Planeten 03 - Venus
der Konzerne die Weiten des Gürtels. Fuchs wurde eine Felsenratte, ein Prospektor, der von der Gnade der allmächtigen Konzerne abhängig war, ein verbitterter Mann, aber voll unbändigem Hass.
»Und dann hörte er, dass dieser Preis auf die Bergung des Leichnams Ihres Bruders ausgesetzt wurde«, sagte Nodon mit leiser Stimme und im Bann alter Erinnerungen. »Er hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt! Er betrachtete es als eine ›kosmische‹ Ironie. Ja, so hat er es genannt: Eine kosmische Ironie.«
Ich hatte das Lager inzwischen gereinigt und setzte die Pumpe wieder zusammen.
»Und wie hat er dann dieses Schiff gebaut?«, fragte ich. »Ohne Geld und ohne Ressourcen?«
Nodon lächelte milde. »Er hatte Freunde. Freunde aus den alten Zeiten, Überlebende des Kriegs, Frauen und Männer, die ihn kannten und noch immer verehrten. Zusammen bauten sie draußen im Gürtel dieses Schiff. In einer geheimen Aktion. Ich habe auch dabei geholfen, müssen Sie wissen. Auf diese Weise wollten wir es den Konzernen heimzahlen und wenigstens ein bisschen Rache nehmen an Männern wie Ihrem Vater.«
Ich schloss die Abdeckung und schaltete die Pumpe ein. Sie sprang sofort an. Nodon und ich schauten glücklich und zufrieden, als wir von den Skalen ablasen, dass sie wieder im normalen Betriebszustand arbeitete.
»Und diese Besatzung?«, fragte ich. »Kommen die Leute auch alle vom Gürtel?«
Sein zufriedenes Lächeln verschwand. »Ja, vom Gürtel. Aber die meisten von ihnen
sind Abschaum. Nur sehr wenige Leute waren bereit, sich seiner Besatzung anzuschließen.«
»Die Venus ist schließlich ein sehr gefährlicher Ort«, sagte ich.
»Ja, das stimmt. Aber wovor sie wirklich Angst hätten, war, als Helfer von Kapitän Fuchs entlarvt zu werden. Es war eine Sache, ihm tief im Gürtel beim Bau des Schiffes zu helfen, wo wir keine ungebetenen Zuschauer hatten. Aber sich offen seiner Besatzung anzuschließen? Die wenigsten hatten den Mut dazu. Er musste solche Halsabschneider wie Bahadur anheuern.«
Die Erinnerung an den armen Sanja, der tot in der Koje lag, schoss mir durch den Kopf.
Und an Bahadur, wie er in einer Fontäne aus Blut explodierte.
»Denken Sie nicht zu schlecht vom Kapitän«, sagte Nodon zu mir. »Der Mann hat viel erlitten.«
Und mein Vater ist schuld daran, sagte ich mir.
IM ZIELGEBIET
In stetem Sinkflug trieben wir langsam auf die Nachtseite des Planeten zu. Es war ein kalkulierter Höhenverlust, der uns nach Fuchs’ Berechnungen über die östlichen Erhebungen von Aphrodite Terra bringen würde, wo die Phosphoros aller Wahrscheinlichkeit nach lag. Ich hoffte nur, dass Alex’ Schiff auch tief genug lag, so dass wir es aus den starken Radarechos der Gipfelregionen der Berge herauszufiltern vermochten.
Nach der Schicht an den Pumpen hätte ich eine Dusche nötig gehabt, aber mir fehlte die Zeit dafür. Also zog ich mir nur einen sauberen Overall an, warf die Schmutzwäsche in die vollautomatische Waschmaschine und eilte auf die Brücke.
Fuchs musterte mich prüfend, als ich die Kommunikationskonsole übernahm, sagte aber nichts.
Ich starrte ihn unverwandt an. Wäre ich an seiner Stelle gewesen und hätte ich durchgemacht, was er durchgemacht hatte – wie ich mich wohl fühlen würde, wenn ich Martin Humphries’ Sohn an Bord meines Schiffs hätte? Wieso ließ er mich nicht einfach sterben? Was ging im Kopf dieses zornigen, verbitterten Manns vor?
»Captain, Sir, es ist erforderlich, die Zentraleinheit nun zur Wartung herunterzufahren«, sagte die Technikerin. Die monotone und emotionslose Computerübersetzung beraubte ihre Aussage aller phonetischen Nuancen, doch hörte ich den gutturalen und knurrenden Dialekt der Techniker in im Hintergrund.
Ich drehte den Stuhl etwas, so dass ich auf einem leeren Bildschirm das Spiegelbild von Fuchs’ Gesicht sah. Er runzelte säuerlich die Stirn.
»Das ist notwendig, Captain, Sir, wenn wir einen Defekt am Hauptwärmeaustauscher vermeiden wollen«, bekräftigte die Technikerin.
»Ich verstehe«, sagte Fuchs. »Weitermachen.«
»Soll ich die Mannschaft informieren ...«
»Du tust deine Arbeit«, blaffte Fuchs. »Ich kümmere mich um die Besatzung.«
»
Yessir
.«
»Humphries, legen Sie mich aufs Schiffs-Interkom«, rief er mir zu.
»Jawohl, Sir«, sagte ich zackig, obwohl ich mich nicht so fühlte.
»Hier spricht der Kapitän«, sagte Fuchs. »Wir werden es für ein paar Stunden etwas wärmer haben, weil ein Teil des Hauptwärmeaustauschers wegen
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