Planeten 03 - Venus
war nicht verschlossen. Ihr Quartier war leer.
Wo, zum Teufel, steckte sie bloß, fluchte ich innerlich.
Fuchs’ Unterkunft! Dort wird sie sein.
Sie sagt zwar, dass sie nicht mit ihm schliefe, aber sie ist in seinem Quartier. Die beiden haben ein Schäferstündchen.
Es waren nur ein paar Schritte bis zu Fuchs’ Tür. Ich verzichtete darauf, anzuklopfen.
Ich zerrte an der Tür, und sie glitt leicht auf.
Er lag halbnackt auf dem Bett. Und sie hatte sich über ihn gebeugt.
ENTHÜLLUNGEN
Marguerite musste mich gehört haben, als ich in Fuchs’ Unterkunft trat. Sie drehte den Kopf. Der Ausdruck in ihrem Gesicht war schrecklich.
»Er hat einen Schlaganfall«, sagte sie.
Ich sah, dass sie vollständig angezogen war. Tränen liefen ihr übers Gesicht.
»Er kam von der Brücke und hat mich hergerufen«, sagte sie in einem Wortschwall. »In den Moment, als ich eintrat, ist er zusammengeklappt. Ich glaube, er stirbt.«
Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, war – wie ich zu meiner Schande gestehen muss –, dass ich Fuchs noch für eine weitere Transfusion brauchte. Der zweite – noch schlimmere – war, dass ich ihm, wenn er starb, das ganze Blut abzapfen und für mich verwenden könne. Damit würde ich hinkommen, bis wir wieder auf der Truax waren. Ich kam mir vor wie ein Vampir, aber das waren eben meine Gedanken.
Fuchs öffnete die Augen. »Ich sterbe nicht«, knurrte er. »Brauche nur ... mein Medikament.« Er nuschelte, als ob er betrunken wäre.
»Welches Medikament?«, fragte ich.
Fuchs hob leicht die linke Hand und wies zittrig auf die Toilette. Der rechte Arm lag schlaff da.
Marguerite stieg vom Bett und rannte zur Toilette.
»Erste-Hilfe-Kasten ...«, rief Fuchs ihr schwach nach. »Unter ... dem Waschbecken.«
Weil ich mich selbst auch ziemlich schwach fühlte, zog ich einen Stuhl heran und ließ mich darauf fallen, so dass ich Fuchs im Blick hatte.
Die rechte Seite des Gesichts hing leicht herunter, und das Auge war fast geschlossen.
Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, aber diese Gesichtshälfte schien grau und fahl, als ob sie erfroren wäre.
»Sie sehen ... nicht sehr gut aus«, sagte er matt.
»Sie aber auch nicht.«
Er versuchte sich ein sardonisches Lächeln abzuringen und murmelte: »Ein schönes Paar.«
Marguerite kam mit einem kleinen Plastikkoffer zurück. Sie hatte ihn bereits geöffnet und las die Hinweise auf dem Display, das in die Rückseite des Deckels integriert war.
»Ich werde dir eine GPA-Spritze geben«, sagte sie mit einem Blick auf die Anzeige.
Fuchs schloss die Augen. »Gut...«
»GPA?«, fragte ich.
Fuchs versuchte zu antworten: »Gewebe-Plasmino ...« Dann verließen ihn die Kräfte.
»Gewebe-Plasminogen-Aktivator«, beendete Marguerite den Satz für ihn und setzte eine Kanüle in die Metallspritze aus dem Erste-Hilfe-Kasten ein. »Es wird das Blutgerinnsel auflösen, das die Ader verstopft.«
»Aber woher wollen Sie wissen ...?«
»Gerinnungshemmer«, sagte Fuchs mit verwaschener Stimme, als ob die Zunge ihm nicht gehorchte. »Hilft... immer.«
Ich schaute auf den offenen Erste-Hilfe-Kasten, den Marguerite neben ihm aufs Bett geworfen hatte. Ein paar Schlaufen, in denen Ampullen gesteckt hatten, waren schon leer.
»Wie oft ist Ihnen das passiert?«, platzte ich heraus.
Er schaute mich düster an.
»Er hat schon ein paar leichte Anfälle erlitten«, sagte Marguerite und presste den Mikronadel-Kopf der Spritze gegen Fuchs’ Oberarm. »Das ist bisher der schlimmste.«
»Aber was ist die Ursache?«, fragte ich.
»Akute Hypertonie«, sagte Marguerite. Nun schaute Fuchs sie düster an.
Ich war baff. »Was? Hoher Blutdruck? Ist das alles?«
»Alles?«, sagte Marguerite scharf und mit blitzenden Augen. »Das verursacht diese Anfälle! Es bringt ihn um!«
»Aber der Blutdruck kann mit Medikamenten eingestellt werden«, sagte ich. »Es stirbt doch niemand an hohem Blutdruck.«
Fuchs lachte bitter. »Sehr beruhigend ... Doktor Humphries. Fühle mich auch ... gleich besser.«
»Aber ...« Ich war verwirrt. Hypertonie war etwas, das man mit Pillen behandelte; soviel wusste ich immerhin. Das waren also die Pillen, die er geschluckt hatte! Wenn er aber das Medikament hatte, das er brauchte, wieso bekam er dann Herzanfälle?
»Das Medikament dämpft den Blutdruck nur bis zu einem bestimmten Punkt«, sagte Marguerite etwas ruhiger. »Aber es bekämpft nur die Symptome.«
»Heißt das, dass ich es auch bekommen werde?«, fragte
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