Planeten 03 - Venus
ernstem Gesicht. »Sieht so aus. Hat das richtige Profil.«
Ich starrte auf den Bildschirm. Das Wrack des Schiffs meines Bruders. Was auch immer von Alex noch dort unten lag, wartete darauf, dass ich es barg.
»Er hätte sich kaum einen ungünstigeren Ort aussuchen können«, murmelte Fuchs, dessen Augen auch auf den Monitor geheftet waren.
»Das ist ein ziemlich enges Tal«, sagte ich.
Fuchs nickte und murmelte: »Auf der Erde wäre dieses Tal eine thermische Hölle. Aber hier ... nun, wir wissen es nicht.«
Die Berge wirkten jungfräulich, selbst auf dem Radarbild: Mit scharfen Graten und zerklüftet, als ob sie erst vor kurzem entstanden wären. Aber diese Berge waren nicht jung, sagte ich mir. Nicht, wenn Greenbaum und Cochrane recht hatten und die Plattentektonik der Venus vor einer halben Milliarde Jahre zum Erliegen gekommen war. Der Vulkanismus war auch ein Rätsel. Es waren allenthalben Vulkane zu sehen, obwohl keiner von ihnen aktiv zu sein schien. Und doch musste irgendetwas Schwefelverbindungen in die Atmosphäre pumpen, wobei Vulkanausbrüche die einzig plausible Quelle für den Schwefel zu sein schienen. Nur dass man in den ungefähr hundert Jahren, seit Raumsonden die Venus beobachteten, keinen einzigen Vulkanausbruch registriert hatte. Außer der Eruption, welche die Truax gemeldet hatte, und das jagte mir eine Heidenangst ein. Ich sah direkt vor mir, wie Greenbaums Theorie sich bewahrheitete und ringsum ausbrechende Vulkane uns ihre Lava entgegen schleuderten.
Ich wusste, dass hundert Jahre weniger als ein Lidschlag sind, wenn man geologische Prozesse wie Plattentektonik und Vulkanismus betrachtet, aber dennoch – Erde und Venus sind fast gleich groß. Im Erdinnern rumort es noch immer, und angesichts der Übereinstimmung in Masse und Größe musste das Innere der Venus genauso heiß sein.
Es vergeht kaum ein Jahr auf der Erde, ohne dass diese Hitze aus dem Innern sich in einer gewaltigen vulkanischen Eruption den Weg an die Oberfläche bahnt. Wenn die Vulkane auf der Erde für ein ganzes Jahrhundert geruht hätten, dann würden die Geologen in Panik geraten.
Und doch waren in den hundert Jahren, seit Raumfahrzeuge die Venus beobachteten, keine Vulkanausbrüche registriert worden – bis heute nicht. Weshalb? Hatte Greenbaum doch recht? Wurde die Kruste der Venus wirklich immer heißer, bis das Gestein an der Oberfläche schmolz und sich in Lava verwandelte? Würden wir die volle Ladung abkriegen?
»Kommen Sie mit«, sagte Fuchs und riss mich aus diesen apokalyptischen Spekulationen.
Ich wandte mich vom Wandbildschirm ab und sah, dass er schon an der Tür stand und mich mit diesem altbekannten grimmig-ungeduldigen Blick anschaute. Fast freute ich mich darüber.
Er führte mich durch den Mittelgang nach achtern, dann eine Leiter hinunter in eine kleine, verlassene Abteilung. Ein schweres Schott war in den Boden eingelassen. Fuchs bediente die Schaltfläche in der Wand, und ich erkannte, dass die Luke zu einer Luftschleuse führte. Er kletterte hinein, und einen Moment später steckte er den Kopf wieder heraus.
»Es ist alles in Ordnung, Humphries. Wir haben Druck auf der anderen Seite. Kommen Sie runter.«
Ich ging zur Kante der Luke und sah, dass er die untere Luke der Luftschleuse geöffnet hatte und sich anschickte, hindurch zu kriechen. Ich kletterte die Sprossen hinab, die in die runde Wand der Luftschleuse eingelassen waren. Das Metall schimmerte wie neu – die Schleuse wurde kaum benutzt. Von der unteren Luke führte eine Leiter abwärts, und ich stieg eine Sprosse nach der andern hinunter, bis ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
Ich drehte mich um und sah, dass wir in einer kleinen Kammer standen, die wie ein winziger Hangar anmutete.
Und darin stand ein schlankes, pfeilförmiges Fluggerät aus glänzendem weißem Cermet. Es nahm fast den gesamten Raum der Kammer ein. Die spitze Nase war transparent, und das trompetenförmige Heck war mit drei Düsen bestückt.
»Was sagen Sie dazu?«, fragte Fuchs. Der Anblick der Maschine entlockte ihm tatsächlich ein Grinsen.
»Ziemlich klein«, sagte ich.
»Eine Person hat darin Platz.«
Ich nickte. Während ich das Fluggerät langsam umrundete, sah ich ein paar Greifarme, die an den Seiten angeklappt waren. Ich sah auch den Namen, den Fuchs dem Schiff in die Flanke geprägt hatte: Hecate.
Er sah den fragenden Ausdruck in meinem Gesicht. »Eine Göttin der Unterwelt, zuständig für Hexenzauber und so’n Zeug.«
»Ach
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