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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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zu, als sie mich erblickten.
    Nur Nodon nahm Notiz von mir und lächelte breit. Er schien sehr erfreut über die Fortschritte, die ich bei der Einarbeitung ins Pumpensystem machte. Er freute sich schon darauf, mir die Pumpen zu übergeben und auf die Brücke befördert zu werden.
    »Sie werden in dieser Schicht alles allein machen«, sagte er mit einem verschmitzten Grinsen zu mir, als wir zur Hauptpumpstation gingen.
    Ich nickte und richtete die Aufmerksamkeit auf die Skalen und Anzeigen, die das Pumpsystem überwachten. Es erschien mir bei näherer Überlegung schon seltsam, dass Nodon fast die ganze Kommunikation zwischen uns besorgte. Im Gegensatz zu ihm war ich verschlossen, düster und sagte kaum ein Wort. Ich erinnerte mich verschwommen an eine alte Weisheit, die sinngemäß lautete, ein Lehrling solle den Mund geschlossen und die Augen offen halten.
    Die Pumpen arbeiteten zuverlässig, doch dann sah ich, dass bei einer von ihnen Überhitzung drohte. Ich musste sie abschalten und das Reserveaggregat einschalten.
    Dann musste ich die andere Pumpe zerlegen, um den Grund für die Überhitzung zu finden. Ein Gaslager hatte sich leicht zugesetzt, und durch die entstehende Reibung lief die Pumpe heiß. Während Nodon mir über die Schulter sah, baute ich das Lager aus und reinigte es gründlich, derweil Nodon mich aufmerksam beobachtete.
    »Der Kapitän«, fragte ich ihn bei der Arbeit.
    »Wie lang kennst du ihn schon?«
    »Mein Leben lang«, erwiderte er. »Er war ein guter Freund meines Vaters, schon vor meiner Geburt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die Vorstellung fällt mir schwer, dass er überhaupt Freunde hat.«
    Nodon nickte ernst. »Sie kannten ihn nicht, als er noch ein glücklicher Mensch war. Er war damals ganz anders. Der Krieg hat ihn verändert.«
    »Krieg?« Ich schaute von den auf dem Deck verstreuten Teilen auf.
    Nodon erzählte mir vom Asteroidenkrieg. Natürlich hatte ich im Geschichtsunterricht davon gehört und die Videos gesehen: Der Kampf zwischen konkurrierenden Konzernen um die größten Anteile am Asteroidenbergbau-Geschäft. In der offiziellen Geschichtsschreibung handelte es sich um einen wirtschaftlichen Konkurrenzkampf in dessen Folge die großen Konzerne die meisten kleinen, unabhängigen Mineure und Prospektoren aufgekauft hatten.
    Doch Nodon war selbst dabei gewesen und hatte eine ganz andere Auseinandersetzung erlebt, auf die die Bezeichnung ›Krieg‹ eher zutraf: Die Konzerne heuerten Söldnertrupps an, um die Unabhängigen zu jagen und zu töten. Dort draußen in der ewigen Dunkelheit des tiefen Raums wurden Kämpfe zwischen laserbestückten Raumschiffen ausgetragen, deren ursprüngliche Aufgabe die Erschließung erzhaltiger Asteroiden gewesen war. Männer in Raumanzügen wurden von Schnellfeuerkanonen zerfetzt. Frauen auch. Keine Seite stand der anderen in Grausamkeit nach. Es war ein echter Vernichtungskrieg.
    Lars Fuchs war Anführer der Unabhängigen, ein starker und mutiger junger Mann, der ein kleines, aber höchst erfolgreiches Unternehmen gegründet hatte. Und clever war er auch: Viel zu gerissen, um sich von den Söldnertrupps erwischen zu lassen, die den Gürtel auf der Suche nach ihm durchkämmten. Er führte dann den Gegenangriff, überfiel die Konzerneinrichtungen auf Ceres und Vesta, bekämpfte die Söldner unablässig, trieb die Kosten der Konzerne und die Verluste der Söldner in die Höhe und Männer wie meinen Vater zur Verzweiflung.
    Fuchs stand kurz davor, als Sieger aus dem Asteroidenkrieg hervorzugehen, als mein Vater – wie Nodon sagte – ihn vernichtete. Nicht etwa mit Truppen, auch nicht mit todbringenden Waffen, sondern mit einer zarten Frau. Fuchs’ Frau. Die konzerneigenen Sicherheitskräfte meines Vaters entführten sie und drohten sie umzubringen. Fuchs kapitulierte, obwohl er wusste, dass sie ihn ermorden würden, sobald er sich stellte.
    Stattdessen machte seine Frau ein Geschäft mit meinem wollüstigen Vater, der von ihrer Schönheit bezaubert war. Sie schlug ihm vor, ihn zu heiraten, wenn er Fuchs am Leben ließ.
     
    So kehrte meine Mutter auf die Erde zurück, um Martin Humphries’ vierte und letzte Frau zu werden. Und Lars Fuchs blieb im Asteroidengürtel zurück, ein gebrochener Mann, seiner Bergbaugesellschaft, der Führungsrolle und der geliebten Frau beraubt.
    Der Asteroidenkrieg endete mit dem Sieg der Konzerne. Die unabhängigen Mineure hörten praktisch auf zu existieren; nur noch ein paar Prospektoren durchstreiften im Auftrag

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