»Sie werfen einen Blick in die Geschichte, Humphries«, sagte Fuchs.
»Es ist so klein«, sagte ich. »So primitiv.«
Er stieß ein schnaubendes Lachen aus. »Das war vor einem Jahrhundert Stand der Technik. Ein Wunder menschlicher Ingenieurskunst. Und nun ist es ein Museumsstück.«
»Falls wir überhaupt imstande wären, das Gerät in ein Museum zu transportieren.«
»Es würde wahrscheinlich zu Staub zerfallen, wenn jemand es berührte.«
Da war ich mir nicht so sicher. In der heißen Hochdruckatmosphäre, die fast nur aus Kohlendioxid bestand, hatte das Metall des alten Raumfahrzeugs sich erstaunlich gut gehalten. Das sagte mir, dass die Atmosphäre dort unten doch nicht so aggressiv war, wie wir erwartet hatten. Die Schwefelsäure und Chlorverbindungen, die wir in den Wolken gefunden hatten, existierten vielleicht nicht in der Nähe der Oberfläche; zumindest nicht in so hoher Konzentration.
Umso besser, sagte ich mir. Das bedeutete nämlich, dass das Wrack von Alex’ Phosphoros einfacher zu orten sein müsste. Und vielleicht war sogar sein Leichnam noch halbwegs unversehrt.
Fuchs suchte in den Computerdateien nach weiteren Radarechos. Wir waren nur einem von ihnen so nah, dass wir die Teleskope einzusetzen vermochten. Als die elektronisch verstärkten Bilder auf dem Monitor erschienen, machte mein Herz einen Sprung.
»Das ist das Wrack!«, rief ich. »Schauen Sie ... es ist über den Boden verstreut.«
»Ja«, bestätigte er und murmelte etwas ins Computermikrofon.
KEINE KORRELATION, erschien auf dem Bildschirm.
»Aber das muss doch die Phosphoros sein!«, sagte ich aufgeregt. »Schauen Sie, man sieht doch ...«
»Die Phosphoros ist tausend Kilometer weiter westlich runtergegangen«, sagte Fuchs.
»In der Nähe von Aphrodite Terra.«
»Und was ist dann das hier ...« Ich verstummte. Mir dämmerte, was wir dort sahen. Das Wrack der Hesperos. Mein Schiff. Wir waren durch die subsolare Welle weit vom Kurs abgekommen und befanden uns nun wieder an der Position, wo die Hesperos auseinandergebrochen war.
Ich starrte auf das Wrack. Rodriguez war dort unten. Und Duchamp und Dr. Waller und die Techniker. Ich schaute zu Fuchs
Weitere Kostenlose Bücher